"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Dienstag, 30. September 2014

[Live-Erlebnis] Für die Bühne geboren. VOM FEINSTEN!

Bereits auf Platte verewigt konnte mich Nick Howards Musik binnen weniger Augenblicke für sich gewinnen. Nun stand in der vergangenen Woche der Auftakt seiner Untouchable Tour 2014 durch Europa ins Haus. Ein, wie ich schnell wusste, Pflichttermin für mich. Denn dass Nick Howard ein Vollblutmusiker ist, dem vor allem die Liveauftritte am Herzen liegen, war mir schon öfter zu Ohren gekommen. Zeit, sich selbst davon zu überzeugen, nicht wahr?!

An einem von kühlen Regenschauern begleiteten Herbstabend lud der sympathische Künstler, dessen stets präsentes breites, herzliches und zufriedenes Lachen übers ganze Gesicht reicht,  in die Kulturbrauerei nach Berlin. 
Die wolkenverhangene oder gar verregnete Laune war mit Betreten der Location augenblicklich verschwunden. Diesen eventuellen Trübsinn sollte das Publikum, ebenfalls wie sämtliche Sorgen des Alltags, vor der Tür lassen! So die charmante, aber bestimmte Ansage des Sängers. 

Im Vorprogramm zum Konzert spielte der New Yorker Singer-Songwriter Matt Simons. Als Weggefährte Nick Howards ließ es sich Matt Simons nicht nehmen, dem Publikum eine Auswahl seiner profunden Lieder zu präsentieren. Dabei stach er vor allem durch eine in sich ruhende Musikalität hervor, die ich mochte.

Als Nick Howard und seine Band schließlich die Bühne betraten, welche in der Zwischenzeit mit reichlich Luftballons den letzten dekorativen Schliff bekommen hatte, stand einem herrlich ausgelassenen Abend rein gar nicht mehr im Wege. Mit wie viel positiver Energie der Singer-Songwriter aus Großbritannien zu Werke ging, sollte sich schnell herausstellen. Denn bereits nach wenigen Griffen riss die erste Saite einer seiner Gitarre. Nur gut, dass die Crew eine ansehnliche Auswahl an Instrumenten für diesen Abend in petto hatte.

Mit einer erfrischenden Mischung aus ansteckender Begeisterung und handgemachter Musik führte Nick Howard sein Publikum durch den Abend. Die gewählte Setlist überzeugte dabei durch ein abwechslungsreich zusammengesetztes Potpourri seiner eigenen Stücke. Den Anfang machte gleich eines meiner Lieblingslieder, Plane Crash. (Wobei ich im Grunde überhaupt nicht den einen Favoriten habe, weil mich eben so ziemlich jedes Lied auf eigene Weise anspricht. Echter und sehr geschätzter Luxus!) Hinzu kam eine illuster interpretierte Neuauflage großer internationaler Hits anderer Künstler, die das Publikum gleichermaßen zum Mitsingen und Tanzen animierte. Ganz dem Motto Dancing As One entsprechend. 

Apropos mitsingen, zu einem meiner persönlichen Highlights, weil es das Miteinander des Abends nicht besser hätte symbolisieren können, kam es, als Nick Howard abseits des Mikrofons Falling For You anstimmte. Denn als hätte er einen Schalter umgelegt, übernahm die textsichere Fangemeinde, darunter ein paar eingeschworene Nick Naks, den Part der Background-Sänger. Ohne Weiteres überstimmte dieser Chor den sichtlich verzückten Musiker auf der Bühne.

Nicht nur unterstrich Nick Howard mit diesem Tourauftakt, dass er Musiker mit Herz und Seele ist, sondern auch, wie wichtig ihm die Nähe zu seinen Fans und deren beständige Loyalität ist. Dabei ließ er durchblicken, wie sehr ihm diese Fanbase an einem beruflichen Scheideweg vor wenigen Jahren den Rücken gestärkt hat. Und das bis heute tut. 
Mit spontanem Witz, leuchtenden Augen und nicht zuletzt mit markant warmer Stimme und spritzig-euphorischer Darbietung gelang es dem bodenständigen Musiker gemeinsam mit seiner Band für eine musikalische Unterhaltung zu sorgen, die einfach nur Spaß gemacht hat. Wie ein singender und Gitarre spielender Superhero sorgte Nick Howard für eine lebendige Leichtigkeit, die unzerbrechlich — sprich Unbreakable — war. 

Bleibt am Ende mein persönliches Fazit: Life Is Great und Nick Howards Konzerte sind sehr berechtigterweise bestes Beispiel dafür. Manche Künstler sind eben für die Bühne geboren. Eindeutig: Nick Howard in seiner absoluten Komfortzone! Daher: Eine Zugabe — jederzeit!!!


Sonntag, 28. September 2014

Donnerstag, 25. September 2014

[Schreibzeugkiste] Klein, aber (möglicherweise doch) richtig oho.

Die Welt der (Buch-) Blogger ist groß. Um nicht zu sagen RIESIG. Damit geht eine immense Auswahl für uns Blogleser einher. Logisch. Ein "Kurz mal stöbern" ist nicht selten nur in der Theorie machbar. Denn herrlich bunte und interessant und/oder witzig und/oder inspirierend und/oder einladend ... (die Reihe ist beliebig fortzusetzen) geschriebene Beiträge locken. Und fesseln!

Es gibt viele, viele Blogs. Ein gehöriger Teil davon besticht durch eine Persönlichkeit, die einlädt, doch ein Weilchen (eventuell gar als Abonnent) zu verweilen. Einige jener Blogs haben sich zu Recht bereits einen echten Namen gemacht, denn sie überzeugen sowohl durch Expertise als auch durch Unterhaltungswert. Andere dieser gelungenen Blogs haben vielleicht weniger sich offensiv bekennende Abonnenten und noch keine vierstellige Followerzahl in sozialen Netzwerken und können dennoch begeistern.

Ich selbst verfolge das Wirken von Bloggern beider Kategorien. Denn ich höre schließlich auch mit großer Freude Musik von Künstlern, die (hierzulande bzw. in meinem persönlichen Umfeld) weniger angesagt sind. Oder ich lese mit Vergnügen Bücher von kleineren Autoren. Klein(er) nicht zwangläufig auf die Körpergröße bezogen, sondern im Sinne von "weniger bekannt", versteht sich.

