"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Dienstag, 30. Juni 2015

[Rezension] The devil lies in the detail (Peter Littger)

Peter Littger: The devil lies in the detail 

Ohne jeden Zweifel, als Fan der englischen Sprache gehört dieses Buch für mich zur Pflichtlektüre. Ein Blick im Buchladen genügte, um das zu wissen. 

Und, tatsächlich, nicht selten habe ich mich beim Lesen in die pointiert geschilderten Situationen hineinversetzen können. Es ist doch ebenso faszinierend wie beruhigend, dass die eine oder andere Falltür für Generationen von gewillten Englischlernenden offen steht — und nicht eben nur einen selbst in Lebenslagen manövriert und einem Erlebnisse beschert, die, sagen wir, in Erinnerung bleiben.  


~ Rezension ~

Einzigartig und gut abgeschmeckt: die deutsch-englische Teufelsküche

Wenn es darum geht, die Verbundenheit zur englischen Sprache zum Ausdruck zu bringen, kennen wir Deutschen keinerlei falsche Zurückhaltung mehr. Dass dieser oder jener dabei gewählte Ausdruck nicht unbedingt immer der feinen englischen Art entspricht  nun ja, who cares? Holprig zusammengeschusterte, aber überzeugend vorgetragene grammatikalische Konstruktionen, reizvolle Neologismen sowie zielsicher verfehlte Pointen gehören hierbei zum Standardrepertoire der deutsch-englischen Kommunikation. Doch all das ist halb so wild. Im Gegenteil. Gäbe es diesen gern ignorierten Teufel im Detail nicht, worüber hätte Peter Littger dann nur geschrieben? God only knows.

Mit The devil lies in the detail offeriert Kolumnist und Autor Peter Littger seinen Lesern einen gleichermaßen vergnüglichen wie fundierten Einblick in das unverwechselbare Miteinander der deutschen und englischen Sprache.

Wer kennt sie nicht? Die herrlich eloquenten Irrungen und Wirrungen des Englischen, in denen wir uns als Fremdsprachler immer wieder zu gern wiederfinden. Erfrischend sympathisch und heiter reflektierend präsentiert Peter Littger eine Sammlung herrlichster Anekdoten, Beobachtungen und Erkenntnisse seiner Laufbahn als praktizierender Englischliebhaber. Dabei hebt er keinesfalls nur die leichten bis mittelschweren Fehltritte seiner Landsleute hervor. Im Gegenteil. Mit dem entsprechenden Augenzwinkern blickt er auch auf seine eigenen Schlenker und Schleuderer zurück. Ein Gesamtpaket, das mich köstlich unterhalten und immer wieder zu einem kräftigen zustimmenden Nicken bewogen hat.

Neben dem zeitlos präsenten Klassiker der Präpositionsfalle on, at, by: ist doch alles Einerlei  und einem sich im deutschsprachigen Raum etablierendem (Pseudo-) Englisch beleuchtet der Autor beispielsweise auch linguistische Diskrepanzen großer Persönlichkeiten und spezifische Stereotype der gegenübergestellten Sprachkulturen. Dass dem Leser spätestens jetzt ein allseits beliebtes "LOL" in den Sinn kommt, ist ziemlich sicher.

Der Autor sorgt jedoch nicht nur für eine breitgefächerte Unterhaltung, indem er Kuriositäten auf dem Silbertablett serviert. In aller Regelmäßigkeit flicht er das korrekte Englisch und damit einen lehrreichen Aha-Effekt in seine Ausführungen ein. Überaus gelungen, wie ich finde. Als weiterer großartiger Mehrwert wartet Peter Littger mit einer Kollektion aufschlussreicher und nicht minder abwechslungsreicher Vokabelempfehlungen auf, die dem eigenen Sprachgebrauch einen neuen Pfiff geben dürften.

In der Summe ist dieses humorvolle und konsequent wortgewandte Sachbuch ein Garant für gute Laune. Die Begeisterung für unsere Lieblingsfremdsprache könnte kaum glaubwürdiger, enthusiastischer und nachdrücklicher gefeiert werden. Ein Muss für Fans der deutsch-englischen Sprachfreundschaft.

