"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Donnerstag, 30. Oktober 2014

[Buchpost] Über Tage, die alles verändern ...

Post aus dem Chicken House Verlag erreichte mich kürzlich. Dabei handelt es sich um #rausmitderdicken aus der Feder von Sophia Bennett. Ein Buch für die heranwachsende Generation, in dem der schmale Grat zwischen der Chance und dem Albtraum deines Lebens näher beleuchtet wird.
Dabei steht das Thema Cybermobbing in Kombination mit dem aufstrebenden Showbusiness in einem konkreten Fokus. Ein Gesamtpaket also, das durchaus auf offene Ohren fallen dürfte und sollte. Ich bin gespannt auf die Umsetzung! 

Außerdem trudelte ein Wolfs letzter Tag von Oliver Bantle (veröffentlicht im Tigerbaum Verlag) bei mir ein. Ein Werk, das den Titel Lebenskunst-Roman trägt und allein damit bereits eine gewisse Neugier weckt.


Dienstag, 28. Oktober 2014

[Rezension] Eigentlich Liebe (Anne Sonntag)

Anne Sonntag: Eigentlich Liebe 


Dass Anne Sonntag, die bis dato als Anne Freytag erfolgreiche Romane als Indie-Autorin unters lesefreudige Völkchen gebracht hat, nun Verlagsautorin ist, freut mich persönlich riesig. Denn ihre Geschichten müssen einfach von mehr und mehr Bücherwürmern vertilgt werden. Ihre Worte sind schlichtweg zu bekömmlich. So sehe ich das.
Danke schön, liebe Anne, für die herzliche Widmung, die mein Exemplar des Romans ziert! Schon allein die ist mehr als ein Strahlen wert. Ebenfalls möchte ich mich beim Piper Verlag bedanken, der mich im Rahmen einer einladenden Bloggeraktion mit einem Rezensionsexemplar bedacht hat.

Cover: Piper Verlag


~ Rezension ~

Ja. Nein. Vielleicht. Eigentlich!

Die Freundinnen Clara, Vero und Hanna sind zur Hochzeit ihres ehemaligen WG-Mitbewohners Hannes eingeladen. Doch aus dem rauschenden Fest, scheint ein Desaster zu werden. Dringende Deeskalation ist erforderlich! Denn Liebeskummer, Enttäuschung und schlechtes Gewissen sind nicht die besten Begleiter, um die Liebe zu feiern. Die Freundinnen beschließen nichtsdestotrotz, gute Miene zum (Versteck-) Spiel zu machen und sich nichts anmerken zu lassen. Dass dieser Plan jedoch zum Scheitern verurteilt ist, dafür sorgt das Schicksal in Form der Gästeliste höchstpersönlich. Denn plötzlich schäumen die Gefühle über wie der Inhalt einer gut geschüttelten Champagnerflasche. Allerdings folgt auf den Rausch nicht selten eine ernüchternde Übelkeit. Droht also bereits das nächste Herzschmerzchaos?

Anne Sonntags Eigentlich Liebe ist ein quicklebendiger Roman, dessen laut klopfende Herzschlagfrequenz sich unterhaltsam zwischen reizvoll und reizbar auf der emotionalen Richterskala einpendelt. 

Mit ihrem mal im siebten Himmel schwebenden, mal zu Tode betrübten Damentrio hat Anne Sonntag Protagonistinnen Leben eingehaucht, die ebenso gut dem einen oder anderen populären TV-Drama hätten entspringen können. Während Clara nach dem überraschenden Ende ihrer Beziehung gegen bodenloses Entsetzen ankämpft, sieht Hanna ihrem attraktiven und zu allem Überfluss verheirateten Nachbarn (zu) tief in die Augen und Vero wird gezwungen, sämtliche Prioritäten neu zu ordnen. Hinzu kommt ein verheißungsvolles Ensemble an männlichen Charakteren, das ein sich anbahnendes rosarot angehauchtes Liebeswirrwarr bilderbuchhaft komplettiert. 
Ein viel versprechendes Gesamtbild, das durchaus stimmig ist. Allerdings muss ich für mich persönlich anmerken, dass bis zum Ende hin eine stets präsente Distanz zwischen den Hauptfiguren, deren inneren Stimmen und mir gewahrt wurde, die Beständigkeit hat.

