"Wer bereits als Kind die Welt zwischen den Zeilen für sich entdeckt, geht auch später gern als Abenteurer durchs Leben." {Creativity First}

Montag, 30. September 2013

[Rezension] Der Nachtwandler (Sebastian Fitzek)

Sebastian Fitzek: Der Nachtwandler 

Da mir ein gepflegter (Psycho-) Thriller von Zeit zu Zeit recht willkommen ist und ich bisher schon einiges (verstörend) Gutes über die Werke, mit denen Sebastian Fitzek seine Lesergemeinde zu überzeugen weiß, gehört habe, schlug nun mein Stündchen. Wenn schon, denn schon. Ich überlegte es mir daher nicht zweimal, als sich kürzlich die Gelegenheit ergab, "Der Nachtwandler"  (aus dem Hause Droemer Knaur) von ihm zu lesen.
Ein Buch, das es zweifelsohne in sich hat und eine Atmosphäre heraufbeschwört, welche selbst manche Grenze einer dunklen Fantasie zu überschreiten vermag. Ein Thriller, der den wachen Zustand seiner Leser empfiehlt ... 


~ Rezension ~

Wenn der Albtraum zur Realität und damit die Realität zum Albtraum wird.

Als ihn seine Frau Natalie überstürzt und vor allem gezeichnet von den brutalen Spuren ungezügelter Gewalteinwirkung verlässt, bricht für Leon eine Welt zusammen. Denn er ist vollkommen ahnungslos, wie es so weit kommen konnte. Doch ein grauenvoller Verdacht lässt ihn schaudern: Gerät sein nachtwandelndes Ich, das ihn seit seiner Kindheit im Schlaf unberechenbar macht, zusehends außer Kontrolle? Leon braucht Gewissheit. Dafür entschließt er sich zu einem mutigen Schritt, der ihm alles abverlangt und ihn in eine Welt katapultiert, die tiefste Abgründe zutage fördert. Leon ist fassungslos. Er droht den Verstand zu verlieren, als er erkennt, dass er allein mit sich und seinem schlafenden Ich ist. Ein Zustand, bei dem mit einem Schlag seine gesamte Existenz auf Messers Schneide steht und es um Leben und Tod geht.

Sebastian Fitzek ist für seine Psychothriller bekannt. In Der Nachtwandler seziert er förmlich die Düsternis, welche die menschliche Seele wie schwerer Teer, der einem die Luft zum Atmen nimmt, umhüllt.

Mit hoher Präzision und ohne ausufernde Umschweife kreiert Sebastian Fitzek eine unglaublich beängstigende Grundatmosphäre, der nicht nur der Hauptcharakter Leon wie betäubt ausgeliefert ist, sondern die im gleichen Maße den Leser fordert.

Die Kulisse – ein augenscheinlich gewöhnliches Mehrfamilienhaus – entpuppt sich rasch als gemauerte Hölle, deren Feuer heiß lodert. Zwielichtige Bewohner, eine unfassbar groteske Architektur und schauderliche Geheimnisse des Verborgenen bilden die Schlinge, welche sich immer enger um den Hals des erschütterten Protagonisten zieht.

Mithilfe der Thematik des Schlafwandelns baut der Autor auf einem Fundament auf, das die Grenzen zwischen real und abstrakt, plausibel und unerklärlich, gut und böse aufs Höchste verschwimmen lässt. Eine Tatsache, die in diesem Thriller zu einem markanten Stilmittel wird, das den Zündstoff für das zwischen den Zeilen explodierende Feuerwerk an Unglaublichkeiten liefert. Bis zum bitteren Ende (und darüber hinaus) erhält Sebastian Fitzek jenen Spannungsbogen, der sich durch Schmerz, Sehnsucht und Selbstinszenierung charakterisiert.

