"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Freitag, 29. November 2013

[Rezension] {♫♫} Sugar & Salt (Lisa-Marie Fischer)

Lisa-Marie Fischer: Sugar & Salt 

Sie ist blond. Sie spielt Gitarre. Sie schreibt und singt Country-Folk-Lieder. Und sie ist NICHT Taylor Swift ...

Durch einen mehr oder weniger bedeutsamen und sehr glücklichen Zufall bin ich auf die Musik von Lisa-Marie Fischer gestoßen und war sofort mehr als angetan. Denn ich mag diesen Countrystyle — sowohl musikalisch als auch modisch. Noch begeisterter war ich folglich, als ich die passionierte Sängerin im Vorprogramm der "To The Roots Tour" von Tom Beck live erleben durfte. Richtig schön war's! Unbedingt mehr davon!

Im internationalen Geschäft prägen zuhauf preisgekrönte Musiker und Stimmen wie Lady Antebellum, Keith Urban, Dolly Parton und eben Taylor Swift dieses Genre des Country-Pops/Country-Folks. Weshalb also nicht auch dem hiesigen Publikum die Möglichkeit geben, ihren Musikgeschmack mit einer Prise Lebensgefühl à la John Wayne abzuschmecken? Eben.


~ Rezension ~

Eine Reise in die Weiten der musikalischen Prärie

Den besten Beweis dafür, dass die Zahl 13 eine Glückszahl ist, liefert dieses Musikalbum. Wenn mit diesem Coup nicht ein  um es mit einem gleichnamigen Titel des Albums zu unterlegen , Lucky Streak, also eine Glückssträhne, für die und von der Sängerin eingeläutet wurde? 
In bester Countrymanier zieht Lisa-Marie Fischer den musikalischen Colt und trifft bei Freunden gepflegter handgemachter Musik zielsicher ins Schwarze. Denn mit einer Bandbreite an angeschlagenen Emotionen und eingängigen Rhythmen wurde dieses wohlklingende Album, das in Zusammenarbeit mit echten Kennern und Könnern der Branche entstand und den Hörer zu einer Reise in den Wilden Westen einlädt, ausstaffiert.

Sugar & Salt  nannte die junge Singer-Songwriterin Lisa-Marie Fischer aus Marburg ihr zweites Album und beweist damit, dass es auch hierzulande Talente gibt, die dem Genre der Country-Folk-Musik gehörig Würze verleihen können. Zugegebenermaßen schlägt sie einen Ton an, der dem deutschen Musikmarkt (noch) nicht allzu vertraut scheint. 
Doch dank einer wunderbar markanten und weichen Stimme, aufrichtigen und gelegentlich verspielten Texten sowie Melodien, die Ohrwurmcharakter haben, verschafft sich Lisa-Marie Fischer Gehör wie eine Große.

Das Album prägt ein Potpourri aus gefühlsbetonten, zeitweilig bedächtig, zum Teil gar melancholisch wirkenden Ballanden und jugendlich-frechen Stücken gehüllt in ein unverhohlenes Nashville-Flair. Musik, die durch eine glorreiche Vielschichtigkeit anspricht. Und überzeugt. Denn der Sängerin gelingt es, mit einer sympathischen Bodenständigkeit Geschichten, die ein roter Faden durchzieht, zu erzählen. Es ist, als würde mit dem Hörer am Lagerfeuer ein Füllhorn an Anekdoten, untermalt von leichten Gitarrenklängen, geteilt.

Die sanfte und warme, bisweilen verträumte und zugleich ausdrucksstarke Stimme der Sängerin transportiert dabei Persönlichkeit und ein Gefühl von erfrischender Jugendlichkeit. Ein ausgewogener Gegenpol zur ausgeklügelten Musikalität und der tief verwurzelten Liebe zum Genre der Country-Musik.

Unterstrichen wird der charakteristische Countrystil durch die vielseitig eingesetzten instrumentalen Begleiter wie eben Gitarren und Banjo, Harmonika und Perkussioninstrumenten. Eine Harmonie zwischen Gesang und Instrumenten blüht auf und nimmt vollends ein.

Überaus faszinierend wirkt beim Hören der CD das Lebensgefühl auf mich, welches Lisa-Marie Fischer mit natürlicher Leichtigkeit weitergibt. Sie nimmt sozusagen unaufdringlich und gleichermaßen bestechend unwiderstehlich mit auf einen Besuch in den Saloon zu den rauen Cowboys. Oder in die Weite der Prärie, in der Träume wahr werden, Herzen brechen und sich Freiheiten erfüllen.

Sugar & Salt repräsentiert ein Gesamtpaket, dessen Arrangement stimmig und einladend, abwechslungsreich und mit Präzision aufwartend daherkommt. Mit Lisa-Marie Fischer meldet sich hier eine Sängerin zu Wort, die ohne Weiteres die deutsche Antwort auf eine im internationalen Business omnipräsente Taylor Swift sein könnte. Dabei jedoch ihren sehr eigenen Weg geht.

FZIT: Ausdrucksvoll. Einnehmend. Lebendig.




Als Vorgeschmack auf Sugar & Salt hier Done is Done:






Mittwoch, 27. November 2013

[Rezension] Grace & Josephine — Eingeschneit (N. Dela & M. Inusa)

Nadine Dela & Manuela Inusa: Grace & Josephine — Eingeschneit 

Allein die Kurzbeschreibung der ersten Geschichte rund um Grace und Jo ließ mich die Ohren spitzen. Denn gegen einen Abstecher unter Freunden ins vorweihnachtliche New York hatte ich absolut nichts einzuwenden. 

Als mich Nadine Dela dann selbst fragte, ob ich das Buch von ihr und ihrer Autorenfreundin Manuela Inusa lesen wollen würde, musste ich schlicht und ergreifend zusagen, nicht wahr? Denn a) mag ich Romane mit Inhalt wie diesem sehr gern, b) war es (für mich) an der Zeit, einen ersten vorweihnachtlichen Hauch abzustauben und c) ist es mir geradezu ein Bedürfnis, Werke von Autoren zu lesen, die gerade im Begriff sind, sich mit der Veröffentlichung eines Buches, einen großen Traum zu erfüllen.

Bereits wenig später durfte ich dann schon mit Grace und Jo, die mindestens genauso herzlich sind wie die beiden Autorinnen, die ihnen ihre Stimmen verliehen, Spuren im New Yorker Schnee hinterlassen ... Ein großes Dankeschön dafür!