Obgleich die Idee hinter der Geschichte keinesfalls brandneu ist, besticht Anne Sonntag bei der Umsetzung ihres sehr eigenen Konzepts durch Akzente, die für Erfrischung sorgen. Das Zeitfenster der eingefangenen Handlung umfasst nur knapp eineinhalb Tage und der Autorin gelingt es, gerade dank ihres herrlich ungezwungenen Erzählstils, eine detailgeschmückte Dynamik zu kreieren, die ich sehr schätze. Der angeschlagene Ton reicht dabei von witzig über nachdenklich bis hin zu demonstrativ lasziv. Eine entscheidende Zutat des servierten Cocktails aus Entschlossenheit, Schockstarre und Wehmut ist obendrein ein ordentlicher Schuss knisternde Schlafzimmerfantasie.

Die Atmosphäre des Handlungsverlaufs entspricht der gewählten Kulisse und kommt dementsprechend mit opulenter Gefühlsbetontheit daher. Mal aufbrausend, mal angeheitert, mal leidenschaftlich, mal zwiegespalten. Geboten wird Spielraum für Was-wäre-wenn-Herzensangelegenheiten: bewährte Logik oder ekstatische Intuition?

Ein Blick auf die Rhetorik bestätigt (mir) einmal mehr, dass Anne Sonntag weiß, wie sie Bilder nicht mit Farbe und Pinsel, sondern mit Worten zu malen hat. Die Balance zwischen ausladender Bildhaftigkeit und spritziger Kurzweiligkeit gelingt ihr zweifelsohne. Gleichsam werden klassische Komponenten, ohne die ein hoffnungsloser Romantiker nicht kann, liebevoll mit realen Ecken und Kanten versehen, sodass auch hier das Ergebnis der Gleichung ein Genuss ist.

Leser dieses Romans werden Zeugen einer quirligen Novemberhochzeit voller flirrender Frühlingsgefühle. Das Ja-Wort avanciert schlichtweg zur hübschen Nebensache, während sich das Nein-Vielleicht-Eigentlich-Roulette im Herbstwind dreht. 

FZIT: Anziehend. Aufbäumend. Ausziehend.


Sonntag, 26. Oktober 2014

Donnerstag, 23. Oktober 2014

[Rezension] Der Junge muss an die frische Luft (Hape Kerkeling)

Hape Kerkeling: Der Junge muss an die frische Luft 

Für mich gehört Hape Kerkeling zu den besten Unterhaltungskünstlern, die das Land der Dichter und Denker mit Einfallsreichtum, Niveau und Glaubwürdigkeit zum Lachen, aber eben auch zum Innehalten und Nachdenken bringen.
Mit seinem neusten Buch blickt der bescheidene Ausnahmekünstler auf seine behütete, teilweise grotesk schimmernde und vor allem aber ebenso leidgeprüfte Kindheit zurück. Emotionen, die ihn maßgeblich prägten, an der Seite von Menschen, für die er sich nicht aufgeben wollte.

Ein Buch, das ermutigt, mutig zu sein!

Ein Dank an dieser Stelle dem Piper Verlag für das zur Verfügung gestellte und nun wohl gehütete Rezensionsexemplar!

Cover: Piper Verlag


~ Rezension ~

Wenn das Leben weint, bringe es zum Lachen!

Er, Hape Kerkeling, gehört zu den humorvollsten, schlagfertigsten und wandlungsfähigsten Entertainern unseres Landes. Kein Wunder, sind ihm der Sinn für Originalität und ein knuddeliges Erscheinungsbild in die Wiege gelegt worden. Und dann wiederum ist es doch ein Wunder, dass Hape Kerkeling, solange er denken kann, seine Mitmenschen aufs Beste zu unterhalten weiß. Denn als er acht Jahre alt ist, endet seine Kindheit von heute auf morgen, als seine einst lebenslustige Mutter nach langem Leidensweg nur noch ihren Freitod als Erlösung sieht. Eine Radikalität des Schicksals, an der Hape Kerkeling zu zerbrechen droht. Ein freier Fall beginnt, dessen unerbittlicher Aufprall vor allem durch ihm beherzt zur Seite stehende Großeltern und ein unerschütterliches Vertrauen in die komische Seite des Lebens verhindert wird.