Für mich war während des Lesens vor allem die allumfassende Akribie, mit welcher der Autor die Konstante der Ungewissheit schildert, beeindruckend. Der damit am Leben erhaltene pulsierende Schwebezustand des schlafwandelnden Leons überträgt sich somit unmittelbar auf den Leser.

Ein Thriller, der ohne Zweifel alles andere als verschlafen daherkommt. Vielmehr werden menschliche Grundfeste erschüttert, Grenzen irreversibel überschritten und Grauzonen einer Schattenwelt geschaffen. Eine Lektüre, die dem Sprichwort „Licht ins Dunkel bringen“ einen herben Beigeschmack gibt.

F★ZIT: Akribisch. Erschreckend. Manipulativ.


Sonntag, 29. September 2013

[Sonntagsbrunch] Am 29. September 2013


Wenn sich Mutter Natur als Künstlerin betätigt 
und einen Zeitzeugen der etwas anderen Art kreiert.


~ eingefangen nahe des Strands (Neuseeland) ~


Freitag, 27. September 2013

[Buchpost] Schwarz und weiß auf pink

Nicht schlecht staunte ich, als ich jetzt ein vollkommen überraschend in meinem Briefkasten gelandetes Päckchen mit dem Absender Droemer Knaur in Empfang nehmen durfte. Nanu? Aber hey, dagegen hab ich natürlich nichts einzuwenden! Ganz klar. DANKE!

Das Buch, das ich anschließend in Begleitung eines netten Pressebriefes zutage förderte, zauberte mir umgehend ein Lächeln ins Gesicht. Denn dabei handelt es sich tatsächlich den am 01.10.2013 erscheinenden Roman Nachts sind alle Schafe schwarz von Heike Abidi, deren bezaubernd quirligen und unkomplizierten Werke mich bisher stets um den Finger wickeln konnten. Dass ich nun umso gespannter bin, ahnt ihr vielleicht.


Mittwoch, 25. September 2013

[Schreibzeugkiste] Über einen gesunden kreativen "Egoismus"

Für wen schreibst du? 

Für MICH!

So simpel diese Aussage erscheinen mag, umso mehr Überzeugung, Ausdauer und Biss bedarf jener offensichtliche Standpunkt immer häufiger. Denn wenn man erst einmal damit begonnen hat, seine Zeilen mit einem öffentlichen Publikum zu teilen — sei dies nun in Form einer regelmäßig erscheinenden Kolumne, eines Blogs, eines Buches, eines Liedes, eines Drehbuchs —, sobald man nicht mehr nur für die eigene Schublade schreibt, stellen sich Fragen, müssen Entscheidungen getroffen und Wege eingeschlagen werden.

Natürlich wachsen wir mit unseren Aufgaben, Herausforderungen und unseren kleinen und größeren Erfolgen. Wäre auch irgendwie tragisch, wenn nicht, schließlich bietet gerade das "kreative Business" unerschöpfliche Möglichkeiten, sich selbst auszuprobieren, die eigene Wohlfühlnische zu finden. Doch bevor wir durchstarten, sollten wir uns eine Frage selbst und ganz ehrlich beantworten: Für wen mache ich das Ganze?

Klar, ich schreibe, um gehört zu werden. Doch welche Ambitionen hege ich darüber hinaus?

Lockt mich am meisten die Chance, tatsächlich berühmt zu werden und in die Fußstapfen von J. K. Rowling, Sir Arthur Conan Doyle & Co. zu treten? Möchte ich mich vor Anfragen kaum retten können und im Auftrage anderer schreiben? Oder schreibe ich "einfach nur", weil es meine von Herzen kommende Passion ist, die ich nach meiner Façon leben möchte und deren unbezahlbarer Bonus es ist, dass sie (rein zufällig) den Geschmack meiner Mitmenschen trifft und reflektiert wird?!