~ Rezension ~

Freundschaft auf den ersten Klick

Grace und Josephine verbindet so einiges: die Liebe zur Lyrik, zu Hershey's Chocolate, zur Musik von 30 Seconds to Mars. Die beiden Frauen teilen sich seit ihrer ersten virtuellen Begegnung ziemlich alles mit, denn es scheint zwischen ihnen dieses unsichtbare Band der unerschütterlichen Freundschaft zu existieren. Wenngleich weder Grace noch Jo bisher an etwas wie Seelenverwandtschaft geglaubt haben. Jetzt, nach herben Niederlagen und Vertrauensbrüchen, scheint es das Schicksal doch mit beiden doch einmal gut gemeint zu haben.
Mitten in der Weihnachtszeit steckend und von ihren Familien ermutigt, haben sich die beiden Freundinnen nun zu einem gemeinsamen Wochenendausflug ins stimmungsvolle New York verabredet. Doch bevor es überhaupt zu einem ersehnten leibhaftigen Treffen kommen kann, müssen Grace und Jo den Widrigkeiten trotzen, die ihnen ein ausgewachsenes Schneechaos bereitet. Dabei verrinnen die Stunden gnadenlos ...

Grace und Josephine — Eingeschneit ist das erste Gemeinschaftswerk der Autorinnen Nadine Dela und Manuela Inusa. Mit ihrer Zusammenarbeit wurden die beiden zu Botschafterinnen der wahren, vorbehaltslosen und aufrichtigen Freundschaft.

Mit Grace und Jo hauchte das Autorenduo zwei Protagonistinnen Leben ein, deren große Stärke eine ansteckende Emotionalität ist. Sowohl Grace als auch Jo wissen, was es heißt, vom Leben enttäuscht zu werden. Umso mehr schätzen die beiden auch das schiere Glück ihrer Freundschaft. Ein große Portion Einfühlungsvermögen, ein Schuss Risikobereitschaft und eine Prise Melodramatik charakterisieren die Persönlichkeiten der beiden Figuren. Doch in der Summe überstrahlt ihre Menschlichkeit alles.

Die Geschichte, die im steten Wechsel der zwei Perspektiven von einem außenstehenden Erzähler wiedergegeben  wird, wurde in die Kulisse des winterlichen New Yorks sehr einladend eingebettet. Die Autorinnen lassen den Leser auf diese Weise die im Lichterglanz erstrahlende und im Schnee versinkende Metropole durch Grace' und Jos Augen sehen und erleben.

Mir hat besonders gefallen, dass ich während des Lesens gespürt habe, dass dieses Buch seinen Verfasserinnen eine echte Herzensangelegenheit war. Denn eine Vielzahl von Details, die in die Handlung eingeflochten wurden, spiegeln persönliche Nuancen der Freundschaft zwischen Nadine Dela und Manuela Inusa wider.
Der Reiz dieses Buches ist es folglich, in eine Geschichte einzutauchen, welche die Grenzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit ausradiert.

Der leicht eingängige Schreibstil des Buches garantiert Lesemomente, die erfreuen. Hand in Hand arbeitend — oder besser: Zeile um Zeile schreibend — kreierten die Autorinnen eine Geschichte, deren Trumpf eine einnehmende Warmherzigkeit darstellt. Das Lachen, das Vergießen von Tränen und die Betonung einer Seelenverwandtschaft sind hierbei Dreh- und Angelpunkt.

Der Fortgang der Handlung ist gespickt von einer Reihe niedlicher, aber auch rührender Anekdoten, die es ebenso gut verdient hätten, noch ein wenig ausgeschmückt zu werden. Meiner Meinung nach verlieh besonders das Finale samt der kleinen Weihnachtswunder der Geschichte das gewisse Etwas. Sehr possierlich!

Alles in allem der gelungene Auftakt einer Reihe, die durch in diesem ersten Teil gemachte Andeutungen einen Raum für Entfaltung bietet und zum anderen neugierig auf die Fortsetzung macht. Doch in allererster Linie eine Hommage an die Unbezahlbarkeit einer Freundschaft, die jedem Einzelnen von uns im wahren Leben vergönnt sein sollte.

FZIT: Herzlich. Verspielt. Harmonsich. 


Montag, 25. November 2013

[Rezension] Liebesschüchtern (Lili Wilkinson)

Lili Wilkinson: Liebesschüchtern

Dieses Buch hat mir besonders aufgrund zweier Aspekte zugesagt: Zum einen erinnerte mich die eigensinnige Protagonistin in manchen, aber recht unverkennbaren Zügen an zwei meiner Lieblingscharaktere aus Fernsehserien — nämlich an Temperance Brennan ("Bones — die Knochenjägerin") und Sheldon Cooper ("The Big Bang Theory"). Perfekt. Zum anderen mochte ich das Zusammenspiel der Figuren, das Seite für Seite neue Ungewissheit hinsichtlich des Fortgangs der Handlung aufwarf. Richtig gut!
Besten Dank für das mir zugeschickte Rezensionsexemplar an dieser Stelle an Pink!


~ Rezension ~

Auf den ersten Blick sieht man nicht,  ...

Der investigative Journalismus hat es Penny angetan. Mit kompletter Hingabe möchte sie in die Fußstapfen Nellie Blys, ihrem großen Vorbild, treten. Dafür engagiert sich Penny über alle Maßen für die Schülerzeitung und ist stets auf der Suche nach der alles überstrahlenden Titelstory. Als sie eines Tages durch einen Zufall auf ein Internetforum für liebesschüchterne Jungen samt dem anonymen Kommentar eines ihrer Mitschüler stößt, sieht Penny dies als Wink mit dem Zaunpfahl. Fortan vertieft sie sich in eine ausgiebige Recherche und die Suche nach dem Jungen, der Angst davor hat, Gefühle zuzulassen. Immerhin könnte Penny es sein, die ihm hilft, eine neue Lebensqualität zu erfahren. Der perfekte Durchbruch als ernsthafte Journalistin scheint in Sicht. Doch diese Mission stellt sich als kein leichtes Unterfangen heraus, das Penny schließlich ihre eigen Grenzen erkennen und (beinahe) ihre Mission entschlossen abbrechen lässt. Wenn da nicht ...

Lili Wilkinsons Liebesschüchtern ist ein flotter Roman für Mädchen ab 11 Jahren gelungen, der durch eine unterhaltsame Mischung aus Charakterstärke und Situationskomik auf dem Weg zur Selbstfindung anspricht. 