FZIT: Amüsant. Eloquent. Pointiert. 


Freitag, 26. Juni 2015

[Rezension] Racherausch (Michael Linnemann)

Michael Linnemann: Racherausch 

Da ich größter Fan von Zauberkunst, Illusionen & Co. bin, erklärt es sich von selbst, dass ich gar nicht lange überlegen musste, als Indie-Autor Michael Linnemann von seinem neusten Werk berichtete.

Die Magie im Zusammenspiel mit nebulösen kriminellen Machenschaften stellt natürlich noch einmal eine ganz eigene Büchse der Pandora dar. Daher war ich auf die Umsetzung wirklich gespannt, keine Frage.

Besten Dank an dieser Stelle an Michael Linnemann für das mir zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!

Cover: Michael Linnemann


~ Rezension ~

Tödliche Magie

Die Hauptkommissare Nora und Tommy stehen vor einem Rätsel: Ein junger Mann wurde in einer Göttinger Gasse erschossen aufgefunden. Dass es sich hierbei um einen Mord handelt, steht schnell fest. Denn der Täter hat ein deutliches und gleichermaßen makaberes Statement hinterlassen. Den Ermittlern schwant Böses. Aber noch ehe sie den Tathergang ansatzweise rekonstruieren können, geschieht bereits der nächste grausige Mord. Wieder hinterlässt der Mörder seine Handschrift, hat sich selbst jedoch wie in Luft aufgelöst. Welches perfide Spiel ist hier im Gange? Nora und Tommy läuft die Zeit davon ...

Michael Linnemanns Roman Racherausch ist ein Krimi, der die Magie dieses Genres im wahrsten Sinne in Szene setzt.

Sie, Nora, ist die sich einfühlende Analytikerin. Er, Tommy, orientiert sich am liebsten an den Fakten, die seine Logik untermauern. So gut sich die beiden Hauptkommissare auch ergänzen mögen, in ihrem neusten Fall beißen sie gemeinsam auf Granit. Damit schafft Michael Linnemann eine Sackgasse inmitten laufender Ermittlungen, die peu à peu zu einer Belastungsprobe für die beiden Protagonisten wird. Wie kühl die beiden Köpfe bis zum Showdown tatsächlich bleiben, ist für den Leser eine Komponente des sich steigerndes Rausches.

Der Fortlauf der Handlung wird zum einen aus Sicht der Polizei dargelegt, während der Autor zum anderen dem Mörder selbst auch kapitelweise immer wieder eine Stimme gibt. Ein clevere Schachzug, welcher dem Spannungsaufbau zuträglich ist.

Dass dieser Roman etwas überdurchschnittlich Magisches an sich hat, lässt sich nicht leugnen. Spielt doch die Zauber- und Illusionskunst die entscheidende Rolle. Ein Aspekt, den das Buch für mich, abgesehen vom ohnehin fesselnden Genre, besonders reizvoll macht.

Temporeich und gespickt mit Szenenwechseln wird der Roman erzählt. So darf ein Krimi daherkommen. Hier und dort blinzeln Vorahnungen durch, gerade was das persönliche Miteinander der Figuren anbelangt. Allerdings bleiben auch auf diesem Terrain (Fall-) Türen für potentielle Fortsetzungen offen.

In der Summe ein Krimi, der ein rundes Gesamtpaket für lesende Ermittler bietet. Während die einzelnen Charaktere nicht bis in letzte Detail scharf gezeichnet erscheinen, entfaltet sich der Kontext, auf dem die Handlung beruht, überaus markant.

FZIT: Makaber. Temporeich. Illusionsgeladen.


Dienstag, 23. Juni 2015

[Rezension] Pandablues (Britta Sabbag)

Britta Sabbag: Pandablues

Britta Sabbag gehört zweifelsohne zu den Autoren, deren Werke für beste Laune sorgen. Mittels einzigartiger Nahbarkeit und quirliger Witzigkeit schafft sie es immer wieder, mich anzusprechen. Mehr als das: mich zu überzeugen. So geschehen auch jetzt, als ich mich nun endlich (!) einmal der Fortsetzung ihres hitverdächtigen Erstlingswerks gewidmet habe.