Um wahrgenommen und anerkannt zu werden, neigen wir häufig dazu, uns anzupassen. Weshalb? Vielleicht ist es manchmal bequemer. Möglicherweise ist es gefragter, in diese eine Schublade zu passen. Eventuell verschaffe ich mir auf diese Weise schlichtweg schneller Gehör. Das soll keinesfalls ein Vorwurf sein, vielmehr ist es eine Feststellung und nicht zuletzt eine persönliche Entscheidung.

Doch wer sich dafür entschieden hat, auf die Nachfrage "Für wen schreibst du?" mit "Für MICH!" zu antworten, der lebt seine ganz individuelle kreative Ader aus — und zwar in allererster Linie, um dem eigenen Glück ein Stückchen näher zu kommen. Wenn dabei Bekanntheitsgrad, finanzielles Polster und/oder Einfluss ganz nebenbei wachsen, dann ist das sehr angenehm, doch keinesfalls Grund, übermütig zu werden.

Was ich festgestellt habe, ist, dass in der heutigen Zeit eine aufrichtige, deutlich spürbare Bescheidenheit und Dankbarkeit für mir gegebene Chancen trotz des Wissens um das eigene Talent, die persönliche Wirkung auf andere, das eigene Können immer weniger Wert beigemessen werden. Warum eigentlich? Für mich sind Künstler — egal welchen Genres und welcher Popularität — und Menschen wie du und ich, die zwar "so manches mit großer Kompetenz reißen" und dabei dennoch ihre Wurzeln nie aus dem Auge verlieren, wahre Sympathieträger

Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn wir unserer Leidenschaft Flügel verleihen, weil sie von Herzen kommt, dann hat das letztlich doch die allergrößte Überzeugungskraft  — für mich jedenfalls. 

Da passt dieses Zitat des amerikanischen Autoren Dr. Seuss doch perfekt und sollte die Steilvorlage für unser Schaffen sein: 


“Today you are You, that is truer than true. There is no one alive who is Youer than You.” 


Montag, 23. September 2013

[Rezension] Der Duft des Regens (Frances Greenslade)

Frances Greenslade: Der Duft des Regens

Die deutsche Übersetzung von Frances Greenslades Debütroman erschien im September 2013 druckfrisch im Suhrkamp Verlag und nimmt mit auf eine Reise, deren Happy End schon frühzeitig in weite Ferne zu rücken scheint. Doch die Gewissheit vom wie ein Damokles Schwert zwischen den Zeilen schwingende Warum erlangt der Leser erst auf den letzten Metern. Vorher gilt es, sich an der Seite zweier tapferer Hauptcharaktere durch eine emotionale Berg- und Talfahrt zu kämpfen, die Spuren hinterlässt. Somit ist dieses Buch alles andere als eine seichte Unterhaltung, im Gegenteil.
Ein Dankeschön gilt an dieser Stelle natürlich auch dem Suhrkamp Verlag für das mir angebotene und zugesandte Rezensionsexemplar! 



~ Rezension ~

Wenn die Einsamkeit zur einzigen Konstante wird ...

Maggie und Jenny sind Schwestern, die eine Kindheit in den Weiten Kanadas erleben durften, die von Freiheit, Abenteuersinn und Fürsorge geprägt war. So wirkte es zumindest. Doch Maggie war schon immer diejenige, die sich sorgte und jene Bekümmertheit wurde mit dem plötzlichen Tod ihres Vaters zur Gewissheit. Eine Talfahrt sollte beginnen, welche die heile Familienfassade bröckeln ließ. Als die beiden Mädchen dann auch noch von ihrer Mutter zu einer Pflegefamilie gegeben werden und sie selbst von der Bildfläche verschwindet, müssen Maggie und Jenny lernen, dass das Leben alles andere als fair ist. Aus Sehnsucht wird Resignation und schließlich Gleichgültigkeit. Doch eines Tages geschieht etwas, das Maggie dazu bringt, Irene, ihre ihr fremd gewordene Mutter, finden zu müssen.