Weshalb ich das heute derart explizit betone? Weil ich finde, dass es nicht verkehrt sein kann, auf die Qualität, Beständigkeit und Aussagekraft der Blogs hinzuweisen, die auf den ersten Blick nicht in der Hitliste erscheinen. Dieser Gedanke soll keinesfalls die tolle Arbeit der "Großen" reduzieren. Sie sind — ganz gleich, welcher Branche angehörig — unsere Leuchttürme. Was ich sagen möchte, ist, dass es in jedem Metier gute, sehr gute und weniger gute Beispiele gibt. Weniger Leser, Fans und Follower zu haben, ist nicht zwangsläufig der Indikator für die Klasse geleisteter Arbeit.

Musiker, die in Bars und Clubs anstatt in Stadien spielen, oder Autoren, die sich selbst verlegen, oder Blogger ohne einen Twitter-Account und große Gewinnspelankündigungen sind nicht automatisch weniger talentiert als ihre Kollegen. Nur eben weniger bekannt. Aber andererseits kann der Status "Geheimtipp" doch auch etwas Schönes haben.

Ich persönlich achte nicht großartig auf die bestehende Fangemeinde eines Bloggers, Sängers, Schriftstellers. Die Hauptsache für mich ist, dass ich mich angesprochen fühle. Wenn ich einer von ganz vielen Fans bin, dann ist das in Ordnung. Wenn ich einer von wenigeren Fans bin, dann ist nicht minder okay.

Es wird sie immer und überall geben: Die Guten, die wirklich etwas auf dem Kasten haben und die dafür wertgeschätzt werden. Die halb so Guten, denen das durchaus bewusst ist, die aber dennoch mit dabei sind. Die Unterschätzten, die von Insiderkreisen Anerkennung erfahren. Die Überbewerteten, die es wissen, sich zu positionieren. Letztlich ist das Ganze auch stets eine Geschmacksfrage und liegt im Auge des Betrachters ...

Lange Rede, kurzer Sinn: Dass der erste Blick auf die Fanzahlen im Allgemeinen weniger ausschlaggebend dafür sein sollte, ob wir als Anhänger bleiben oder doch lieber weiterziehen, ist die Quintessenz, auf die ich hinweisen möchte. Wir sollten einzig auf unser Bauchgefühl hören. Denn, ja, auch die "Kleinen" können manches Mal ziemlich oho sein.


Dienstag, 23. September 2014

[Rezension] Feinde der Zeit (Julie Cross)

Julie Cross: Feinde der Zeit

Nach dem andeutungsvollen ersten Teil  der Zeitreise-Trilogie war die logische Schlussfolgerung, mich auch der Fortsetzung zu widmen. Dieses Mal sollte sich der Wettlauf gegen die Zeit und um die Rettung der Zeit um einiges zuspitzen ... Neue Einblicke werden gegeben, aber ebenso werden neue Unklarheiten gestiftet. Es deutet alles auf ein Wimpernschlagfinale hin ...


~ Rezension ~

Die Macht über den Lauf der Zeit

Nachdem Jackson eine ihm das Herz brechende Entscheidung getroffen hat, springt er kopfüber in die Ausbildung als CIA-Agent für Tempest. Während der Monate, in denen das Erlernen und Beherrschen seiner Fähigkeiten an erster Stelle stehen, hat Jackson sein Leben halbwegs gut im Griff. Doch kaum werden er und die anderen Agenten in die Realität entlassen, erschüttern unabsehbares Unheil und undurchdringliche Geheimnisse sein Weltbild erneut. Dann begegnet Jackson eines Tages Holly, seiner zurückgelassenen großen Liebe, wieder. Ist diese nun Freund oder Feind? Jackson hat ein mulmiges Gefühl. Und schlagartig lastet eine enorme Verantwortung auf seinen Schultern, die er glaubt, nur mit der Hilfe von Kendrick und Stewart, seinen mittlerweile einzigen Vertrauten, bewältigen zu können. Muss er eines Besseren belehrt werden?

Bei Feinde der Zeit von Julie Cross handelt es sich um den zweiten Band einer abenteuerlichen und intensiven Reise durch Raum und Zeit, die als Trilogie konzipiert ist.

Die Charaktere, allen voran Protagonist Jackson, wachsen weiterhin an den teilweise übermenschlichen Aufgaben und Verantwortungen, die ihnen gestellt werden. Dabei wirft die Autorin sie in neue unglaubliche Strudel aus Bedrohung, Intrigen und Überwältigung. Unverkennbare Merkmale bilden abermals der gesteigerte Anteil an explosiver Action sowie die zwischenmenschlichen Werte wie Loyalität, Vertrauen und Freundschaft. Hierbei gefiel mir persönlich besonders die stete, wenngleich auf Proben gestellte Annäherung zwischen Jackson, Kendrick und Stewart. Diese entwickelt sich anfangs aus der Not heraus, wird allerdings rasch zu einer unverzichtbaren Konstante, die alle Zeit(en) zu überdauern imstande ist.

Julie Cross verwebt komplexe Handlungsstränge miteinander, welche durchaus die gesamte Aufmerksamkeit der Leser fordern. Reichlich ausgefeilte Zeitsprünge und ein Bataillon an Feinden der Zeit machen Jackson das Leben schwer und verwirren ihn. Ein ähnliches Gefühl stellte sich an mancher Stelle beim Lesen ebenfalls ein. Was zum einen die Atmosphäre des Buchs lebhaft transportiert und zum anderen konzentriertes Reflektieren der Handlung bedarf.

Die Mehrschichtigkeit, mit welcher dieser Fantasyroman bedacht wurde, spricht für sich. Die dargestellten Szenarien und angedeuteten Eventualitäten absorbieren das (noch) undurchschaubare Kreiseln an der Seite der Figuren. Wer welche Rolle tatsächlich verkörpert, bleibt oftmals nicht gänzlich geklärt und stützt somit den Spannungsbogen für den Showdown in Band drei.

Besonders angenehm empfand ich, dass in all dem pompös arrangierten Chaos auch die leisen Töne nicht ungehört bleiben. Fassaden bröckeln und einzelne, gelegentlich unerwartete Emotionen werden herausgestellt. Auch die Betonung von Freundschaft und Zusammenhalt findet immer wieder Eingang in den Handlungsverlauf.

Insgesamt ein Roman, der an seinen Vorgänger anknüpft, dabei jedoch für eine wachsende Tiefenschärfe sorgt. Viel Unerklärliches wird sprudelnd ausgestaltet und offene Fragen bieten Raum zur Entfaltung in der Fortsetzung.