P.S.: Britta Sabbag schafft es sogar, dem Phänomen der Augenringe einen niedlichen Touch zu verleihen. Anders kann man es dank des beigefügten Panda-Daumenkinos nicht sagen.


~ Rezension ~

Das Leben — ein Zoo der bunten Skurrilitäten

Das Leben wirft momentan einiges in die Waagschale für Charlotte: Ihr Chef, der Zoodirektor mit unaussprechlichem Namen, befördert sie zu ihrem Traumjob. Zu gerne würde Charlotte außerdem mit ihrem Freund Eric in eine komfortablere Wohnung ziehen, doch dieser sieht diesbezüglich überhaupt keine Notwendigkeit. Und dann wären da noch die "Verpflichtungen" als Patentante, die Charlotte so ziemlich alles abverlangen. Ist doch klar, dass der große Knall da nicht lange auf sich warten lässt. Doch mit dem, was sie dann tatsächlich ereilt, hätte Charlotte im Leben nicht gerechnet.

Mit Pandablues gelingt Britta Sabbag eine fulminant amüsante Fortsetzung ihres Debüts Pinguinwetter. Wer nicht genug von wohl dosierter Absurdität bekommen kann, dem wird dieser Roman ans Herz wachsen.

Gewohnt zielsicher navigiert sich Protagonistin Charlotte Sander in die ulkigsten Situationen und Fettnäpfchen. Eine Eigenschaft, die sie gleichermaßen liebenswert wie unterhaltsam machen. Dass sie überdies einen Reigen aus ungemein eigentümlichen Charakteren förmlich magnetisch anzieht, ist ein echtes Geschenk für jeden Leser. Denn eine illustere Runde hätte Autorin Britta Sabbag kaum zum Leben erwecken können. Köstlich.

Das Geheimnis des Lesevergnügens liegt eindeutig in der Aneinanderreihung abwegigster Episoden sowie Britta Sabbags Geschick, konsequent amüsante Manöver zu fahren. Unter uns, wer könnte besser Geburtshilfe bei Nacktmullen leisten als die chronisch verschrobene Charlotte? Wer könnte sich kompetenter in das Teebeuteldasein seines Patenkindes hineinfühlen als Kinderschreck Charlotte? Wer, wenn nicht ein kreativer Freigeist wie Charlotte, könnte selbst das absurdeste Merchandisingprodukt an den Mann bringen? Einen echt exquisiten Unterhaltungswert muss ich diesem Buch schlichtweg bescheinigen. Denn gerade auch die gelegentlich überspitzt wirkenden Darstellungen und eine, wie ich finde, zeitweise hyperbestimmende Freundin Trine passen sich nur zu gut in das Gesamtbild ein.

Schwungvolle Dialoge, präzise herausgefeilte Stereotype sowie klassische Missverständnisse, welche mit der Sabbag'schen Note versehen werden, manifestieren sich in jedem Kapitel. Dieser Roman hat von so manchen Feinheiten, die das Leben ausmachen, stets etwas mehr: Humor, Charisma und Überschwang. Alles in der XL-Portion.

Nach dem Lesen dieser Buchs darf aus voller Überzeugung angemerkt werden, dass Britta Sabbag die Patenschaft für möglichst viele Werke in unser aller Büchersammlungen übernehmen sollte. 

FZIT: Heiter. Skurril. Kuschelig. 


Freitag, 19. Juni 2015

[Rezension] Deliciously Ella (Ella Woodward)

Ella Woodward: Deliciously Ella 

Deliciously Ella ist ein (Koch-) Buch, das ich unbedingt — ich betone : un-be-dingt  in meinem eigenen Bücherregal wissen wollte. Einfach, weil ich das Gefühl hatte, dass es mir mehr als "nur gefallen" würde. Schließlich war ich schon auf Anhieb ziemlich angetan von Ellas Blog ...