Wie viel Herz und Schmerz in Hape Kerkelings autobiografischem Werk Der Junge muss an die frische Luft stecken, ist in jedem einzelnen Kapitel überdeutlich spürbar. Der Leser verliert sich mit einem weinenden und einem lachenden Auge in dieser aufrichtigen Lebensgeschichte.

Nach einer steilen und von seiner Großmutter bereits in jüngsten Kindertagen prophezeiten Karriere als Unterhaltungskünstler offenbart Hape Kerkeling nun ein Kapitel seines Lebens, das dunkler kaum hätte sein können. Doch bei all der Endgültigkeit, vor die ihn der frühe Tod seiner Mutter stellte, beweist er zugleich, dass das Tal der bitteren Tränen ihn zu dem positiven, dankbaren und expeditionsfreudigen Menschen gemacht hat, den eine ganze Nation zu schätzen weiß.

Bei all der traumatischen Dramatik, die der Autor nach über vier Jahrzehnten entschlossen beleuchtet, glänzt seine Erzählung dennoch durch piekfeine Pointen, galgenhumorige Momente und fantasievollen Scharfsinn. Während des Lesens entsteht auf diesem Wege eine Atmosphäre, die nach allen Regeln der Kunst mitfühlen lässt. Gerade die Mischung aus drolliger Bildhaftigkeit und tiefstem Seelenschmerz macht das Buch für mich zu einem unmissverständlichen Symbol persönlicher Willenskraft, Stärke und Wahrhaftigkeit.

Hape Kerkeling lädt den Leser gewohnt gewitzt und ungewohnt offen ein, sich zu ihm und seiner herzlich-resoluten und nicht minder liebenswert eigenwilligen Familie zu gesellen. Der Weg vom kleinen, mondgesichtigen Jungen aus dem Ruhrpott mit einer Vorliebe für Schokoladenpudding und einer unnachahmlich akkuraten Beobachtungsgabe hin zu einem der beliebtesten Entertainer der Gegenwart verläuft dabei alles andere als einwandfrei geradlinig. Unumwunden stellt Hape Kerkeling das heraus.

Indem der Autor sein Innerstes nach außen kehrt, macht er Mut. Offen spricht er darüber, wie sehr ihn die Hilflosigkeit an der Seite seiner kranken Mama als Kind überfordert hat. Doch ebenso waren das die ersten Momente, in denen er über sich hinausgewachsen ist, denn nichts wollte er sehnlicher, als seiner Mama ein Lächeln zu schenken. Jene Zeit war auch die Geburtsstunde seines bis heute überzeugenden Improvisationstalents und dem Feingefühl für witzige Absurdität.

Hape Kerkeling hat, obwohl ihn das Trauma seiner Kindheit niemals wirklich losgelassen hat, die Liebe zum Leben nie verloren. Beinahe mutet es an, als hätte er aus der Not eine Tugend gemacht. Doch vielmehr hat das schmerzliche Leid sein kreatives, bereits seit dem Kleinkindalter vorhandenes Talent nur noch stärker gefördert. Denn eine immense Entschlossenheit sollte auch eine schier überwältigend wirkende Tragik überdauern. Ein Resümee, mit dem Hape Kerkeling jeden Einzelnen von uns ermutigt, das Leben mit all seinen Facetten als Geschenk zu sehen.

FZIT: Bittersüß. Gefühlsbetont. Vorbildhaft.


Dienstag, 21. Oktober 2014

[Live-Erlebnis] Die Renaissance des Verfallenen


Ein klein wenig kam zu diesem feierlichen Anlass ein Lieblingsgefühle-Gefühl auf. Nicht, weil mein erster Besuch einer Vernissage sich womöglich so gestaltete wie es Autorin Adriana Popescu in ihrem Roman für ihre Protagonistin Layla vorgesehen hat, sondern vielmehr aus symbolhafteren positiven Nuancen, die dieses Erlebnis färbten und die eben auch im Buch lebhaft ausgeleuchtet werden.

Doch wovon spreche ich nun genau?