Bei Der Duft des Regens handelt es sich um das Debüt der Frances Greenslade, mit dem sie eine bittere Familiengeschichte erzählt, die zeigt wie schmal der Grat zwischen glückseliger Freiheit und einschnürender Angst sein kann.

Was als beneidenswerte Familienharmonie beginnt und in den Erinnerungen Maggies die schönste Zeit ihres Lebens war, entwickelt sich rasch zu einem Drama, dessen Traurigkeit, Schwermut und Machtlosigkeit den Weg der beiden Protagonistinnen bestimmen und beim Umblättern der Seiten nahezu beängstigend greifbar werden.

Mit großer emotionaler Tiefe wirft Frances Greenslade Fragen auf, die den Leser nachdenklich stimmen und gleichermaßen an ihren Figuren nagen: Darf eine Mutter ihr eigenes Verlangen nach Freiheit über die Nähe zu ihren Kindern stellen? Wie viele Enttäuschungen erträgt eine Kinderseele, bis sie vernarbt und dann endgültig zerbricht? Wie wichtig ist es, die Wahrheit zu kennen, wenn diese einen doch an den Abgrund drängt?

Während ich in die Geschichte von Maggie und Jenny eintauchte, hat mich vor allem die Stärke und der Biss der beiden Mädchen beeindruckt, mit dem sie sich den Widrigkeiten ihres noch jungen Lebens stellten. Die Autorin kreierte einen Handlungsbogen, der sowohl Glücksmomente als auch einen Scherbenhaufen einstiger Träume und Hoffnungen widerspiegelt. Hierbei wird ein Ton angeschlagen, der sich zum einen durch bildhafte Detailgenauigkeit, zum anderen durch aufwühlende Gefühle charakterisieren lässt. Dabei sorgte bei mir insbesondere die stets mitschwingende Traurigkeit, deren Schatten einmal mehr, einmal weniger dunkel sind, für einen Kloß im Hals.

Auffällig ist, dass die Geschichte, die den Auszug mehrerer Jahre aus dem Leben zweier entschlossener, obgleich mutterseelenallein gelassener Teenager darstellt, einer ausgefeilten Achterbahnfahrt entspricht, wohingegen der Ausgang und die ersehnte Antwort auf die alles entscheidende Frage eher ohne Umschweife daherkommt und Perspektiven offen lässt.

Insgesamt ein Roman, dessen Gewissensfragen unter die Haut gehen und der die Gerechtigkeit des Lebens in ein Licht rückt, das in einem Moment lodernd flackert und im nächsten Augenblick zu erlöschen droht.

F★ZIT: Bleischwer. Erinnernd. Tragisch.


Sonntag, 22. September 2013

[Sonntagsbrunch] Am 22. September 2013


Wenn das Leben ein paar "Zuckerwattemomente" für dich bereit hält ... 



~ eingefangen über den Wolken (Australien) ~


Samstag, 21. September 2013

[Aktion] Ein Lieblingsmoment: Die Gewinnauslosung

Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, durfte ich vor Kurzem ein wirklich spritziges Interview mit der wunderbaren und so was von schreibtalentierten Adriana Popescu führen. Und als wäre ein tolles Interview nicht schon schön genug, habe ich mit Unterstützung des Piper Verlags sogar ein Exemplar von Lieblingemomente, Adriana Popescus großem Sommerwurf, verlost.

Ohne euch nun auf die lange Folter spannen zu wollen, möchte ich mit einem Dank für das herzliche Feedback eurerseits zum Frage-Antwort-Spiel von Adriana und mir die Gewinnerin des im August 2013 als Taschenbuch erschienenen Romans Lieblingsmomente bekanntgeben.


Mit glänzenden Funken sprühenden Wunderkerzen in petto darf ich der Kommentatorin mit folgender Nummer



und damit Hannah recht herzlich zu dieser wunderbaren Lektüre, 
die Hochgenuss verspricht, gratulieren.