... ich durfte Recht behalten. Für den frischen Wind, den die Ausführungen Ella Woodwards nun in meine eigene Ernährungsweise gebracht hat, bin ich echt dankbar. (Ehrlich, ich mochte Hummus schon immer. Aber jetzt schmeckt es mir sogar noch besser ...)


~ Rezension ~

Soul Food für jedermann

Als Ella Woodward im Sommer 2011 mit der Diagnose posturales orthostatische Tachykardiesyndrom (POTS) konfrontiert wird, beschließt die junge Frau, die bis zu diesem Tag ein absoluter Zucker- und Fastfoodfan war, eine 180 Grad Wendung in Sachen Ernährung hinzulegen. Von heute auf morgen wird sie zur Veganerin und schwört zusätzlich dem raffinierten Zucker und glutenhaltigen Produkten ab. Eine Herausforderung! Zweifellos. Doch über die Monate lernt Ella, die Reichhaltigkeit einer auf Pflanzenbasis beruhenden Ernährung kennen und lieben. Sie wird experimentierfreudiger und beginnt, über ihre Erfahrungen zu bloggen. Außerdem merkt sie, wie sehr diese radikale Ernährungsumstellung ihrem Wohlbefinden nachhaltig guttut.

Mit ihrem ersten Kochbuch, Deliciously Ella, gelingt es der passionierten Foodbloggerin Ella Woodward, die Essenzen einer gesunden Ernährung auf facettenreiche Weise zu servieren.

Ella Woodward hat aus ihrer Not eine Tugend gemacht und gehört mittlerweile zu den gefragtesten Foodbloggern Großbritanniens. Ihre Expertise beruht auf einer sympathischen Mischung aus Aufgeschlossenheit, Disziplin und Kreativität. Deliciously Ella ist längst zu einem Synonym für vollwertige und zugleich innovativ pfiffige Ernährung geworden.

Was mich an dem Gesamtpaket dieses Kochbuchs besonders begeistert, ist die Nuance der schlichten Extravaganz. Mit großer Begeisterung teilt die Autorin ihre stetig wachsende Liebe fürs Kreativsein in der Küche. Unkompliziert und dennoch wirklungsvoll kommen die präsentierten Rezeptideen daher. Ob Haferflockensmoothie, Rote Beete Schokoladenkuchen oder Kokosnuss Thai Curry mit Kichererbsen —  die Bandbreite der vielseitig kompatiblen Köstlichkeiten ist schlichtweg als einladend zu bezeichnen. Von den vorzüglichen Fotos zu den einzelnen Beiträgen einmal ganz zu schweigen. 

Das Tolle an diesem Buch ist, dass die Autorin die vegane Küche nie als einziges Nonplusultra betrachtet. Sie zeichnet schlichtweg ihren eigenen Weg nach und spricht lediglich die Empfehlung aus, vielleicht auch einmal Brokkoli, Mandelmilch & Co. eine faire Chance zu geben. Doch, ich darf feststellen, dass man beinahe gar nicht widerstehen kann, selbst einmal kreativ(er) zu werden, wenn es darum geht, Genuss zu erleben.

Das Kochbuch umfasst jedoch nicht nur einen bunten Reigen an Rezepten. Vielmehr erzählt Ella Woodward ihre Geschichte mithilfe der geschmackvollen Kreationen. Eingängig, unkompliziert vermittelt sie wertvolles Zusatzwissen rund um die Zutaten, Zubereitunsgweisen und Alternativen in der fleischfreien Küche. Ella Woodwards Hintergrund als Bloggerin bleibt dabei stets zu erkennen und das ist genau richtig so. FAQ am Ende des Buchs inklusive.

Insgesamt bleibt zu sagen, dass dieses Kochbuch seine Rolle als Mittler zwischen den kulinarischen Welten rundum gerecht wird. Ella Woodward setzt Akzente, denen wir — von Zeit zu Zeit  mit gutem Gewissen folgen können; vielleicht sogar sollten. Empfehlung des Tages!

FZIT: Geschmackvoll. Unkompliziert. Fantasievoll.