Allen voran wird die Geschichte von ihrer Hauptfigur Penny, einem eher untypischen Teenager mit dem Hang zu ausschweifenden Debatten, zur offensiven Berichterstattung und zum Perfektionismus, getragen. Penny wird als Mädchen gezeigt, das stets alles unter Kontrolle hat. Sie hat ein Ziel vor Augen, das sie erreichen will. Sie ist gern ein Einzelgänger und kann der Partylaune ihrer Klassenkameraden nicht das Geringste abgewinnen. Mit Penny portraitiert die Autorin eine Figur, die den vollkommenen Gegenpol zum (beängstigend) introvertierten und traumatisierten Mr. Liebesschüchtern bildet, dem sich Penny angenommen hat. Ein Duo, dessen Miteinander sowohl dem Witz als auch den wichtigen zwischenmenschlichen Entwicklungen der Geschichte Nachdruck verleiht.

Während des Lesens hatte ich anhaltend das Gefühl, den sprichwörtlichen Tanz auf dem Vulkan zu wagen. Ein Eindruck unterstrichen durch den einen oder anderen Überraschungseffekt. Denn dank der eigenwilligen Charaktere, grotesk bis überraschend impulsiv anmutenden Situationen und feinfühligen Nuancen zwischen den Zeilen schillerte der Handlungsbogen bis zum Schluss regenbogengleich abwechslungsreich.

Lili Wikinson gelang es, emotionale Offenbarungen, einmalige Unverdrossenheit und zart schmeckenden Zynismus in einen fiktiven Kontext zu legen, der gerade den Heranwachsenden der realen Welt den Rücken stärkt: Jeder von uns hat Zweifel, Ängste und Träume. Um Letztere zu verwirklichen müssen die Hürden, die uns den Schwung nehmen (könnten), besonnen übersprungen werden. Dabei lohnt es sich, gelegentlich auch nach rechts und links zu schauen. Denn dort liegt — sozusagen unübersehbar am Wegesrand  auch die Erkenntnis, dass es alles andere als verwerflich ist, die eigenen Prioritäten von Zeit zu Zeit ein klein wenig zu überdenken.

Mittels einer erfrischenden Tonalität, der Vorliebe für skurrile Missgeschicke und zuweilen bewusst markant überspitzen Meinungsbildern präsentierte die Autorin ein Stück Jugendliteratur, das sowohl für Lacher sorgt, als auch ein Stück weit zum Beobachten der eigenen Mitmenschen animiert. Denn trotz großer Drolligkeit nimmt sie sich Anliegen, denen Teenagern deutliche Wichtigkeit beimessen, an.

In der Summe ein Buch, das einem Kaleidoskop gleichkommt. Jedes Kapitel wartet mit einer kleinen Überraschung auf, welche bis zur letzten Seite ein Das-musste-ja-so-kommen-Ende tatsächlich ungewiss macht.

FZIT: Resolut. Offenbarend. Witzig. 


Sonntag, 24. November 2013

[Sonntagsbrunch] Am 24. November 2013


Erst in Bewegung, dann ein Stillleben.


~ eingefangen am Wattenmeer (Deutschland) ~


Freitag, 22. November 2013

[Kreativplausch] Ein Herz fürs Schreiben, das in Irland schlägt

Wer Geschriebenes von Ellen Dunne liest, weiß auf Anhieb, aus welchen richtigen Gründen diese Frau als Schriftstellerin — neben all den anderen beruflichen Verpflichtungen, denen sie nachkommt — arbeitet. Denn sie brilliert nicht nur durch eine, wie ich finde, mitreißende Bildhaftigkeit in ihrer Schriftsprache, sondern setzt Impulse, die Spuren hinterlassen. 
Sie scheut nicht davor, in eine Art Schattenwelt abzutauchen. Gerade das Kontroverse, das Polarisierende, das die Menschen Bewegende ist es, womit Ellen Dunne ihre Geschichten unterfüttert. Dabei legt sie eine Komplexität an den Tag, die ich bewundernswert finde.

Ihre Vorliebe für markant ausgefeilte Charaktere, für eine an die Realität angelehnte Handlung, die Zündstoff bietet, sowie für ihre irische Wahlheimat greift Ellen Dunne in unterschiedlichen Nuancen, aber gleichbleibend starken Intensitäten auf. Dies sowohl in Wie du mir, ihrem Erstlingswerk, als auch in ihrem zweiten Roman mit dem Titel Für immer mein. Letzterer ist gerade in diesem Herbst zuerst als eBook erschienen, während die Taschenbuchausgabe ab (übermorgen) dem 24. November 2013 erhältlich sein wird.

Dass sich Ellen Dunne dabei keinesfalls in eine einzige Schublade stecken lässt, wird deutlich, sobald der Leser auch nur ein wenig an der Oberfläche kratzt. Denn Freunde eines gepflegten Krimis werden gleichermaßen in ihren Zeilen versinken wie der Historiker und der politisch Interessierte, der Gesellschaftskritische und der Fan dramatischer Lebensgeschichten. Damit schöpft die Autorin aus einem Füllhorn, das noch längst nicht ausgereizt ist. Denn, wie sollte es auch anders sein, die sympathische Schriftstellerin bastelt bereits an weiteren Projekten. Wenn das nicht viel versprechend klingt?! Und ob.

Ich hatte nun das Vergnügen Ellen Dunne zu einem kleinen Plausch "zu treffen", in dem wir ebenso der Bedeutung des Kreativseins wie auch der Kunst, den Spagat zwischen zwei Heimaten zu absolvieren, auf den Grund gegangenen sind. Wirklich schön war's. Herzlichen Dank dafür!



~ Kreativplausch ~


Liebe Ellen,

dir inmitten des überaus positiven Trubels um deinen zweiten Roman, der den verheißungsvollen Titel "Für immer mein" trägt, Zeit für ein kreatives Pläuschchen mit mir zu nehmen, finde ich vorzüglich. Ich bin gespannt auf das, was du zu berichten hast, und ahne, du wirst aus dem Vollen schöpfen können, bei all den Erlebnissen, die deine Laufbahn als kreativer Kopf spicken. In diesem Sinne: Alles auf Anfang und ab durch die Mitte!


„Schreiben kann zur Sucht werden.“ Dies lässt du auf deiner Website überaus treffend verlauten und ich kann das absolut bestätigen. Welche Komponenten machen für dich genau jenen unwiderstehlichen Suchtfaktor der Buchstabenakrobatik aus? 