FZIT: Schmetternd. Rätselhaft. Offen.


Sonntag, 21. September 2014

Donnerstag, 18. September 2014

[Kiwiana] Einmal um die halbe Welt bitte!

Neuseeland (NZ) oder in der Sprache der Maori Aotearoa ist, ich kann es nicht anders sagen, über die Jahre zu so etwas wie meinem zweiten Zuhause geworden. Es gibt so viele wunderbare Eckchen auf der Welt, keine Frage. Doch an NZ hänge ich besonders.

Wie es dazu kam? 

Nun, alles begann mit meinem ersten Aufenthalt im Land der langen weißen Wolke. Damals als Au-pair. (Eine ungeheuer gute Entscheidung, die mich bis heute prägt. Das nur nebenbei erwähnt.) Ein knappes Jahr verbrachte ich im Zuge dessen in Hamilton, dem viertgrößten Ballungsraum des Landes. Obgleich ich beileibe kein (Groß-) Stadtmensch bin, fühlte ich mich dort wohl. Denn ich wohnte mit meiner Gastfamilie in einem Viertel, das sowohl grün als auch beschaulich ist.
Ja, so begann mein Kiwi-Dasein und der Rest ist irgendwie Geschichte. Denn seither bin ich mit ganzem Herzen Fan dieses Fleckchens Erde, das spätestens seit der Verfilmung von Frodos Mittelerdeabenteuern ein Begriff ist. (Und nein, Der Herr der Ringe hat mich persönlich nicht nach NZ geführt. Dessen Bekanntschaft habe ich nämlich bis heute nicht gemacht. Unfassbar, aber wahr.)

Da ich, seitdem ich das erste Mal neuseeländischen Boden betreten habe, immer wieder gern in Erinnerungen schwelge und meine Begeisterung teile, dachte ich mir, ein klein wenig Kiwiana hier auf dem Blog wäre gar keine schlechte Idee. Daraufhin habt ihr angedeutet, mit an Bord zu sein. Ich würde sagen, wir haben einen Deal.

Zum Einklang ins Kiwiana-Lebens- und Reisegefühl hier einmal ein paar spontane Eindrücke:

Zum ersten Mal in NZ gelandet ...

... und der erste Gang führte direkt zum Servicepersonal des Flughafens, um eine Vermisstenanzeige fürs Gepäck aufzugeben. Was für ein origineller Kopfsprung direkt hinein NZ-Abenteuer!

Zehn bis zwölf Stunden Zeitverschiebung plus ein stunden-, gar tagelanger Flug verursachen für gewöhnlich Jetlag. Wie schlimm ist es wirklich?

Ich kenne diesbezüglich auch die absoluten Gruselgeschichten, die von einer tagelangen Umstellungs- und Eingewöhnungsphase sprechen. Doch ich bin in dieser Hinsicht wohl kein kompetenter Ansprechpartner. Denn ich kann bisher (toi, toi, toi) über keinerlei nennenswerte Jetlagphänomene berichten. Vielleicht lag's am Flugzeugschlaf. Vielleicht daran, dass ich auf so ziemlich alles gefasst war. Wer weiß? Ihr seht, ich kann zum Thema Jetlag keine eigene Horrorgeschichte beisteuern, worüber ich, unter uns gesagt, nicht traurig bin.

Das neuseeländische Englisch wird nicht selten als "etwas anders" empfunden. Stimmt das?

Stimmt, das wird es. Allerdings nicht von mir. Hm, schon wieder solch ein Klassiker, in dem ich mich nicht wiederfinde. Muss an einer persönlichen Eigentümlichkeit liegen. Ich meine, selbst befreundete Kiwis haben mich gefragt, wie ich denn mit dem Englisch zurechtkommen würde. Danke der Nachfrage, gut. Ehrlich gesagt, frage ich mich bis heute, was genau jetzt gravierend anders (im Sinne von "un- bis außergewöhnlich") daran sein mag. Okay, es gibt ein paar regionale Eigenheiten. Aber in welcher Sprache gibt es die nicht? Das "E" wird beispielsweise des öfteren wie ein "I" gesprochen. Aber das ist jetzt nichts, woran ich mich nicht schnell gewöhnt bzw. es gar in den eigenen Sprachgebrauch übernommen hätte.
Meine Gastmutter hat mir sogar erzählt, dass sie beim Telefonieren mal an eine US-amerikanische Servicekraft geraten sei, und die beiden untereinander nur mit äußersten Kopfständen miteinander kommunizieren konnten. In Ordnung, an der Sache muss also im Allgemeinen etwas dran sein. 

Drei Dinge, die sofort auffallen, sind ...

... das freundliche How are you? im Vorbeigehen wirkt wenig oberflächlich und überbrückt auf Anhieb eine bestehende Distanz. Gastfreundschaft wurde den Neuseeländern in die Wiege gelegt, so der Eindruck.

... die Liebe der Kiwis (der Bewohner NZ, nicht der Vögel oder Früchte) barfuß oder maximal in ihren "jandals" (Flip-Flops) unterwegs zu sein. Und zwar zu jeder Jahreszeit.

... das grüne Grün. Denn, ja, irgendwie wirkt das Grün der Wiesen, Weiden und Wälder hier intensiver und strahlender als in unseren Breiten. Vielleicht ist das meine subjektive Wahrnehmung. Aber immerhin: Freunde von mir, die auch ihr Herz ans Kiwiland verloren haben, bestätigten dieses Empfinden.


Okay, das als erster kleiner Abstecher gen Südhalbkugel. Vielleicht seid ihr neugierig(er) geworden und wollt noch viel mehr über das Land am anderen Ende der Welt erfahren. Habt ihr konkrete Fragen oder Anliegen? Immer her damit! Ich werde sehen, was sich machen lässt.


Dienstag, 16. September 2014

[Rezension] {♫♫} Living In Stereo (Nick Howard)

Nick Howard: Living In Stereo 

Nachdem Nick Howards Album Stay Who You Are vor einiger Zeit binnen eines einzigen Durchlaufs zu einem meiner Dauerfavoriten geworden ist, wollte [nein, konnte (!!!)] ich mir dessen Nachfolger selbstverständlich keinesfalls entgehen lassen.
Obgleich die von mir sehr gemochten Folkeinflüsse auf diesem Album zugunsten erfrischender Popkultur deutlich dezimiert worden sind, kann ich nur Gutes — anderes, aber rundum Positives — über diese Platte sagen. 
Ein Album, dessen leger-temperamentvoll ausgestaltetes Gesamtpaket ein Geschenk ist und bei mir nicht selten im Repeat-Modus spielt.