Dienstag, 16. Juni 2015

[Empfehlenswert] Gut belesen durch den Sommer

Hinein in die Freiluftlesesaison! Ob in der heimischen Hängematte in Garten, am Strand oder im Lieblingscafé um die Ecke, es lohnt sich immer, ein gutes Buch in greifbarer Nähe zu haben. 

Genussvoll durch den Lesesommer

Lektüre, mit der (auch) in diesem Sommer meines Erachtens nach nichts schiefgehen kann, ist die Folgende:

Ewig und eins von Adriana Popescu: Dieser Roman hat bereits jetzt einen Platz unter meinen persönlichen Favoriten des Jahres sicher. Er schenkt beim Lesen ein Stück emotionale Ewigkeit. Großes, zeitloses Lesevergnügen! Wie eine Zeitkapsel zwischen zwei Buchdeckeln.

Die letzten Tage von Rabbit Hayes von Anna McPartlin: Eine Geschichte, die ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge gelesen habe. Denn trotz des unvermeidbaren Endes strahlt dieser Roman Stärke und Positivität aus, die in Erinnerung bleiben. 

Honestly Healthy for Life von Natasha Corrett und Vicki Edgson: Dieses Kochbuch empfinde ich als absolute Bereicherung. Originelle, gesunde und äußerst abwechslungsreiche Rezeptideen sorgen einfach für herrliche Experimentierfreude. Sommerbrunch, Picknick und Barbecue können kommen.

Solltet ihr also noch nach einem quirligen bis tiefschichtigen, berührenden und dennoch humorvollen und/oder absolut köstlichem Schmankerl in Buchformat Ausschau halten, dann dürft ihr euch jetzt gern ein wenig inspiriert fühlen. 

In diesem Sinne: Habt einen phänomenal guten (Lese-) Sommer!

P.S.: Welches Buch könnt bzw. müsst ihr diesen Sommer einfach empfehlen?


Donnerstag, 11. Juni 2015

[Neu im Regal] Es musste sein! Mal wieder.

Ehrlich. Buchläden sind wie Treibsand, in dem ich hoffnungslos versinke. Aber wem sage ich das? 

Wie gut, dass Abenteurer und Outdoorexperte Bear Grylls gleich zur Stelle ist, um mir eine Rettungsleine (in Gestalt seiner Autobiografie Schlamm, Schweiß und Tränen) zuzuwerfen. Wie uneigennützig von ihm.

Dass sich Britta Sabbag mit ihrem humorig geschriebenen Panda Blues und Peter Littger mit seinem Fremdsprachenführer der etwas anderen Art, The devil lies in the detail, gleich ans andere Ende der Rettungsleine einreihen, war so selbstverständlich nicht abgesprochen. Aber nett von ihnen ist's allemal. Kann ich jetzt nicht anders sagen. Good on you, guys!

Buchläden sind ein echter Auftrieb für mich als Buchnarr. In diesem Sinne: Auf das "Laster", das Flügel verleiht!


Dienstag, 9. Juni 2015

[Rezension] Auf das Leben! (Annika Bühnemann)

Annika Bühnemann: Auf das Leben!

Nach Auf die Freundschaft! folgt nun der zweite Band, in dem Claudia und ihre Mädels das Leben samt Leiden und Lieben für sich entdecken. Und auch dieses Mal heißt's: Unkompliziert ist anders.
Gewohnt kurzweilig und zugleich mit einem, wie ich finde, größerem Tiefgang denn je, spricht die Autorin ihre Leser an. Der eine oder andere von euch wird vielleicht ähnlich empfinden.

Auf diesem Wege schicke ich ein Dankeschön an Annika Bühnemann, die mir großzügig eines ihrer Buchbabys anvertraut hat!

Cover: Annika Bühnemann


~ Rezension ~

Ein Quartett, das auf das Ass im Ärmel des Lebens setzt.