Gute Frage! Für mich ist es tatsächlich ein innerer, schwer definierbarer Drang. Ich bin ja nicht "nur" Autorin, sondern auch als Texterin und Übersetzerin selbstständig. Zusätzliche blogge ich noch über Bücher oder Irland. 
Als Autorin reizt mich das Erzählen von Geschichten der Charaktere, die mir am Herzen liegen. 
Als Texterin/Übersetzerin ist es die Herausforderung, die Botschaft eines Unternehmens so zu verpacken, dass die Zielgruppe sie gerne liest, egal welchen sprachlichen Hintergrund sie hat. 
Und als Bloggerin will ich den Eindruck eines besonderen Buches mit anderen Lesern teilen – und die Liebe zu Irland. Also verschiedene Motivationen – aber dieselbe Sucht ;)


Was denkst du wiederum als nicht minder begeisterte Leserin, worin der Reiz des geschriebenen Wortes, der seit Jahrhunderten fasziniert, liegt?

Dass diese Worte Geschichten erzählen, deshalb sind sie faszinierend. Unsere Freude an Geschichten ist ja noch viel älter. Sie entführen uns einerseits in eine andere, aufregendere Welt, und lassen uns andererseits völlig freie Hand, diese Welt zu erleben und zu deuten. Wir können träumen, die große Liebe treffen, Dramen und furchterregende Geschichten aus sicherer Entfernung miterleben. Was gibt es Schöneres? 


Deine eigenen bisher erschienen Werke lassen durch eine exklusive Mischung aus dramatischen Lebensgeschichten, politischer Brisanz, historischen Meilensteinen und Elementen eines guten Thrillers aufhorchen. Eine Komplexität, die beeindruckt. Wie gestaltet sich hierbei die Recherche hinter den Kulissen? Welches „Navigationssystem“ hilft dir dabei, durch jenes mannigfaltig anmutende Labyrinth aus Detailreichtum und emotionaler Tiefe zu finden?

Das sind ja gleich zwei Fragen. ;) 

Zum Thema Recherche: Für immer mein ist aus meiner Idee entstanden, einen adoptierten Biografen ahnungslos seine eigene Geschichte aufschreiben zu lassen. Der geschichtlich-politische Hintergrund ergab sich aus der dramaturgischen Frage, wie es zu der Situation kommen könnte. 
Mein erster Roman Wie du mir war hingegen das "Nebenprodukt" meines großen Interesses an Irland und dem Nordirlandkonflikt. Ich hatte also zuerst den Hintergrund, danach die Story. Der Rechercheaufwand bei Für immer mein war also gezielter auf die Story ausgerichtet, und wurde von vielen tollen Menschen unterstützt.
Zum Thema Navigationssystem: Ich habe schon zu Beginn eine "finale Konfrontation" von Protagonist und Antagonist im Kopf. Den Weg dahin bestimmen die Charaktere selbst. :) 


Was mir beim Lesen deiner Bücher unmittelbar auffällt, ist zum einen die hohe Präsenz an ausdrucksvoller Bildmalerei mithilfe von Worten und zum anderen ein Figurenensemble mit ausgefeiltem Persönlichkeitsprofil.
Wie wir das alle aus Schulzeiten kennen, wird dort gerade im Deutschunterricht – zum Leidwesen vieler Schüler – großer Wert auf Textanalysen und -erörterungen gelegt. Dabei kennt die Fantasie oftmals kaum Grenzen und nicht selten drängt sich die Frage auf „Was würde der Autor wohl zu meiner Interpretation meinen?“ Nun, wenn du als Autorin ein „Mitspracherecht“ hättest, welches sind die Kernaspekte, die du dem Leser mit deinen Geschichten unbedingt verdeutlichen möchtest? Von welchen Botschaften wünschst du dir, dass diese deine Leser tatsächlich und möglichst ungefiltert erreichen? 

Ich möchte die Leser vor allem unterhalten. Natürlich ist es für mich das Schönste, wenn Leser dann in irgendeiner Weise von Aspekten der Geschichte berührt werden. Wovon genau ist meist sehr unterschiedlich. Mancher sieht eher Helga im Mittelpunkt und kann sich mit ihrem Schicksal identifizieren, andere eher mit Tarek. Das ist toll und ganz nach meinem Geschmack. 
Letzten Endes haben ja alle Charaktere gute Gründe für Ihr Handeln. Was ihnen im emotionalen Eifer fehlt, ist das Verständnis für die Situation des anderen. Diese "Blindheit" ist sehr menschlich, schützt aber eben nicht vor tödlichen Konsequenzen. Ist das jetzt eine Botschaft? Das soll jeder selbst entscheiden. 


Eine weitere Steilvorlage für eine Intentionsanalyse bietet folgende Entdeckung: Wenn man sich deine bisher präsente Titelwahl betrachtet – "Wie du mir" und "Für immer mein" – fällt (mir) unwillkürlich eine Affinität zu Personalpronomen auf. Zufall oder Schachzug deinerseits? 

Das war tatsächlich Zufall, auch wenn es wie ein Schachzug aussieht. :)


In deinem neuen Roman, "Für immer mein", erzählst du die Geschichte eines Schriftstellers, der sich aufgrund seiner eigenen sehr zerrissenen Vergangenheit, die auf unbekannten Wurzeln beruht, lieber den Biographien seiner Kunden widmet. Wessen Biographie würdest du, wenn du wählen könntest, aus welchem Grund gern recherchieren und für die Nachwelt aufbereiten wollen?

Die meiner Schwieger-Großeltern. Leider durfte ich sie nie kennenlernen, doch sie hatten ein geradezu hollywoodesk außergewöhnliches und tragisches Leben miteinander, das mich sehr berührt. Das würde jedoch sehr viel Recherche über das Kuba der 20er und 30er erfordern, wo die beiden lebten... aber wer weiß, was noch kommt? 


Apropos Biographie, deine ist nicht minder spannend, denn die Liebe zu Irland spielt in deinem Leben eine besondere Rolle. Du lebst seit Jahren in diesem Land, das trotz seiner gesellschaftspolitischen Schattenseiten für viele ein Traum(reise)land ist. Deine starke Verbundenheit spiegelt sich sowohl in deinen Büchern als auch in deiner persönlichen Blog-Berichterstattung wider. Welche drei Argumente, die Irland unwiderstehlich machen, kannst du uns an dieser Stelle auf Anhieb liefern?

Phu, eine schwere Auswahl!

• Die Leichtigkeit im Alltag: Die Iren sind meist freundlich, hilfsbreit, lächeln und sprechen auch mal Unbekannte an einer Kreuzung an, nur weil sie deren Mantel toll finden. 

• Das Meer und die Landschaft inspirieren mich einfach unheimlich. 

• Humor und das Leben nicht so ernst zu nehmen ist eine wunderbare Eigenschaft der Iren, trotz all der Schwierigkeiten, die sie haben. 