~ Rezension ~

Ein Gitarrenkoffer voller Charme

Den Eindrücken und dem Esprit langer Reisen widmet Nick Howard auf seinem 2014 erschienenen Album 12 Lieder, die sich durch kernige Lebensphilosophie ebenso auszeichnen wie durch angenehme Leichtfüßigkeit. Ganz den Erlebnissen als Musiker auf Tour entsprechend. Hierbei wird das gebrochenen Herz mit Galgenhumor genommen, von der Liebe zum Leben gesungen oder Seelenverwandtschaft mit dem Bildnis des Klebestifts gleichgesetzt. Die Unbeschwertheit eines aus dem (Gitarren-) Koffer lebenden Künstlers fängt der britische Musiker geradezu demonstrativ behände ein.

Mit Living In Stereo erfüllt sich Nick Howard einen gehegten Wunsch: Er möchte eine neue, aufgewecktere und einfach nur entspannte Seite von sich als Singer/Songwriter zeigen. Ein Anliegen, das mit diesem dynamisch daherkommenden Album gelungen sein dürfte.

Obwohl oder gerade weil Nick Howard sich deutlich hörbar aus seinen bisher abgesteckten musikalischen Terrain herauslehnt, bleibt er sich auch auf seinem vierten Album treu. Denn bei aller Experimentierfreude mit selbst geschriebenem Text und Ton werden gewohnte stimmliche Qualitäten und inhaltliche Steckenpferde aufs Neue solide herausgestellt.

Wenngleich sich unter die 12 Tracks eine Mehrheit aus quirligen Uptempo-Nummern mischt, bleibt ein ausdrucksvoller Grundtenor, der Nick Howard und sein Können charakterisiert. Denn auch die (zahlenmäßig reduzierteren) Titel im Balladenformat sprechen für sich. Ein clever und sympathisch in Szene gesetztes Gesamtpaket, wie ich finde. 

Eine Intention, die dem Sänger wichtig ist, liegt darin, mit dieser Zusammenstellung an Musikstücken eine Wundertüte gefüllt mit Lebensfreude an den Hörer heranzutragen. Und ziemlich genau so gestaltet es sich, wenn das Album eingelegt und auf Play gedrückt wird. Dank einer Vielzahl bezeichnender Kleinigkeiten und eines durchaus "britischem" Sounds, bringt die Musik auf diesem Album Abwechslung und Spritzigkeit mit sich. Es hat den Eindruck, als würde die Musik stets ein Stück über dem Boden schweben, ohne dabei die grundlegende Bodenhaftung zu verlieren. Für meinen Geschmack sehr ansprechend.

In der Summe ein Album, dessen Beschwingtheit und gute Laune ansteckend sind. Musikalische Behändigkeit, die ins Ohr geht und dort auch bleibt.

FZIT: Positiv. Mannigfaltig. Aufgeweckt.


Sonntag, 14. September 2014

Donnerstag, 11. September 2014

[Rezension] Auf den Flügeln der Angst (Catherine Shepherd)

Catherine Shepherd: Auf den Flügeln der Angst 

Krimis stehen zweifelsohne auf meiner Leseliste. Historische Romane, um ehrlich zu sein, eher weniger. Doch nachdem mich Catherine Shepherd auf ihren neusten Zons-Krimi aufmerksam gemacht hatte, ließ ich die Kombination aus beiden Genres einfach einmal auf mich wirken ... Was kann ich sagen?
Ich bin absolut positiv überrascht! Nicht von der Qualität des Geschriebenen, sondern vielmehr von der Tatsache, dass ich während des Lesens der Gegenwartskapitel mit wachsender Begeisterung auf die Kapitel mit der Handlung des Jahres 1497 zusteuerte. 
Catherine Shepherd versteht es, der Schwere von Historie einen Rahmen zu geben, der einfängt. Vielen Dank für diese "Lesereise"!

Cover: Kafel Verlag


~ Rezension ~

Der schmale Grat zwischen Sinnestäuschung und Realität.

Zons im 15. Jahrhundert: Eine unter mysteriösen Umständen ermordete Frau wird im Burggraben aufgefunden. Bastian Mühlenberg von der Stadtwache nimmt sich des Falls an. Schnell wird ihm klar, dass hinter dem Verbrechen ein noch viel größeres, giftigeres Geheimnis stecken muss. Dann holt ihn ein Dämon seiner eigenen Vergangenheit ein und weist überraschend einen Weg, der zum Täter führen könnte.
Zons im 21. Jahrhundert: Kommissar Oliver Bergmann wird in die Wohnung des Zonser Stadtrats gerufen. Dort wurde die Leiche des Mannes, der durch ertrinken starb, gefunden. Außerdem hatte das Opfer einen bizarren Drogencocktail im Blut. Nur der erste Tatort einer unerklärlichen Mordserie. Unterdessen bekämpft eine junge Mutter ihre Angstzustände mit einem dem Markt unbekannten Medikament und beginnt zu halluzinieren. Nebenwirkungen, die in doppelter Hinsicht tödlich sein können und die die Aufmerksamkeit des Kommissars auf sich ziehen.

Mit ihrem Krimi Auf den Flügeln der Angst lädt Catherine Shepherd ihre Leser bereits ein viertes Mal nach Zons ein, um auf Verbrecherjagd zu gehen. Der Startschuss für einen packenden Wettlauf um Leben und Tod hallt durch die Zeit.

Das Figurenensemble, welchem Catherine Shepherd in ihrem neusten Werk eine Bühne schenkt, besteht aus Charakteren mit deutlichem Profil. Die Gier nach Profilierung wird dabei ebenso zu einem zeitlosen Charakterzug wie die Sehnsucht nach innerem Frieden. Bastian Mühlenberg und Oliver Bergmann verleihen dem Streben nach Gerechtigkeit abermals ihre Stimme, während die Autorin ein neues Opfer-Täter-Netz spannt, dessen Elastizität dramaturgisch gekonnt ausgereizt wird.