Herzlichen Glückwunsch 
und zahlreiche Lese-Lieblingsmomente wünsche ich dir mit




Bitte schicke mir bis einschließlich zum 25.09.13 eine E-Mail mit deiner Anschrift, an die der Piper Verlag dann deinen Gewinn senden kann, an mail.at.creativity.first@gmail.com


Zu guter Letzt möchte ich mich nochmals bei Adriana Popescu, dem Piper Verlag und euch, den Lesern und Fürsprechern, unseres Interviews für einen meiner persönlichen Blogger-Lieblingsmomente bedanken! Außerdem natürlich sage ich danke für euer Interesse am Buch. Auch wer es hier und heute nicht gewonnen hat, dem sei es wärmstens ans Herz gelegt! 



Hier noch ein großes empfehlendes P.S.: 

Schaut euch unbedingt einmal das brandneue Musikvideo an, in dem Thomas Pegram mit Lieblingsmoment, dem Hit zum Buch, begeistert!


Mittwoch, 18. September 2013

[Rezension] Allein unter Superstars (Sonja Bullen)

Sonja Bullen: Allein unter Superstars 

Pink als Imprint von Oetinger Taschenbuch ist ein Verlag, der sich auf Lektüre für junge Mädchen spezialisiert hat. 
Genau in dieses Muster passt auch "Allein unter Superstars", denn die Autorin spricht mit ihrer Geschichte Mädchen ab 12 Jahren an und fokussiert die Suche nach der eigenen Stärke, der Individualität, die strahlt und außergewöhnlich macht. Dabei schwingt zwischen den Zeilen stets ein frischer Humor, aber auch eine alles entscheidende Intention mit.  
Vielen Dank an den Verlag für die Möglichkeit, dieses druckfrische Buch aus dem aktuellen Herbstprogramm lesen zu dürfen!


~ Rezension ~

Du bist einzigartig. Um das zu wissen, bedarf es keiner Jubelrufe anderer.

Jill ist ein Teenager wie viele andere Mädchen es in ihrem Alter auch sind. Und doch wiederum nicht. Denn Jill fühlt sich überwältigt. Überwältigt von dem Gefühl inmitten ihrer allseits beliebten und talentierten Schwestern und ihrer erfolgreichen Mutter „nur Durchschnitt“ zu sein. Als wäre diese Bürde nicht schon schwer genug, wohnt in Jills Kopf noch diese aufdringliche Josy, die immer wieder quengelt, wie uncool Jills Teenagerdasein doch wäre. Eines Tages beschließt Jill, ihr Talent, mit dem sie groß herauskommen kann, zu finden. Doch bei stets stolpernden Füßen und dem Hang, einen Fettnapf nach dem anderen zielsicher anzusteuern, ist das alles andere als ein Kinderspiel. Wie gut, dass Paul, Jills bester Freund, immer die passenden Aufmunterungen parat hat. Bis er eines Tages damit beginnt, viel verschlossener und gezwungener zu wirken und Jill damit ein neues Rätsel aufgibt.

Allein unter Superstars ist ein Jugendbuch, in dem Sonja Bullen vor allem vielen Leserinnen ab 12 Jahren das Gefühl vermittelt, nicht allein über die alltäglichen Hürden des ganz normalen Teenagerwahnsinns springen zu müssen.

Die Hauptfigur dieses Buchs, Jill, wird als Mädchen gezeigt, das auf der Suche nach ihrem Weg im Leben und damit nach sich selbst ist. Sie ist witzig (manchmal freiwillig, immer öfter unfreiwillig), quirlig und kreativ. Doch als Nesthäkchen ihrer Familie hat sie gleichermaßen mit einem Identitätsproblem zu kämpfen. Sie möchte in die Fußstapfen ihrer Mutter und Schwestern treten und dabei ganz eigene Spuren hinterlassen. Einfallsreichtum und Wagemut zeichnen sie ebenso aus wie eine innere Zerrissenheit. Letzterer verleiht die Autorin durch Josy, Jills Kopfgirlie, eine nicht zu überhörende Stimme. Der Schlagabtausch der beiden ist einerseits amüsant, anderseits greift er wohl genau die Argumente auf, denen sich viele heranwachsende Mädchen ausgesetzt sehen. Neben Jill treten weitere bunte und mit gewisser Klischeehaftigkeit besetzte Charaktere in Aktion, welche den Werdegang Jills bereichern. Allen voran Paul als stets präsenter bester Freund.