Davon, dass die abenteuerlustige und sich aus gegebenen Interesse gern auf "Abwegen" befindliche Fotografin Claudia Günther Freunde der Fotografie nun zur offiziellen Vernissage ihrer Vergessenes-Ausstellung lud. Seit Sommer 2014 (und bis Ende des Jahres) schmückt eine fein getroffene Auswahl ihrer Bilder den Gastraum des Jelänger Jelieber in Berlin. 

Selbst vor Ort sein zu dürfen und die ausgelassene, freundschaftliche Atmosphäre an diesem doch nicht gewöhnlichen Abend miterleben zu können, war nicht nur für mich, sondern wohl für all die Anwesenden ein illusteres Erlebnis. Eine Mischung auf Aufregung und Vorfreude, Gespanntheit und Faszination lag in der Luft.

Nachdem ich bereits das Vergnügen hatte, in einem Kreativplausch mit Claudia ein klein wenig über ihre Berufung zu erfahren, war es nun noch einmal das Tüpfelchen auf dem i, ihre Fotos gerahmt und wohl arrangiert an den Wänden zu sehen. Dabei fällt sofort auch wieder auf: Hier weiß jemand, was es heißt, Erinnerungen plastisch in die Gegenwart zu transportieren. Nicht nur sprechen die Bilder eine eigene Sprache, sondern ihnen wurde in jeder Hinsicht ein stilechter Rahmen verliehen. Denn jedes der Fotos findet in einem handgefertigten Holzbilderrahmen wieder, welcher die Rustikalität seiner Inhalte gleichermaßen widerspiegelt wie dessen Originalität. 

An der Seite der Fotografin hatten die Gäste der Vernissage die Möglichkeit, Orte — sogenannte Lost Places — zu entdecken, deren Reiz eine allmählich in sich zerfallende Vergangenheit ausmacht.

Die Ambition der Fotografin, ebenjene geheimnisvollen Zeitzeugen der (Bau-) Geschichte in ein besonderes Licht zu stellen, wurde, nach einem kleinen Sektempfang der Gäste, auch in der Ansprache des Abends durch Jennifer Usadel unterstrichen. Ergänzt wurde der offizielle Programmteil der Vernissage durch musikalische Untermalung Eileen Rosners auf dem Piano und durch eine kleine Lesung aus Johannes Groschupfs Lost Places. Ein Jugendroman, aus dem ich lesen durfte und dessen Kulissen sich zu Teilen in den Bildern, die uns umgaben, nahezu perfekt wiedergefunden haben.

Insgesamt also ein entspannter Abend, der die Begeisterung Claudia Günthers, das Gewöhnliche zum Außergewöhnlichen zu machen, für Familie, Freunde und Fotografieinteressierte miterleben ließ.


Sonntag, 19. Oktober 2014

Donnerstag, 16. Oktober 2014

[Buchpost] Welchen Wochentag lie(b)st du?

Es ist so weit! Und ich bin sehr gespannt.

Anne Sonntags Roman Eigentlich Liebe ist im handlichen Buchformat beim Piper Verlag erschienen. Bislang konnte mich die Autorin mit dem Erzählstil ihrer Anne-Freytag- und Ally-Taylor-Geschichten absprechen und für sich gewinnen.

Nun werde ich mich also ins teils feierliche, teils tragische Herzensgewühl einer anstehenden Hochzeitsfeier werfen. Hanna, Clara und Vero sitzen mit einem schrägen Grinsen, Taschentüchern und Sektflöten im Wohnzimmer. Das wird was geben. Ich ziehe mich besser mal warm an ...


Dienstag, 14. Oktober 2014

[Rezension] Scheinwelt (Michael Linnemann)

Michael Linnemann: Scheinwelt

Nachdem mich Michael Linnemann selbst auf das Erscheinen seines neusten Buchs aufmerksam gemacht hatte (ein Dankeschön dafür!), blieb mir — schon allein rein genretechnisch — kaum etwas anderes übrig, als mich in eine kriminalistische Scheinwelt zu begeben. Mit der sich wieder einmal bestätigten Erkenntnis, dass nicht alles, was glänzt, Gold ist. Denn dem Autor ist ein Krimi am Puls der Zeit gelungen, der aufhorchen lässt. 