Wenn man für längere Zeit im Ausland lebt, das durfte ich selbst feststellen, gibt es stets Aspekte/Einstellungen/Traditionen der „zweiten Heimat“, die scheinbar reibungslos Eingang in den eigenen Lebensstil finden. Andererseits existieren diese Kleinigkeiten des Heimatlandes, die man vermisst. Darauf angesprochen, was kommt dir diesbezüglich in den Sinn?

Dass du total recht hast, liebe Kora! Plötzlich hat man zwei vertraute Länder, fühlt sich in beiden und gleichzeitig in keinem richtig zu Hause. Ich habe den Effekt eines Auslandsaufenthalts auch als unumkehrbar erlebt. Man sieht die Heimat anders, für immer. Und gerade weil mich das Thema sehr beschäftigt, habe ich auf "Geist und Gegenwart", ein Blog, den ich sehr schätze, zum Thema Heimat auch einen Gastartikel geschrieben, den man bei Interesse hier lesen kann. 


Die Sprache mit ihrer Ausdruckskraft ist als Autorin dein Handwerkszeug Nummer 1. Wenn du nun die deutsche und die englische Sprache miteinander vergleichst, worin siehst du für dich die jeweiligen Stärken? Und wie nahe liegt es übrigens, dass deine eigenen Bücher in Zukunft auch in den irischen Buchhandlungen in englischer Sprache erhältlich sein könnten?

Ich bin ein riesiger Fan der englischen Sprache! Sie ist wortreich, sehr präzise und hat eine Wendigkeit, die es im Deutschen einfach nicht gibt. Doch um unsere schönen Komposita beneiden uns die Englischsprachler natürlich trotzdem. :)
Meine Bücher auf Englisch hier zu sehen wäre natürlich toll, doch nur die erfolgreichsten Autoren schaffen das, denn der englischsprachige Markt ist sehr umkämpft. Und selbst übersetzen ist derzeit einfach zu aufwendig. Lieber schreibe ich Neues. Ich habe bisher selbst eine Kurzgeschichte auf Englisch geschrieben – eine Art Prolog zu "Wie du mir". Das hat sehr viel Spaß gemacht und gibt nochmal einen anderen Zugang zu den Charakteren, finde ich. Hier der Link zu "Cigarette Break"


Weil wir gerade über die „Sprache“ philosophieren: Wie steht's um deine persönlichen Irischkenntnisse? Ach ja, und wie weit oben in deiner Popularitätsskala rangiert denn der landestypische Stepptanz? 

Oje, erwischt. Von der irischen Sprache habe ich nur passiv Ahnung (manchmal gälische TV-Station ansehen). Dass die Iren kaum Gälisch sprechen, hat meiner Motivation natürlich auch nicht gerade genützt. Irische Musik und irischen Tanz mag ich gerne. Aber eben auch eher als Konsumentin. ;)


Da fällt mir ein, die Werbung ist ebenso eine Branche, der du aus beruflichen Gründen verbunden bist. Was denkst du, wie herausfordernd es in der heutigen Zeit ist, ein Produkt schlagfertig und kreativ zu bewerben? Gibt es eine Werbung, deren Einfallsreichtum dich echt beeindruckt hat? Und was hat es deiner Meinung nach mit Werbungen auf sich, deren Botschaft sich dem Betrachter – wenn überhaupt – erst im letzten Moment erschließt? Ist das vielleicht ein neuer Trend?

Das sind genug Fragen für ein eigenes Interview! :D Ich versuche mich kurz zu fassen: Werbung ist immer eine Herausforderung, da sie ungefragt Botschaften sendet und heute mehr denn je einfach ausgeblendet wird. Sie muss sich immer mehr einfallen lassen, um durchzukommen. Ich liebe Humor und Schräges, davon gibt es zum Glück im irischen Fernsehen eine Menge. Meine derzeitigen Favoriten: Snickers, Comparethemarket.com, PG Tips Tee
Wie bei Büchern mag ich auch in der Werbung Originelles und Überraschendes. Wäre schön, wenn es ein Trend wird. Doch allzu einfallsreiche Werbung neigt ja dazu, den Fokus weg vom Produkt zu führen (der sog. "Vampireffekt"), d. h., man weiß noch den Werbespot, aber nicht mehr das Produkt, das man kaufen soll. Autsch! 


Abschließend, obwohl ich noch eine Salve zahlreicher weiterer Fragen auf die Insel schicken könnte, stell dir vor, du dürftest – abgesehen vom Recherchieren und wunderbar messerscharfen Fabulieren – ein weiteres (bis dato vielleicht sogar noch völlig verborgenes) Talent ausleben. Welches wäre dies wohl? Was hätte es dir weshalb besonders angetan, unbedingt zeigen bzw. können zu wollen?

Ich würde gerne gut tanzen können! Ich bewundere einfach Menschen, die ihren Körper gut beherrschen, und ich liebe Musik. Das wäre die perfekte Kombination ...


Hab nochmals herzlichen Dank, liebe Ellen, für deine unerschütterliche Bereitschaft, dich gemeinsam mit mir auf eine Reise entlang eines deutsch-irischen Pfades zu begeben, der von der Bekenntnis, nie und nimmer auf das Schreiben und den offenen Blick für das Wertvolle im Leben verzichten zu wollen, charakterisiert ist!

Ich danke dir, liebe Kora – hat mir viel Spaß gemacht :)



[Bildrechte: Ellen Dunne]


Mittwoch, 20. November 2013

[Rezension] Slow Food Genussführer Deutschland 2014

Slow Food Deutschland: Slow Food Genussführer 2014 

Tiefkühlpizza, Hamburger, Kaffee zum Mitnehmen — all diese Raffinessen suggerieren Bequemlichkeit. Das klein wenig Bequemlichkeit, das uns gerade recht zu kommen scheint, da wir doch sonst stets die Siebenmeilenstiefel geschnürt haben und auf dem Sprung sind. 
Doch macht es wirklich Spaß, in steter Eile und hektischer Anonymität zu essen und zu trinken? Wäre es nicht viel angenehmer, viel gesünder, viel erstrebenswerter mit etwas mehr Wertschätzung, ein wenig mehr Zeit und einer Prise Überzeugung einen Gang zurückzuschalten und sich mit dem Genuss gleichzeitig ein Stück Lebensqualität zurückzuerobern? 
Darin besteht der wahre Luxus. Nicht im Sich-zwischen-Tür-und-Angel-Gönnen-könnenden Stehimbiss!
Es ist wunderbar, dass uns mit dem Genussführer von Slow Food Deutschland ein Navigationssystem durch die variantenreiche, einheimische Küche gegeben wird. Anderseits ist es schon ein wenig traurig, dass uns in vielen Fällen Werte wie Genuss, Sinnlichkeit und Qualitätstbewusstsein auf dem Weg hin zur weltgewandten Gesellschaft verloren gegangen sind. Zeit, für etwas köstliche und bewusst gelebte Entschleunigung!
Besten dank auch dem Oekom Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar des Genussführers!