Als Kulisse dient, wie bei den Vorgängern der Reihe, die niederrheinische Stadt Zons. Mit bestechender Wirksamkeit fühlt sich der Leser in die nebulösen Geschehnisse des Mittelalters versetzt. Nicht minder gelingt es Catherine Shepherd das Zons der Gegenwart zu einem Schauplatz menschlicher Abgründe, skrupelloser Dominanz und lähmender Angst zu machen.
Die Autorin verknüpft auf lebhafte Weise brisante Handlungsstränge der Historie mit denen der heutigen Zeit. Scharfsinnige Leichtigkeit und hintergründige Schwere gehen nahtlos ineinander über und ergänzen sich glänzend. Eine Ganzheitlichkeit, die mich beeindruckt hat. Die präzise recherchierte Realität wird durch die Hinzugabe von ambitionierter Fiktion zu einem wirksamen Elixier.

Der stete Wechsel zwischen den Jahrhunderten sorgt für einen kontinuierlich wachsenden Spannungsbogen. Und trotz der verhältnismäßig übersichtlichen Variablen, gelingt es der Autorin mithilfe des einen oder anderen Überraschungsmoments für ein gebührendes Finale zu sorgen.

Summa summarum ein Roman, der Krimifans und Geschichtsliebhaber sich ein und dieselbe Lektüre teilen lässt. Nicht nur die Grenzen zwischen den Zeiten, sondern auch die zwischen menschlichen Beziehungen verschwimmen zu einem triftigen Mosaik.

FZIT: Historisch. Wirkungsvoll. Abgründig.


Dienstag, 9. September 2014

[Kreativplausch] Sprudelnde Neugier als Zoomfaktor

Das Talent, ohne die Hilfe von Worten kleine Welten mit Sogkraft zu erschaffen, ist nicht jedem gegeben. Ich rede von Welten, die faszinierenden Atollen mitten im Meer gleichen. Bildlich gesprochen. Apropos "bildlich gesprochen", damit wären wir auch direkt beim Thema. Denn hier und jetzt dreht sich alles um Bilder. Genauer gesagt: um Fotos.

Die junge, in Berlin lebende Fotografin Claudia Günther hat ebenjene Gabe, Welten zu kreieren. Wenn sie sich ihre Kamera greift und zu einem Streifzug aufbricht, landet sie nicht selten dort, wohin schon längst niemand mehr schaut. 

Denn die Favoriten der reiselustigen Fotografin sind Kulissen, deren Verfall auf den ersten Blick Tristesse suggerieren. Die sich auf den zweiten Blick, für den Claudia Günther sich Zeit nimmt, allerdings als wirkliches Schmuckstück entpuppen. Modrige Katakomben und verlassene Fabrikgelände haben es der Wahlberlinerin angetan. Wenn sie sogenannte Lost Places aufspüren und einfangen kann, ist sie genau in ihrem Element. Was die einen als beklemmend oder waghalsig definieren, findet die Fotografin selbst absolut spannend und sehenswert. 
Doch nicht weniger atmosphärisch kommen, wie ich denke, ihre Naturaufnahmen und Fotografien prestigeträchtiger Bauwerke daher. Die Perspektiven, die sich in jenen Bildern zeigen, beweisen, wie vielseitig sich die Welt um uns herum gestaltet. Nur nehmen sich die Wenigsten von uns die Muße, genauer hinzuschauen und das Schöne im Detail auf sich wirken zu lassen.

Dass Claudia Günther gerade diese weit verbreitete Hast zum Anlass nimmt, um mit ihren Fotos einen Gegenpol zu schaffen, mag ich besonders. Sie macht unsichtbar Geglaubtes wieder sichtbar und lädt zum Verweilen ein. Eine Mission, bei der sie übrigens jeder ein Stück weit begleiten kann. Denn auf ihrem Blog Claudia Günther – Fotografie lässt sie jeden Freund des außergewöhnlichen Fotos an ihrer Leidenschaft teilhaben. Zudem gastiert seit Mitte Juli 2014 (bis voraussichtlich einschließlich Oktober 2014) ihre erste Ausstellung mit dem Titel „Vergessenes“ im Restaurant Jelänger Jelieber in Berlin (Kaskelstraße 49, Berlin-Lichtenberg).

Hier einmal einige meiner Favoriten aus Claudias ausdrucksvollen Bilderkollektion.




 
© Claudia Günther - Fotografie

Ihre Galerie offenbart noch eine Vielzahl anderer solcher Hingucker. Schaut am besten selbst einmal vorbei!


Besonders freue ich mich, dass sich Claudia als kreativer Geist für einen kleinen Kreativplausch bereiterklärt hat.



~ Kreativplausch ~


Liebe Claudia,

dankeschön, dass du uns im Zuge dieses kleinen Kreativplauschs an deiner Passion für das eingefangene Motiv und gerahmte Bild teilhaben lässt. Ich bin gespannt, was du zu erzählen hast.

Liebe Kora, vielen Dank für die Einladung…


Mit welchem Bild, mit welchem Motiv oder mit welcher Symbolik, um gleich einmal in das Feld der Fotografie einzusteigen, assoziierst du für dich ganz persönlich Kreativität?

Da beginnst du ja gleich mit einer schwierigen Frage… Mit der Kreativität ist das so eine Sache… Entweder hat man sie gerade – oder eben nicht. Zu meinem Glück kann ich sagen, dass sich meine ganz persönliche Kreativität stets zu Wort meldet, sobald ich durch die quietschende Eingangstür meines „nächsten Objektes“ klettere. Meistens habe ich dann auch gleich mit einer regelrechten Flut an wunderschönen potentiellen Motiven zu kämpfen, sodass meine „Kreativität“ sich erst einmal sammeln muss... (-;


Welches sind aus deiner Sicht die Eigenschaften, die einen Fotografen ausmachen? Inwiefern verändert sich die Wahrnehmung der eigenen (Um-) Welt, wenn man häufiger durch eine Kamera schaut?