Cover: M. Linnemam


~ Rezension ~

Heiliger Schein oder scheinheilig?

Gestern übertrafen sich die aufstrebende BKA-Beamtin Jennifer Dachs und ihr Kollege Lukas Moll noch gegenseitig mit nicht ernst gemeinten Spitzen. Heute sieht sich Jennifer mit der gewaltsamen Entführung Lukas' konfrontiert. Als neuer Partner wird ihr Arnold Schleiser zugewiesen. Ein Kollege, dessen Steckenpferd Täterprofile sind, der sich aber selbst kaum in die Karten schauen lässt. Schnell steht das Team vor einem großen Rätsel. Denn die mehr als offensichtliche Spur deutet auf einen verurteilten Raubmörder hin. Kann es tatsächlich sein, dass die Polizei bei dessen Festnahme die Wahrscheinlichkeit eines Komplizen zu rigoros ausgeschlossen hat? Jennifer und Arnold begeben sich auf erneute Spurensuche, wobei der dreiste Entführer ihnen stets einen Schritt vorauszueilen scheint. Bald schon heißt es schließlich: Alles oder nichts!

Michael Linnemanns Krimi Scheinwelt bildet den Beginn einer neuen einschneidenden Krimi-Reihe des Autors. Dabei werden Fährten zu geschickt gelegten Fallstricken und Fallstricke zu unerwartet viel versprechenden Fährten.

Mit Jennifer Dachs und Arnold Schleiser erweckt der Autor ein Ermittlerduo zum Leben, das sich durch seine Gegensätze ergänzt und dem dennoch nie eine vollkommene Überwindung vorhandener Distanzen gelingt. Denn neben der beruflichen Höchstleistung, die in jener bisher brenzligsten Situation in Jennifers Karriere gefordert wird, sorgen jeweilige persönliche Ballaste dafür, eine professionelle Abgeklärtheit aufrechtzuerhalten.

Das von Michael Linnemann kreierte Verbrechen besticht durch eine Reichhaltigkeit an ausgeklügelten Details, gewiefter Doppeldeutigkeit und nicht selten vorhandenen Wirrungen. Ich als Leser fühlte mich mehr als angesprochen, mich selbst auf Spurensuche zu begeben.
Die Entwicklung der Handlung gleicht einem Hindernislauf, während dem sich einige unerwartete Falltüren ebenso auftun wie ein paar Strickleitern, die unverhofften Aufstieg ermöglichen. Der gezogene Spannungsbogen unterstreicht die Dringlichkeit des zu lösenden Falls und gipfelt in einer Offenbarung, die zum einen schockiert, zum anderen nachdenklich stimmt.

Der Stil der erzählten Geschichte spiegelt die Dynamik und das Ping-Pong-Match der einander (mehr oder wenig zielkonkret) zugespielten Informationen gut wider. Ohne großartige rhetorische Schnörkel, stattdessen mit inhaltlicher Raffinesse, die weite Bögen schlägt, begegnet der Autor seinem Leser.

In der Summe ein Krimi, der durch die besondere Formatierung einer kompakten Wahrscheinlichkeitsrechnung charakterisiert wird. Zündstoff bilden dabei sowohl die gelösten als auch die ungelösten Fragen, die schnurstracks auf eine Fortsetzung zusteuern.

FZIT: Ausgetüftelt. Komplex. Beängstigend.


Sonntag, 12. Oktober 2014

Donnerstag, 9. Oktober 2014

[Neu im Regal] Bin dann mal weg, mit dem Jungen an der frischen Luft.

Seitdem mich bereits vor Jahren Ich bin dann mal weg begeistern konnte, war ich auch von der Autorenseite, die in Multitalent Hape Kerkeling schlummert, mehr als angetan. 
Als mir nun vor einigen Monaten zu Ohren kam, dass er in diesem Herbst ein neues Buch, das dieses Mal gespickt von humorigen, bittersüßen und traumatischen Kindheitserinnerungen stecken soll, veröffentlichen würde, wusste ich eines auf der Stelle: Ein Lesemuss für mich! 

Nun ist es so weit und ich halte das von Piper verlegte Buch mit dem andeutungsvollen Titel Der Junge muss an die frische Luft in Händen. Ich kann es offen gestanden kaum erwarten, sofort mit dem Jungen an die frische Luft zu gehen ...