Die Geschichte an sich setzt sich im Kern aus einer Reihe lebhaft geschilderter Anekdoten aus Jills Leben zusammen, wobei der lockere bisweilen leicht naive Blickwinkel der Protagonistin unterhaltsam aufgegriffen wird. Anstelle von Tiefenschärfe rutschen Galgenhumor und der Wille, etwas bewirken zu wollen, in den Mittelpunkt. Ein Grundton, welcher der Zielgruppe dieses Buches sehr entgegenkommen dürfte.

Die Botschaft, die Sonja Bullen mit ihrer Geschichte den jungen Lesern mit auf den Weg in eine bedeutsame Entwicklungsphase gibt, finde ich nicht nur hübsch verpackt, sondern auch überaus wertvoll: Du bist etwas Besonderes, dazu braucht es kein strahlendes Scheinwerferlicht und große Gesten. Um dich wohl zu fühlen, bleibe dir selbst treu und miss dich nicht am Haben, Sein und Gelten der anderen.

Darüber hinaus kreierte die Autorin ein Umfeld für ihre Hauptfigur, das wohl jedem Kind zu wünschen ist: eine verständnisvolle Familie und Freunde, auf die man zählen kann – komme, was wolle. Ein Bilderbuchgedanke, der sich nicht nur schön liest, sondern als ein Eckpfeiler der Geschichte Bestand hat und zeigt, wie wichtig es ist, Rückhalt, Vertrauen und Freiraum zu erfahren.

Insgesamt ein possierliches Jugendbuch, das altersspezifische Charakteristika in einen unterhaltsamen, aussagekräftigen Kontext setzt, ohne dabei aufdringlich zu wirken und mittels seines Unterhaltungswerts für kurzweiliges Lesevergnügen sorgt.

F★ZIT: Herzlich. Fiedel. Entdeckend.


Montag, 16. September 2013

[Rezension] Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert (Joël Dicker)

Joël Dicker: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Wow, was für ein Roman! Ich bin noch immer vollkommen hin und weg. Ein Zustand, der zum einen natürlich auf die an Wandlungsfähigkeit und Detailreichtum nur so strotzende Handlung an sich zurückzuführen ist. Zum anderen jedoch der Meisterleistung des Autors, ein für derartig umfangreiche Verblüffung sorgendes Werk zu schreiben, geschuldet ist. Was für ein Coup! 
Dass ich auf eine solch sehr besondere und es in sich habende Verbrecherjagd gehen durfte, war ein wahres Leseerlebnis. Ein Gang durchs Labyrinth sozusagen, bei dem mir (als selbst Schreibender) eine Bemerkung besonders in Erinnerung bleib, die sich letzten Endes doch tatsächlich als nicht unwichtig herausstellte. Da hat die Miss Marple in mir wohl gut aufgehorcht, wobei ich gewiss nie selbst einen derart bizarren Strick hätte drehen können wie Joël Dicker. Chapeau! Doch lest das Buch einfach selbst! Es lohnt sich.
Besten Dank natürlich ebenfalls an den Piper Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!