Die wichtigste Eigenschaft ist wohl die Neugier. Und bzgl. meiner Vorliebe für „alte Häuser“ darf da die Abenteuerlust nicht fehlen. Und wenn man dann noch einen Blick für schöne Perspektiven und Kompositionen hat und besondere Lichteinfälle wahrnimmt, dann empfinde ich das als eine viel wertvollere Eigenschaft, als zu wissen, wie man alle 300 Knöpfe am Fotoapparat bedienen kann. Sicherlich ist ein technisches Know-how eine erforderliche und erleichternde Grundlage, dennoch wird man ohne den Blick für das gewisse Etwas den schönsten Schmetterling vorm Sonnenuntergang nur bedingt atmosphärisch einfangen können. Das trainiert automatisch auch die Wahrnehmung. Viel mehr nimmt man vom Alltag mit, der einen stets umgibt. Details, denen nur Wenige Beachtung schenken, fokussieren mit der Zeit die eigene Wahrnehmung. Das ist natürlich in Zusammenhang mit dem jeweiligen fotografischen Schwerpunkt zu sehen. Ich zum Beispiel scanne stets und ständig das Stadtbild nach verlassenen Häusern ab – ob zu Hause oder im Urlaub.


Deine Reise als Fotografin führt dich in vielen Fällen, weil du dich mit großer Vorliebe den sogenannten Lost Places widmest, in die entlegensten Ecken. Das ist dann der vollkommene Gegensatz zum Rummel der Großstadt, in der du lebst. Wann und wie hat sich dein Hang zum versteckten Motiv, das in der Stille wartet, entwickelt? Was reizt dich an diesen Kulissen besonders?

Prinzipiell habe ich mich schon seit meiner Kindheit sehr gern in alten Häusern aufgehalten. In meinem Heimatort, gab es früher ein altes Schloss – natürlich verlassen. Mehrmals habe ich dieses nach der Schule besucht – später auch mit der Kamera. Das war ungefähr vor zehn Jahren. Dann kamen Ruinen in den umliegenden Nachbarorten. Mich begeistert dabei vor allem das Entlegene. Meist handelt es sich um Orte, denen sonst niemand Beachtung schenkt – im Gegenteil: 95% der Menschen sehen diese Orte als „Schandflecke“. Dabei übersehen sie deren historischen Wert, was früher dort einmal stattgefunden hat und warum das heute nicht mehr so ist. Oft sind es Gebäude, denen man ihre Schönheit erst auf den zweiten Blick ansieht – nämlich im Inneren. Das müssen nicht immer dreckige Fabrikhallen oder Industrieruinen sein. Ich habe wunderschöne verlassene Theater- oder Ballsäle, Konzerthallen und Kinos gesehen, die der Großteil niemals betreten würde. Man muss sich mal vorstellen, was die alle verpassen… (-;


Welches sind – abgesehen von deiner Kamera – die drei wichtigsten Utensilien, die du bei deinen Streifzügen zu den Lost Places im Gepäck hast?

Taschenlampe, -messer und Stativ.


Dass alte Bunker, im Wald stehende Ruinen oder ehemalige Fabrikanlagen auch ohne gewollte Arrangements in Szene gesetzt werden können, unterstreichst du mit deinen Fotos nur zu gut. Ich persönlich finde, dass es dir gelingt, das Geheimnisvolle oder auch das Unerwartete dieser Orte richtig gelungen zu fokussieren. Was ist die größte Herausforderung beim Einfangen einer solchen Kulisse?

Vielen Dank, es freut mich, dass dir meine Bilder gefallen. Die größte Herausforderung ist wahrscheinlich das Licht. Oftmals sind Fenster und Türen der Gebäude versiegelt, es gibt dann nur den indirekten Lichteinfall, z.B. durch Löcher in Decke. Man muss dann damit zufrieden sein, was man eben in diesem Moment hat und das Beste daraus machen. Oder man wartet acht Stunden auf den perfekten Lichteinfall – wenn man die Zeit dafür hat…
Ansonsten sind ja mit den Gebäuden selbst alle erforderlichen Gegebenheiten für ein schönes Foto vorhanden. (-:


Beeindruckend sind ebenso deine Aufnahmen der verbliebenen Architekturen in Griechenland, Italien oder China. Was waren deine ersten Gedanken, als du vor der Chinesischen Mauer standest? Inwieweit trägt die Ausstrahlung eines solchen Motivs dazu bei, dessen Foto zu beeinflussen. Gehst du eher intuitiv vor oder hast du immer genaue Vorstellungen von dem, wie du was am optimalsten fotografierst?

Die chinesische Mauer ist wohl nicht nur für mich von großer Bedeutung. Jeder, der einmal darauf stand, wird dieses Erlebnis nie vergessen. Umso schwieriger ist es, die Ausstrahlung eines derartig bedeutenden Monuments würdevoll einzufangen. In den seltenen Fällen gelingt es wirklich, auch nur einen Bruchteil dieser Wirkung aufzunehmen. Gerade dann ist es wichtig, die Kamera auch mal wegzulegen und den Moment nicht nur durch den Sucher zu genießen. Ich muss zugeben, das fällt mir oft schwer, aber daran arbeite ich… (-:
Ansonsten habe ich meist bereits zuvor ein ungefähres Bild vor Augen, wie das Foto aussehen soll, das ich aufnehmen möchte. Ich sehe ein Motiv und suche dann für mich auch gleich die passende Perspektive und Komposition dazu. Oftmals ist es allerdings auch so, dass gerade die spontanen und unbedachten Schnappschüsse zu Hause beim Bilder sortieren für Überraschungen sorgen – vielleicht gerade aus dem Grund, weil man sich im Vorfeld nicht so viele Gedanken über das „perfekte Foto“ gemacht hat…


Wenn du dir drei Orte aussuchen dürftest, um dort Momentaufnahmen einzufangen, wohin würde es dich aus welchen Gründen unbedingt ziehen? Hinter welchen Orten steht ein großes Muss?

Auf meiner To-Do-Liste stehen auf jeden Fall in die Ruinen von Angkor! Die Verbindung der Geschichte mit den kulturellen Hinterlassenschaften reizen mich sehr. Die verwilderten Ruinen, wie sie von großen Bäumen überwuchert und vom Urwald zurückerobert werden… – das ist ein tolles Motiv! Dann würde ich zu gern das alte Kino in Rüdersdorf noch einmal besuchen. Da war ich schon früher zweimal – nur leider nicht mit der richtigen Ausrüstung. Es gab einen großen Saal mit wunderschöner hoher Stuckdecke und kleinen Architekturdetails. Leider wurde das Kino vor einigen Jahren abgerissen – aber wenn ich mir tatsächlich drei Orte aussuchen dürfte (wie in deiner Frage), dann wäre das auf Platz zwei. Sehr gern würde ich auch mal die Stadt Detroit sehen. Durch die boomende Automobilindustrie zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es dort einen großen urbanen Aufschwung. Mittlerweile stehen dort Gebäude jeglicher Art leer und sind verlassen – eine richtige Geisterstadt...