Hinter den Freundinnen Claudia, Karin, Hannah und Maria liegen einige Turbulenzen. Doch auch die Gegenwart hat es in sich: angeknackste Herzen, fehlende Selbstverwirklichung, unvollendete Familienplanung — jede der vier Frauen hat ihr Päckchen zu tragen. Und dass das Roulette des Lebens sogar ihre innige Freundschaft auf eine harte Probe stellt, macht es nicht einfacher, die richtige Entscheidung zu treffen. Kopf oder Herz? Vernunft oder Risiko? Gemeinsam oder Alleingang? Ganz gleich, was kommen mag, am Ende zählt nur eines: Auf das Leben!

Auf das Leben! von Annika Bühnemann ist ein überaus kurzweiliger Roman, der positive Quirligkeit mit tiefschichtiger Komplexität vereint. Eine Gratwanderung, die unterhält.

Die bereits aus dem Vorgängerband, Auf die Freundschaft!, bekannten Charaktere dürfen abermals die Glanzmomente des Lebens auskosten, werden aber im nächsten Atemzug mit Gewissensfragen geradezu bombardiert. Die Mischung aus Ausgelassenheit und Ernsthaftigkeit modelliert Annika Bühnemann äußerst ansprechend. Die Protagonistinnen dürfen sich einerseits den Gedanken hingeben, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen; müssen aber anderseits auf die harte Tour lernen, dass es grobe Schnitzer gibt, die höchstwahrscheinlich alles verändern dauerhaft.

Als besonders polarisierend ist wohl Marias Entscheidungsweg einzuschätzen. Ihr unerfüllter Kinderwunsch führt zu einer Persönlichkeitsveränderung, die nicht unwesentlich ist. Mit Sicherheit hat die Autorin hier einen Handlungsstrang geschaffen, der zum Nachdenken anregt. Ein Faktor, der dem Buch weiteren Auftrieb gibt. Inwieweit Maria als Figur Sympathieträger ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich empfand ihre chronische Kurzsichtigkeit mitunter als relativ zermürbend.


Dass das Leben kein Wunschkonzert ist, bringt Annika Bühnemann im Verlaufe ihres Werkes sehr erkennbar auf den Punkt. Dass es sich aber dennoch lohnt, nach vorne zu schauen, in sich zu vertrauen und eigene Passionen ernst zu nehmen, unterstreicht sie gleichermaßen. Sie selbst geht als Autorin eines selbst verlegten Buchs diesbezüglich auch gleich mit bestem Beispiel voran. Sehr authentisch!


Die Handlung wird kapitelweise aus den vier verschiedenen Blickwinkeln der Freundinnen wiedergegeben, was für eine stimmungsvolle Abwechslung und ein dynamisches Voranschreiten der Geschichte sorgt. Feine stereotype Spitzen, die konsequent gesetzt sind, gehören ebenso zum Repertoire des Romans wie die universelle Botschaft, hin und wieder mutig(er) zu sein.


Alles in allem ein Buch, das phasenweise durchaus an die eine oder andere kultige Fernsehserie erinnern mag und dennoch mit ganz eigenen Nuancen aufzuwarten weiß.

FZIT: Unterhaltend. Hinterfragend. Erlebend.


Donnerstag, 4. Juni 2015

[Neu im Regal] Roadtrip in die Vergangenheit?

Was lange währt, wird gut. Denn endlich haben es zwei Bücher in meine heimische Sammlung geschafft, für die ich mich schon seit Längerem über die Ferne hinweg begeistern konnte.

Zum einen, weil ich a) die Autorin sehr mag und b) dem Roadmovie-Kontext ihrer Geschichte natürlich nicht widerstehen konnte: Stolperherz von Britta Sabbag. Keine wirkliche Überraschung, oder? Sozusagen Pflichtlektüre. Wobei die "Pflicht" eher einer Kür gleichen wird, nehme ich stark an.

Zum anderen Renée Hollers Das Geheimnis des goldenen Salamanders, das inzwischen als Die Diebe von London in neuem Gewand erschienen ist. Ein Kinderbuch, das mir als stöbernder Bücherwurm bereits vor dem eigentlichen Lesen ans Herz gewachsen ist. Vorzügliche Voraussetzung für (m)eine Reise ins England des 17. Jahrhunderts, was meint ihr?