[Bildquelle: Oekom Verlag]


~ Rezension ~

Über den Tellerrand hinaus

Als Ende der 1980er Jahre in Italien eine Gruppe leidenschaftlicher und überzeugter Gourmets rund um Carlo Petrini als Gegenkraft zur verstärkt gelebten Fast-Food-Philosophie für einen Genuss, der Traditionsbewusstsein und Finesse verkörperte, plädierten, sollte dies der Grundstein einer Bewegung sein, die 25 Jahre später mehr denn je im Fokus stehen würde: Slow Food.
Eine Kochkultur, welche Wertschätzung der Ressourcen, den unverfälschten Eigengeschmack der Zutaten, die Saisonalität und Regionalität zubereiteter Gerichte sowie eine Passion für geselliges Miteinander betont, spiegelt die Slow-Food-Eckpfeiler wider, die auch in diesem Genussführer appetitlich aufgegriffen werden. Ein Gasthausführer, dem das Sprichwort "Wieso in die Ferne schweifen, das Gute liegt so nah" wie auf den Leib geschrieben ist.

Der Slow Food Genussführer Deutschland 2014 ist ein Handbuch, das wie gemacht ist für Menschen, die gern gesund, köstlich und gut Essen gehen. In Zeiten der Internationalisierung und Globalisierung entspricht dieses Buch einem Fingerzeig, der auf die Rückbesinnung unserer kulinarischen Wurzeln hinweist.

Auf mehr als 300 Seiten werden in diesem Genussführer bundesländerweise Gasthäuser und Restaurants aufgeführt, die es sich auf die Fahne geschrieben haben, die Denke der Slow-Food-Bewegung zu leben und an den Gast weiterzugeben. Die kulinarischen Wertigkeiten der vor Ort servierten Speisen wurden in übersichtlicher Kompaktheit aufbereitet und dem Leser nun sozusagen auf dem Silbertablett serviert.

Absolut bemerkenswert finde ich die Tatsache, dass sämtliche Daten und Erfahrungen in filigraner Kleinstarbeit durch zahlreiche bundesweit ehrenamtlich engagierte Slow-Food-Vertreter zusammengetragen worden sind. Aus Überzeugung. Als Beitrag für eine bewusster handelnde, essende und schlussendlich genießende Gesellschaft. 

Der Informations- und Detailreichtum dieses Handbuchs ist beachtlich und reicht weit über den Tellerrand am Mittagstisch hinaus. Es werden die Menükarten samt geschmacklicher Umsetzung der einzelnen Lokale bildhaft, aber im präzisen Schlagwortstil beschrieben. Doch ebenso wird auf eine Ganzheitlichkeit der Berichterstattung geachtet, indem beispielsweise Liefer- und Produktionsketten beleuchtet, erreichte Zertifizierungen erwähnt und Optimierungspotentiale hervorgehoben werden.

Alles in allem ein mit gelebter Passion für exzellente regionale Küche ausformuliertes Handbuch, dessen Botschaft von hoher Aktualität und Wichtigkeit ist. Denn um exquisite Speisen und hervorragende Hausmannskost zu kreieren, bedarf es oft gar nicht viel mehr als ein wenig mit Herz und Verstand genommene Zeit und Bereitschaft, sich etwas tatsächlich und in allen Facetten auf der Zunge zergehen zu lassen.

FZIT: Appetitlich. Inspirierend. Wegweisend. 


Montag, 18. November 2013

[Rezension] {♫♫} Americanized Tour 2013 (Tom Beck)

Tom Beck: Americanized Tour 2013 

Die Musik Tom Becks ist für mich schon lange kein Geheimtipp mehr. Dies sei nur einmal dem Folgenden vorangestellt:

Doch nachdem das neu erschienene Live-Album von Tom Beck nun sozusagen den endgültigen Ausschlag gegeben hat, seinem Berlin-Konzert der aktuellen "To the Roots Tour" beizuwohnen, meinten die Köpfe hinter der sehr engagierten Fanseite Tom Beck Support - BeckPort, ich dürfe es mir jetzt nicht nehmen lassen, ebenfalls ein paar Worte zu jenem auf CD gebrannten musikalischen Schlüsselerlebnis zu schreiben. Okay, in Ordnung. Wenn ihr meint, aber ihr seid echt verrückt ... 

Daher nun hier die Premiere der Rezension eines Musikalbums. Ein Musikalbum, das zeitweise in arg strapazierter Dauerschleife läuft und damit ein sehr besonderes Flair in mein Wohnzimmer bringt ... und immer bringen wird. Unbezahlbar gut!


~ Rezension ~

Musik als pures Lebensgefühl

Ein Musikalbum, das eine Geschichte erzählt. Die Geschichte eines Konzertabends, bei dem der charismatische Tom Beck mit seiner Band, den formidabel spielenden Horny Honks, nicht nur die Bühne stürmt und diese für sich einnimmt, sondern eine gesamte Location elektrifiziert und die Herzen eines mitgerissenen Publikums für sich gewinnt. Ein Doppelalbum, dessen 20 Tracks mit einer exquisiten und live mitgeschnittenen Mischung aus rasant interpretierter, sehr tanzbarer Musik und hingebungsvoll eingesungenen sanften Tönen, die durchaus für Gänsehaut sorgen, aufwartet. Stimme, Emotionen, instrumentale Untermalung und schlichtweg das gewisse Etwas.

Mit seinem im Oktober 2013 erschienen Doppelalbum Americanized Tour 2013 konservierte Tom Beck die Erinnerungen an die gleichnamige Live-Tour in perfekter Ausführung und bringt damit nun ein echtes Lebensgefühl in die heimischen vier Wände.

Das Album serviert den perfekten Cocktail aus unmissverständlich nach Rock klingenden Tracks, taktvollem Countryflair und samtweichen Balladen mit Hintergrund auf dem Silbertablett.

Getragen werden die Interpretationen, an deren Entstehung der Singer/Songwriter Beck zum überwiegenden Teil selbst mitwirkte, natürlich von der wandelbaren Stimme des Sängers. Seine Klangfarbe reicht hierbei von intensiver Rauheit über einnehmende Rauchigkeit bis hin zu einem weichen Schmelz. Ganz nach Belieben spielt Tom Beck mit seiner Stimme und verleiht seinen Liedern damit eine Lebendigkeit, die sich nicht nur gut anhört, sondern eben auch gut anfühlt.