Dienstag, 7. Oktober 2014

[Rezension] Souvenirs (David Foenkinos)

David Foenkinos: Souvenirs

Der Eindruck, dass es sich bei jenem Buch um eine Liebeserklärung an das Leben mit all seinen leuchtenden und auch tristen Facetten handelt, ergriff mich umgehend und lässt mich auch im Nachhinein nicht los.
Greifbar und dennoch unerreichbar. Erreichbar und dennoch nicht greifbar. Ein sehr spezielles Lebens- und Lesegefühl stellt sich während des Abtauchens in diesen Roman ein. Man muss es selbst entdeckt haben!


~ Rezension ~

Wenn das Nähkästchen zur Schatztruhe wird.

Er, der verträumte, als Nachtportier arbeitende Held dieser Geschichte, hat einen sehnlichen Wunsch: eine erfolgreiche Karriere als Schriftsteller. Doch bevor er seine festen Ambitionen in die Tat umsetzen kann, bringen ihn familiäre Schicksalsschläge vom Kurs ab. Allerdings steckt in jedem Rückschlag eine neue Chance. So führt eine zufällige Begegnung mit einer jungen Frau dazu, seinen Vorstellungen neue Prioritäten zu geben. Allerdings segelt er fortan nicht nur auf den seichten Wogen des Lebens.

Mit Souvenirs brachte David Foenkinos eine Hommage an ein erfülltes, bewegtes und vor allem erinnerungswürdiges Leben zu Papier. Die am längsten überdauernden Souvenirs des Seins  Erinnerungen  hebt er mit diesem Werk auf eine Empore, die im feinsten Glanz erstrahlt.

Die Erzählung umfasst als Grundhandlung das Leben des Protagonisten, wird allerdings immer wieder durch Anekdoten, sprich Erinnerungen, von Menschen, die seinen Weg mehr oder minder geprägt haben, abgerundet. So darf der Leser beispielsweise gern in die Erinnerungen eines Alois Alzheimer oder eines Francis Scott Fitzgerald abtauchen.

Eine Atmosphäre, die ein charakteristisches französisches Lebensgefühl transportiert, schwingt zwischen den Zeilen stets mit. Dazu gehören die Seichtigkeit poetischer Wortmalereien und verhaltene Momente der Bedächtigkeit, pulsierendes Prickeln und gewahrte Kontenance. Eine Mischung, die mir sehr gefallen hat und die sich trotz ihrer durchgängigen Ernsthaftigkeit angenehm schwungvoll zeigte.

Dass sich in diesem Buch individuelle Erinnerungen voller Schmerz, Wonne oder Erkenntnisreichtum als Souvenirs herauskristallisieren und sich gegen jegliches materielle Souvenir behaupten können, ist eine originelle Idee, die vom Autor feinfühlig und analytisch umgesetzt worden ist.

Unser aller Leben verstreicht oft genug, ohne dass wir innehalten und verweilen. David Foenkinos gelingt es, hier ein deutliches Signal zu setzen, welches diesem Trend entgegenwirkt. Momente des Glücks oder auch des Zweifelns haben uns im Augenblick ihrer Gegenwart geprägt, demnach sind sie es würdig, dass wir uns ihrer auch im Nachhinein entsinnen. Die Protagonisten dieses Romans gehen diesbezüglich mit einem guten Beispiel voran. Auf dass ihnen viele Leser folgen mögen!

F★ZIT: Hintergründig. Kraftvoll. Anstiftend. 


Sonntag, 5. Oktober 2014

Donnerstag, 2. Oktober 2014

[Rezension] Glücksdrachenzeit (Katrin Zipse)

Katrin Zipse: Glücksdrachenzeit 

Ein Roman, in dem eine Menge Herz und Schmerz stecken. Eine Geschichte, die einiges mehr ist als die Einladung zu einem abenteuerlichen Roadtrip nach Südfrankreich. Vielmehr ist Glücksdrachenzeit, so sehe ich das, eine zeitlos gute Lektüre, die Grenzen verschwimmen lässt, Hände reicht, Wahrheiten erkennen lässt, Glücksmomente schenkt. Kurzum: Ein Buch, das den Wert unserer eigenen Erinnerungen, Wünsche und Träume in ein neues Licht zu tauchen vermag.