Dienstag, 2. Juni 2015

[Rezension] Vorsicht Schwiegermutter! (H. Abidi & A. Koeseling (Hrsg.))

Heike Abidi & Anja Koeseling (Hrsg.): Vorsicht Schwiegermutter! Widerstand zwecklos. Schwiegertöchter und -söhne berichten.

Nachdem mich Schachtfeld Elternabend bereits bestens unterhalten hatte, war ich selbstverständlich alles andere als abgeneigt, auch dessen "Nachfolger" zu lesen. Schließlich ließ sich bereits im Vorfeld erahnen, dass beide Bücher aus einem ähnlichen Holz geschnitzt sein müssten. Außerdem kann, wenn Heike Abidi und Anja Koeseling Hand anlegen, doch kaum etwas schiefgehen. Oder? Ja. Doch. Das lässt sich mit Fug und Recht sagen.

Eden Books, danke schön für das mich überraschend erreichte Rezensionsexemplar!

Cover: Eden Books


~ Rezension ~

Bissig oder handzahm? Das ist hier die Frage.

Sie ist ein Phänomen, das Generationen von (werdenden) Familien begleitet: die Schwiegermutter. Mal mit überdimensionaler Herzlichkeit gesegnet. Mal das Abbild eines Türstehers mit Argumenten wie Stahlfäuste. Ganz gleich, welches Exemplar einer Schwiegermutter als (ungekröntes) Oberhaupt der Familie fungiert, es gibt nicht wenige Schwiegerkinder, die ein Lied von den obligatorischen Einzigartigkeiten ihrer Schwiegermutter singen können. Und dieses Werk ist sozusagen das Gesangbuch, das auf das nächste Zusammentreffen — manch einer würde es vermutlich auch Showdown nennen  mit der Mutter des Partners einstimmt.

Mit Vorsicht Schwiegermutter! bringen Heike Abidi und Anja Koeseling erneut eine illustre Sammlung ulkiger Anekdoten über das Miteinander in die Bücherregale ihrer Leser.

Kurzweilig-beschwingte und bisweilen vergnüglich-abstruse Geschichten aus dem Leben von (angehenden) Schwiegertöchtern und -söhnen gibt die auskunftsfreudige Schar an mitwirkenden Autoren in diesem Werk zum Besten. Wo sich die einen einer fürsorglichen Überschwiegermutter während der Flitterwochen erwehren müssen, sehen die anderen einer argwöhnischen Kritikerin in die blitzenden Augen.

Heike Abidi und Anja Koeseling ist es abermals gelungen, mit einem Bataillon bestehend aus Kuriositäten, die zum Schmunzeln bringen, Momentaufnahmen mit Identifikationspotential sowie reichlich Kopfschüttlern und Stirnrunzlern aufzuwarten. Eine, wie ich finde, wirklich unterhaltsame Vielfalt an unterschiedlich gestrickten Schilderungen.

Der humorvoll-dynamische Grundtenor des Buches, der mit zahlreichen persönlichen Nuancen der einzelnen Autoren versehen ist, überzeugt. Herrlich bis hysterisch akzentuierte Überspitzungen sind hierbei natürlich inklusive. Eine Tatsache, welche die mit dem Publikum geteilten Erfahrungsberichte gleich noch ein wenig lebendiger gestaltet. Dass dabei die eine Erzählung mehr, die andere möglicherweise weniger als herausragend empfunden wird, ist nur natürlich.

Die einzelnen Kapitel der Berichterstattung werden durch pfiffige Extras ergänzt. Dazu gehören unter anderem das zeitlos angesagte Schwiegermutter-Bingo und ein ultimativer Psychotext, der zum Selbstversuch einlädt. Na, wer ist mutig genug?

In der Summe eine drollige Lektüre, die uns der Schwiegermutter, von welchem Schlag sie auch sein mag, mit einem Lächeln begegnen lässt. Ein feines Boot Camp in Buchformat.

FZIT: Amüsant. Spritzig. Allgegenwärtig.