Volle Unterstützung erfährt der Gesang dank einer breit aufgestellten und mit spürbarem Enthusiasmus in Erscheinung tretenden Band. Die Horny Honks ziehen an (E-) Gitarren, Schlagzeug, Bass, Keyboard und Akkordeon sämtliche Register, sodass für ein Feuerwerk an instrumentaler Stimmigkeit gesorgt ist. Eine passende Atmosphäre wird somit entsprechend dem Grundtenor eines jeden Liedes kreiert.

Da es sich um einen Livemitschnitt handelt, transportiert das Album zusätzlich den Bonus des tatsächlichen Konzertbesuchs. Denn sowohl Tom Becks unterhaltsam-humorvolle "Pausenfüller" als auch das Mitwirken und die verdiente Reaktion des Publikums werden dem Hörer nicht vorenthalten. 

Wenn Musik dieses Etwas hat, das sich nicht unbedingt in Worte fassen lässt, von dem aber jeder sofort weiß, was gemeint ist, wenn man es ansatzweise versucht zu beschreiben, dann muss ich bedingungslos mehr davon haben. 
Ebendies trifft auf Tom Becks Arbeit hinterm Mikrofon, an den Instrumenten und mit Stift und Papier in der Hand beim Texten zu: Seine Lieder erzählen von der Ironie des Lebens und dem Sich-selbst-treu-Bleibens, von (un)erfüllten Männerträumen und gebrochenen Herzen. Mal verschmitzt, mal sehnsuchtsvoll, mal entschlossen  auch diesbezüglich stimmt die Mischung.

Insgesamt ein Album, dessen Cover zwar in minimalistischem Schwarzweiß gehalten ist, dessen Inhalt allerdings alles andere als überschaubar daherkommt. Vielmehr kommt eine musikalische Mannigfaltigkeit zum Vorschein, die manch einen verblüffen, viele andere vollends erfüllen mag. 

FZIT: Unverfälscht. Intensiv. Unterhaltend. 





P.S.: 
Für all diejenigen, die eine Kostprobe auf die Ohren bekommen möchten,
gibt's hier Nice Guys zu hören.






Sonntag, 17. November 2013

Freitag, 15. November 2013

[Rezension] Silber — Das erste Buch der Träume (Kerstin Gier)

Kerstin Gier: Silber — Das erste Buch der Träume 

Träume sind eine Faszination für sich. Ein Phänomen, das sich einen Grad an Unantastbarkeit erhalten hat. Denn woraus genau besteht ebenjener Stoff, aus dem Träume gemacht sind?
In ihrem neusten Jugendbuch greift Kerstin Gier diese Frage auf eine ganz besondere Weise auf. Die Antwort, die sie auf jene Fragestellung mit großem Einfallsreichtum und humorvoll ausstaffierter Bildhaftigkeit gibt, liest sich großartig. Zu dieser Erkenntnis durfte ich kommen, als ich mich an der Seite von Liv, Grayson & Co. ins bittersüße Land der Träume begab. Verträumt und gleichermaßen ausgeschlafen ... Aber lest (es) selbst ...


~ Rezension ~

Liv und ihre jüngere Schwester Mia ziehen um. Wieder einmal. Denn ihre Mutter hat eine neue Stelle als Professorin angetreten. Wieder einmal. Angekommen in ihrem neuen Zuhause (auf Zeit), beginnt Liv lebhaft zu träumen. Wieder einmal. Doch irgendwie sind diese Träume packender, unheimlicher und vor allem greifbarer als sonst. Liv, die von Natur aus eine neugierige Entdeckerin ist, möchte und muss diesem Phänomen, das hinter den Träumen mit dem langen Korridor, den rätselhaften Türen und den unglaublichen Begegnungen steckt, auf den Grund gehen. Denn dass ihr neuer Stiefbruder Grayson und seine beliebten Freunde eine merkwürdig scheinende Zeremonie auf einem Friedhof abhalten, mag im Traum noch annähernd plausibel sein, doch weshalb wissen die vier Jungs plötzlich Dinge über Liv, die sie ihnen niemals anvertraut hat? Eine beklemmende und dennoch verlockende Erkenntnis steigt in Liv auf.

Silber — Das erste Buch der Träume aus der Feder von Kerstin Gier ist ein wahrer Goldschatz für Fantasyliebhaber. Mit beständiger Bildhaftigkeit und einem lockeren Zungenschlag entführt die Autorin in eine (Traum-) Welt, deren Unglaublichkeit entzückt.

Ein wundervoll quirliges, akzentuiert stereotypes und zugleich geheimnisumwobenes Figurenensemble prägt und bereichert die Geschichte um Liv Silber. Vom angeschmachteten Schönling über die umsorgende Nanny bis zur unkonventionell lässigen Mutter sind alle mit von der Partie. Die Protagonistin selbst ist ein Teenager, dessen Leidenschaft darin besteht, Rätsel zu lösen ... und sich dabei in die eine oder andere Bredouille zu bringen, wobei die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit rasch verschwimmen.

Die Idee, welche diesem Buch zugrunde liegt, finde ich schlichtweg genial. Träume sind etwas sehr Persönliches, Einzigartiges und Reflektierendes. Kerstin Gier gelingt es ebenjene Eigenschaften auf bestechend mitreißende Weise in einen fantasievollen Kontext zu legen, der magnetisch anzieht. Sodass man als Leser die gleiche Neugier auf den Fortgang der Geschichte entwickelt wie Liv auf die Geheimnisse hinter den mysteriösen Traumtüren.

Zum Schreibstil sei gesagt, dass er unverhohlen jugendlich und aufgeweckt daherkommt. Eben genau der Zielgruppe der Lektüre entsprechend und angenehm zu lesen. Hinzu kommen ein charmanter Witz, eine Prise Ironie und gelegentlich auch reizend überspitzte Darstellungen, die um den Finger wickeln. Wie aus dem Leben gegriffen und sehr amüsant empfand ich so manchen Gedankengang Livs oder auch Bemerkungen Mias, deren Unverblümtheit den Nagel auf den Kopf treffen. Sehr erfrischend.

Auch die optische Ausgestaltung des Buchs entspricht auf ganzer Linie einem Hingucker und sei an dieser Stelle unbedingt erwähnt. Angefangen beim einladend verspielten Cover bis zu den dezent schnörkeligen Applikationen, welche in die Kapitel eingestreut wurden.
Ebenso ergänzen die Beiträge des legendär-geheimnisvollen Tittle-Tattle Blogs, die weit über die Buchseiten hinaus für Furore sorgen, die Handlung pointiert.