Wenn du nicht gerade durch die Lande ziehst, um zu fotografieren, womit beschäftigst du dich an deinen Ruhetagen ohne Kamera am liebsten?

Oftmals mit der Suche nach neuen verlassenen Orten. Die Recherche nimmt nämlich mehr Zeit in Anspruch als das Fotografieren an sich.



Und wie schaust du dir Fotos im Allgemeinen selbst an? Beispielsweise die Urlaubsbilder von Freunden oder Plakatierungen in der Stadt. Blendest du dann diesen „professionalisierten“ Blick automatisch aus oder achtest du schon auf Details, die ein Laie eher am Rande streift?

Jeder Mensch fotografiert auf seine Art und Weise. Je nachdem, worin sein Schwerpunkt liegt. Sicherlich achte ich auf Details, Perspektiven und Kompositionen. Allerdings viel mehr bei meinen eigenen Bildern als bei denen der anderen. Da bin ich sehr penibel. Man entwickelt automatisch mit der Zeit einen Blick für Kleinigkeiten, die anderen Menschen sonst nicht gleich auffallen würden.



Weil wir gerade beim Thema „Fotoschau“ sind. Du hast seit Mitte Juli 2014 deine erste eigene Fotoausstellung (im Restaurant Jelänger Jelieber, Kaskelstraße 49, Berlin-Lichtenberg). Gratulation dazu! Was macht es so besonders, die eigenen Fotos nun nicht nur von Familie und Freunden, sondern auch von vollkommen Fremden begutachtet zu wissen?

Vielen lieben Dank. Es ist natürlich ein großes Ereignis für mich. Bisher sahen nur wenige ausgewählte Personen meine Fotos – nun jeder, der im Jelänger Jelieber einen Kaffee trinkt. Das ist schon ein merkwürdiges Gefühl… Aber es macht mich auch sehr glücklich. Vor allem, da ich weiß, wie viel Arbeit dahinter steckt. Nicht nur das Fotografieren an sich, sondern auch die Konzeption der gesamten Ausstellung, die Anordnung und die Organisation. Im Vorfeld habe ich dafür viel Unterstützung von meiner Familie und meinen Freunden erhalten – so sind zum Beispiel alle Rahmen in Handarbeit selbst angefertigt, lackiert und geschliffen worden. Dafür bin ich allen sehr dankbar.



Danke dir für diese netten, interessanten und mitunter durchaus fotogenen Einblicke in dein Wirken hinter der Kamera! Dir auch in Zukunft reichlich viel Freude am Fotografieren und Entdecken kleiner und großer Schätze!

Vielen Dank, liebe Kora.



Ich hoffe, euch hat dieser Kreativplausch, über den ich mich aufgrund des für meine Verhältnisse "etwas anderen Metiers" sehr gefreut habe, mindestens ebenso viel Spaß bereitet wie mir.


Sonntag, 7. September 2014

Donnerstag, 4. September 2014

[Rezension] Sehnsucht nach Zimtsternen (Katrin Koppold)

Katrin Koppold: Sehnsucht nach Zimsternen 

Sehnsucht nach Zimtsternen - EBookNachdem ich bereits Helgas und Fees Geschichte kenne, durfte ich mir nun natürlich keinesfalls den dritten Band der Sternschnuppen-Reihe und damit Lillys Porträt entgehen lassen. Denn inzwischen fühle ich mich beinahe schon selbst ein klein wenig wie ein Mitglied der liebenswert-chaotischen Familie Baum.
Bisher bestach die Autorin durch zwei Vorgängerbände, die mich trotz oder gerade wegen variierender Grundstimmungen jeweils für sich gewinnen konnten. Umso gespannter war ich auf die Begegnung mit Lilly.
Nicht vergessen möchte ich das Dankeschön an Katrin Koppold für die nette Bereitstellung einer eBook-Ausgabe ihres Buchs!

Bild: katrinkoppold.de


~ Rezension ~

Die herbe Süße des eigenen Traums

Lilly liebt Märchen, solange sie denken kann. Die schönsten Kindheitserinnerungen verbindet sie mit den gemeinsamen Märchenstunden in Familie. Doch mittlerweile steht Lilly mitten im Leben. In einem Leben, das es momentan alles andere als märchenhaft mit ihr meint: Zuerst trennt sich ihr Mann Torsten überraschend von ihr. Dann muss sie sich der unbequemen Wahrheit stellen, dass ihr Vater längst nicht über die Trennung von ihrer Mutter hinweggekommen ist. Und schließlich steht auch noch das Wiedersehen mit Anton, ihrer unglücklichen Jugendliebe, bevor. Lilly fühlt sich vollends überfordert. Einziger Lichtblick: der attraktive neue Nachbar. Kaum sieht Lilly allerdings Licht am Ende des Tunnels, bricht die Welt erneut über ihr zusammen. Der Moment für den Ritter in schimmernder Rüstung ist endgültig gekommen! Ein Ritter, der Lilly die geliebten Zimststerne backt.

Bei Sehnsucht nach Zimtsternen von Katrin Koppold handelt es sich um den dritten Teil der Sternschnuppen-Reihe. Dieser kommt im Gewand eines liebevoll geschriebenen Romans, dessen Zuckerguss der Hauch von Märchen ist, daher.

In diesem Teil wird die Geschichte der dritten Schwester aus dem Hause Baum erzählt. Lilly ist eine Protagonistin, die, ungeachtet aller Unebenheiten des Lebens, den Mädchentraum vom Happy End à la Brüder Grimm partout nicht loslassen möchte. Sie hat es perfektioniert, sich von Unannehmlichkeiten zu distanzieren. Zugleich ist sie nach wie vor die nette, nicht rebellierende Tochter, Schwester und Frau. Bis sich die Schatten der Vergangenheit nicht mehr aussperren lassen und Lilly wie einen Fluch einhüllen. Eine gefühlsbetonte Zuspitzung der Ereignisse und Verkettung verschiedener Schicksalsstränge werden von Katrin Koppold in gewohnt nahbarer Weise kreiert.
Lilly zur Seite gestellt wird ein Reigen prägnanter Charaktere: Vom nerdig-legeren Nachbarn über die berechnende Schwiegermutter bis hin zum Womanizer-Mitbewohner erfüllt jede der Figuren ihr Rollenbild — mal mit köstlichen Klischees, mal mit würzigem Überraschungsmoment verziert.