~ Rezension ~

Eine Reise voller Licht und Schatten. C'est la vie. 

Die fünfzehnjährige Nellie kann es nicht fassen: Ihr Bruder Kolja ist auf und davon, nach Avignon. Doch ohne ihn hält sie es zuhause nicht aus. Denn Kolja war immer Nellies Ein und Alles. Daher fasst sie den Entschluss gemeinsam mit Familienhund Jackson nach Südfrankreich zu trampen, um Kolja zurückzuholen. Ein Vorhaben, das Nellie und Jackson schneller in Bedrängnis bringt, als ihnen lieb ist. Bis wie aus dem Nichts die freundliche, obgleich mächtig eigentümliche Miss Wedlock in ihrem altersschwachen Oldtimer auftaucht. Eine Fügung des Schicksals, die für den trampenden Teenager zu einem echten Fingerzeig werden soll. Außerdem gibt es da noch Elias  den Jungen mit dem Herzen aus Gold und der Vergangenheit getränkt in Schatten. Gemeinsam macht sich das Quartett auf den Weg in den Süden, um so viel mehr zu finden als Kolja.

Katrin Zipses ausdrucksstarker Debütroman Glücksdrachenzeit erzählt eine berührende und zugleich lebhafte Geschichte vom Verlieren und Vermissen, vom Suchen und Finden, vom Akzeptieren und Nach-vorn-Schauen.

Mit Nellie als mal zu allem entschlossene, mal allzu blauäugige Protagonistin erweckt Katrin Zipse einen Charakter zum Leben, dessen Reise nicht nur Spannung, sondern ebenfalls die aufrichtige Jagd nach einem kleinen Stückchen Vollkommenheit — nach der unantastbaren Glücksdrachenzeit — ausmacht.
Um Nellie herum fächert sich die Handlung um ein kleines, aber umso feineres Ensemble vielschichtiger Figuren auf, deren jeweilige Einzelschicksale das Leben mit anderen Augen sehen lassen.

Beeindruckend finde ich die Balance zwischen bitterer Scharfkantigkeit und süßer Sehnsucht nach Freiheit, welche die Autorin kreiert. Mittels ihrer Erzählung konfrontiert Katrin Zipse auf geschickte, feinfühlige Weise mit Themen wie Verlust, Trauerarbeit und Einsamkeit. Andererseits leuchten die von ihr geschaffenen Augenblicke der Unbedarftheit und Abenteuerlust wie das wegweisende Feuer, das ein Drache speit.

Nicht weniger einnehmend ist der Spannungsbogen des Romans. Was als Roadtrip mit Ziel beginnt, entwickelt sich zu einem brenzligen Wettlauf gegen gefährliche Wahrheiten und unsichtbare Ängste, die sich als Geiselnehmer entpuppen. Temporeich und nichtsdestotrotz tiefschichtig kommt der Handlungsverlauf daher.

Ebenso eine Erwähnung wert sind sowohl die erfrischende junge, aber keinesfalls oberflächliche Erzählweise der Geschichte als auch die unkonventionell ausgestalteten Umfänge der einzelnen Kapitel. Letztere sind nicht selten nur wenige Zeilen oder gar nur einen Satz lang. Gedankensprünge, Perspektivwechsel und die Hervorhebung einzelner wertgebender Emotionen werden damit besonders eingekreist.

Katrin Zipse gelingt es, das Fundament eines leichtfüßigem, unbedarften Roadtrips als Teenagerabenteuer mit einer Tonalität zu versehen, die aufhorchen lässt. In eine einladende Kulisse pflegt sie weniger angenehme Momente der Selbstreflektion ein, die wehtun können, aber unerlässlich sind. Das bunte, ausgelassene Filmfestival von Avignon wird somit zum Schauplatz einer lebensnahen Auseinandersetzung und Selbstfindung.

Insgesamt ein gehaltvoller Roman, der Leser allen Alters ansprechen sollte. Eine Geschichte voller Impulse, die dafür sprechen, dem Leben gegenüber dankbar(er) zu sein.

FZIT: Festhaltend. Entdeckend. Loslassend.