In der Summe ein Jugendbuch, das den famosen Auftakt einer Buchreihe bildet, der durch juvenilen Charme, traumhafte Aha-Effekte und einen Cliffhanger, der herausfordernder kaum sein könnte, überzeugt. Ein silbrig glänzendes Lesevergnügen, dessen Spannungsbogen hervorragend aufpoliert ist, während hier und dort der verwendete Weichzeichner eine gewisse Vorahnung erlaubt.

FZIT: Versonnen. Verblüffend. Verrückt.


Mittwoch, 13. November 2013

[Buchpost] Der Genuss guter Lektüre

Die Buchpost, die mich in den letzten Tagen erreicht hat, lässt sozusagen zwei Herzen in mir kräftiger schlagen. 

Denn einerseits erhielt ich Lili Wilkinsons druckfrisches Liebesschüchtern, eine Pink-Publikation, deren erfrischender Inhalt jugendlichen Journalismus, dieses eine überwältigende Gefühl und schonungslose Fettnäpfchen aufs Korn nimmt. Scheint also wie gemacht für meine Sammlung an Jugendbüchern.

Des Weiteren bin ich bei Recherchen abseits des Bloggerseins auf einen etwas anderen Reiseführer gestoßen, der vor allem die Genießer mit einem Herz für die regionale und saisonal zubereitete Küche ansprechen dürfte, im Grunde allerdings von jeden Freund der Kulinarik gelesen UND getestet werden sollte. Denn es handelt sich hierbei um den SLOW FOOD Genussführer Deutschland 2014 aus dem Oekom Verlag. Wenn das nicht Appetit macht?


Montag, 11. November 2013

[Rezension] Das Versprechen (Nadine Ahr)

Nadine Ahr: Das Versprechen

Das Leben schreibt Geschichten, von denen wir uns manchmal wünschen, sie unendlich lang festhalten zu können. Es schreibt jedoch auch Geschichten, die sich wie ein Alptraum anfühlen, aus dem wir augenblicklich erwachen wollen. 
Nadine Ahr, ZEIT-Autorin, schrieb in ihrem Anfang November 2013 erschienenen Buch, das sie ihrem Fels in der Brandung, ihrem Großvater Edwin gewidmet hat, die Geschichte ihrer Großeltern nieder, die eben sowohl das größte Glück auf Erden als auch das Scherbenmeer aus zerbrochenen Lebensträumen zum Ausdruck bringt. Zeilen, die unter die Haut gehen, weil sie ehrlich, energisch und echt sind.
Vielen Dank an Droemer für das angebotene Rezensionsexemplar!

[Bildquelle: Droemer]


~ Rezension ~

Wenn das Vergessen sich zwischen zwei Menschen stellt.

Der Sommer 1945 soll für Ria und Edwin alles verändern. Ihr gesamtes Leben. Denn in diesen Monaten, kurz nach dem Kriegsende, entflammt zwischen den beiden eine Seelenverwandtschaft, die Halt, Kraft und Liebe gibt. Doch Edwin hat das Eheversprechen vor seinem Kriegsdienst einer anderen gegeben und kann sein Wort nicht brechen. Jahre der Sehnsucht, des Schmerzes und der Reue beginnen  für Edwin und für Ria. Dann, Dekaden später, führt sie das Schicksal erneut zusammen. Dieses Mal gibt Edwin seinem Mädchen sein Versprechen, sie niemals mehr zu verlassen. Ihr Glück scheint vollkommen. Bis Ria an Demenz erkrankt. Eine Diagnose, die sich als schleichendes Gift herausstellt und die Verbindung zwischen ihr und Edwin bis an einen Abgrund drängt, dessen Tiefen verbittert, kalt und unergründlich sind.

In Das Versprechen erzählt die Journalistin Nadine Ahr die ergreifende Lebensgeschichte ihrer geliebten Großeltern. Dabei sprechen aus den Zeilen neben unendlicher Zuneigung und tiefem Ehrgefühl auch bittere Tragik und eine qualvolle Endlichkeit. 

Mit großem Einfühlungsvermögen und imposanter Persönlichkeit fasste die Autorin wertvolle Erinnerungen und Erkenntnisse, die auf ewig verändern, in Worte. Dabei stehen die Erzählungen und Erlebnisse Edwins, die er mit seiner Enkelin seit jeher teilte, im Mittelpunkt. Eine Lebensgeschichte, die voller Entschlossenheit und Beklommenheit zugleich steckt. Hinzu kommen Nadine Ahrs eigene Erinnerungen an die glücklichen Momente, die ihr von ihren Großeltern geschenkt wurden, sowie ehrliche aufwühlende Gedanken über das Leben, die Liebe und das Vergessen.

Allein die schicksalsträchtige Lebensgeschichte bewegt. Doch eine unüberhörbare Botschafterfunktion erhält das Buch durch seine aufrichtige, schonungslos-mutige Auseinandersetzung mit dem Krankheitsbild Demenz
Eine Krankheit, die Ria, Edwin und ihre Angehörigen wie ein kalter Schauer erfasst, das Miteinander zu einer messerscharfen Zerreißprobe macht und mit unumgänglichen Gewissensfragen konfrontiert. 
Damit nimmt diese Erzählung von Nadine Ahr eine wichtige Stellvertreterrolle inmitten unserer Gesellschaft ein. Denn die geschilderte Hilflosigkeit, Verzweiflung und Willenskraft, von der man nach und nach erkennen muss, dass sie wie von Treibsand verschluckt wird, sind Empfindungen, die jedem, der direkt oder indirekt von dieser Diagnose betroffen ist, aus der Seele sprechen.

Zweifellos, die von Höhen und Tiefen geprägte Liebes- und Lebensgeschichte berührt. Doch der Schicksalsschlag, denen sich Ria und Edwin an ihrem Lebensabend stellen müssen, verursachte einen Kloß in meinem Hals, den ich einfach nicht runterschlucken konnte. 
Dass am Ende einer endlich wiedergefundenen Liebe längst kein Happy End à la Hollywood stehen muss, unterstreicht dieses Buch. Unberechenbar spielt das wahre Leben. Was jedoch bleibt, ist das Bild zweier Menschen, die — solange es in ihrer Macht stand — füreinander gekämpft haben.

Eine Geschichte, die persönlicher kaum sein könnte, deren Aussage unermesslichen Symbolcharakter hat, deren Autorin eine Hommage an das Leben zweier außergewöhnlich starker Menschen geschaffen hat. 

FZIT: Mutig. Wegweisend. Zerbrechlich.