Was mich einmal mehr begeistert hat, ist die Atmosphäre, die Katrin Koppold mit dem von ihr angeschlagenen Ton geschaffen hat. Ihr gelingt es, eine glaubwürdige Balance zwischen lieblichen "Und wenn sie nicht gestorben sind, ..." und der ernsthaften Seite des Strebens nach Glück zu schildern. Selbstverwirklichung, Schicksalsschläge und Selbstreflektion werden zu den Strähnen, aus denen die Autorin einen ansehnlichen Rapunzelzopf flicht. 

Dynamisch und zugleich mit Bedacht wurde der Handlungsverlauf gestaltet. Während die Nuancen Blauäugigkeit und Selbstmitleid Lillys in den einen Passagen überwiegen, werden sie an anderer Stelle durch Entschlossenheit und Wagemut der Protagonistin ersetzt. Hinzu kommt der ganz normale Wahnsinn in der Familie Baum, der für reichlich Zündstoff sorgt und dem charakteristischen Zimt in den Zimtsternen entspricht.

Die Emotionalität der Geschichte ergibt sich aus der Summe vieler einzelner einschneidender Erlebnisse und Lebensphasen. Eine gewisse Hin- und Hergerissenheit wird geschaffen. Distanz und Nähe, Schockstarre und Lebenshunger, Vergangenheit und Zukunft — ein Potpourri aus Gegenspielern, die den Weg Lillys und ihrer Begleiter prägen.

Alles in allem ein Werk, das es versteht, das Märchenhafte in die Realität zu überliefern. Mit Fingerspitzengefühl und Know-how hat Katrin Koppold das Rezept für einen gelungenen Roman abgeschmeckt.

FZIT: Verspielt. Bittersüß. Hellwach.


Dienstag, 2. September 2014

[Rezension] Was sich liebt, das rächt sich nicht (Rose Snow)

Rose Snow: Was sich liebt, das rächt sich nicht 

Da ich nicht nur Bücher großer Namen, sondern vor allem auch die ambitionierter Self-Publisher gern lese, fiel die Buchvorstellung Rose Snows in einer E-Mail an mich direkt auf offene Ohren. Denn die "Kleinen" haben meiner Meinung nach nicht weniger Aufmerksamkeit verdient als unsere bereits etablierten Bestseller-Lieblinge.
Rose Snow ist das Pseudonym, unter dem ein schreibendes Duo aus Österreich seine Geschichten in unsere Bücherregale katapultieren möchte. Die Daumen für dieses Vorhaben sind gedrückt!
Danke an Rose Snow für diesen Fingerzeig, der mich erreichte!

Buchcover: Rose Snow


~ Rezension ~

Auf höllisch gute Nachbarschaft!

Maya ist fest entschlossen, die jüngste Vergangenheit hinter sich zu lassen. Damit schwört sie, nach der Enttäuschung mit Ex-Freund Jan, auch der Männerwelt ab. Bis, ja, bis sie im Hausflur ihres neuen Domizils Holger begegnet. Seine blaublauen Augen haben etwas Hypnotisierendes. Wäre da nur nicht diese alberne Hausordnung der peniblen Vermieterin, die jegliche Herzensangelegenheiten zwischen den Bewohnern des Hauses untersagt. Eine bittere Pille, die Maya allerdings schlucken muss, um die Probezeit für ihre Traumwohnung zu überstehen. Leichter gesagt als getan. Denn absurd abgedrehte, sie Spießruten laufen lassende Mitmieter, unter ihnen die mysteriöse Lady Grazie, und ein Geheimnis Holgers stellen Mayas Geduld auf eine herbe Probe. Doch Revanche ist bekanntlich süß. Dumm nur, dass die akribisch geplante Rache ohne Vorwarnung aus dem Ruder läuft ...

Bei Was sich liebt, das rächt sich nicht handelt es sich um den für Gute-Laune-Leseunterhaltung sorgenden Debütroman Rose Snows

Kennzeichnend für diese quirlige Zwischen-Liebe-und-Rache-Geschichte sind eindeutig die Charaktere. Diese kommen alles andere als Otto Normal von nebenan daher. Vielmehr verkörpern sie Skurrilität und Aberwitz, während sie ihre jeweilige Rolle in der kuriosen Verwechslungsgeschichte passgenau erfüllen. Die Mischung aus Exzentrik, Blauäugigkeit (in jeglicher Hinsicht) sowie eigenwilliger Entschlossenheit wurde von der Autorin gut abgeschmeckt und sorgt für die Inszenierung eines illustren Figurenensembles.

Der Unterhaltungswert des Romans liegt in der Kombination aus Alltäglichem — sei es ein Umzug, Spitzfindigkeiten unter Nachbarn oder Eifersucht — und Überspitzung, die mit gängiger Klischeehaftigkeit aufpoliert worden ist. Die feine Komplexität der Missverständnisse, mit welcher die Autorin zu Werke geht, hat mir besonders zugesagt. Ein kurzweiliges Konstrukt, das von drolligen Fallstricken zusammengehalten wird, entsteht. Jenes Geflecht kann allerdings hin und wieder auch für kleine Irritationen sorgen und fordert somit die Aufmerksamkeit der Leser.

Den humorigen Grundtenor ausfüllend, kommt die Geschichte im Ganzen angenehm locker, dynamisch und leichtfüßig daher. Rapide Stimmungswechsel der Figuren sorgen gleichermaßen für Amüsement wie die Verquickung von Umständen und Begegnungen, die den Leser erst schmunzeln, dann über ein Wie-hätte-ich-wohl-reagiert grübeln lassen.

Die von Rose Snow ausgefeilte Idee der Racheagentur bildet den Kern einer Handlung, deren Fäden sich auf den unterschiedlichsten Ebene miteinander verknoten. Ein Hauch von Romantik wird mit einem humorvollen Quäntchen Nervenkitzel versehen. Eine beschwingte Liebeskomödie mit kleinen Nuancen individuell empfundenen Desasters entwickelt sich. Was sich liebt, das hätte ein Happy End verdient. Doch der Weg dorthin führt über die glühenden Kohlen der Hölle, an denen es sich leicht verbrennen lässt ...

In der Summe eine Debütgeschichte, die durch herzliche Verrücktheit auf sich aufmerksam macht. Mal lieblich roasrot, mal teuflisch feuerrot. 

FZIT: Spaßig. Agil. Unverzagt.