[Bildquelle: Piper Verlag]


~ Rezension ~

All das, was auf den ersten Blick übersehen wird …

Marcus Goldman lag die Welt der Literatur zu Füßen, als er mit seinem Debüt sofort einen Bestseller landete. Doch nur wenig später fällt er in eine schwere Schaffenskrise und weiß sich kaum einen Rat. Bis im Sommer 2008 eine Entdeckung die USA erschüttert, die Marcus unweigerlich berührt: Im Garten seines ehemaligen Mentors, dem hochkarätigen Schriftsteller Harry Quebert, wurde eine Leiche gefunden, die das Originalmanuskript dessen legendären Romans bei sich trug. Marcus kann und will nicht glauben, dass Harry der Mörder der seit über dreißig Jahren vermissten Nola sein soll. Ohne ein Zögern macht er sich auf den Weg, um selbst in diesem mysteriösen Fall zu ermitteln. Dabei muss er sich nicht nur den gierigen Ambitionen seines Verlegers erwehren, sondern wird gleichfalls zu erschütternden Rückschlüssen kommen, die sein Weltbild verändern.

Joël Dicker ist mit Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert gelungen, ein packendes Stück Literatur zu verfassen, das aufrichtige Lebensweisheiten mit den größten Unglaublichkeiten aus Liebe und Verrat, Selbstinszenierung und Gerechtigkeit in Einklang bringt.

Ich müsste lange grübeln, um mich an ein Werk zu erinnern, dessen Komplexität an die dieses Romans heranreicht. Joël Dicker hat ein Füllhorn literarischer Finessen geschaffen, mit dem er das Leserpublikum zu begeistern weiß. Die perfekte Mischung aus Liebesgeschichte, Kriminalroman und Autorenratgeber.

Äußerst beeindruckend fand ich die unzähligen Ebenen, zwischen denen die Handlung des Romans pendelt. Denn nicht nur, dass die Erzählung sich durch regelmäßige Zeitsprünge von über 30 Jahren auszeichnet, auch die Vielfalt an persönlichen Geschichten der einzelnen Charaktere sowie die emotionalen Achterbahnfahrten faszinieren schlichtweg.

Das Figurenensemble wartet mit einer Bandbreite an Charakteren auf, die nahezu überwältigt. Dabei werden menschliche Stärken und Schwächen filigran aufgegriffen und lebensecht wiedergegeben. Ob glorreicher Blender, unglücklich Verliebte oder burschikose Matriarchin – sie alle spielen eine nicht unwesentliche Rolle in einem Mordfall, der unergründlich scheint.

Joël Dicker beherrscht die Kunst des Verwirrspiels exzellent, sodass ein Überraschungsmoment das nächste jagt. Kleine und große Wendungen schlagen unglaublich scheinende Bögen, die überaus bezeichnend für diesen Roman sind und mich begeisterten.

Darüber hinaus ist der Aufbau des Buches absolut gelungen und sehr originell ausgestaltet. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen raffiniert. Denn schon bald bekommt der Leser das Gefühl, nicht Dicker, sondern Goldman hätte das Buch geschrieben. Außerdem empfand ich die umgekehrte Kapitelreihenfolge – den Einstieg bildet das Kapitel 31 – als mehr als scharfsinningen Weg hin zu einem Showdown, der es in sich hat. Dem setzten für mich nur noch die auf den Punkt gebrachten Ratschläge fürs Schriftsteller- und Menschsein des großen Harry Queberts, die jedem Kapitel vorangestellt sind, die Krone auf.

Insgesamt ein Roman, der einen mächtigen Eindruck hinterlässt – und dass nicht nur aufgrund seiner Überlänge von mehr als 700 Seiten. Ein rundum bemerkenswertes Buch, dessen Perspektivenreichtum für Aha-Momente ohne Unterlass sorgt.

F★ZIT: Ausgeklügelt. Originell. Überraschend.


Sonntag, 15. September 2013

[Sonntagsbrunch] Am 15. September 2013


Schwerelos sein. Auf und davon. Neue Perspektiven schaffen.


~ eingefangen am Himmel über Dresden (Deutschland) ~


Freitag, 13. September 2013

[Aktion] Seid zu Lieblingsmomenten eingeladen!

Sie kommt mit großer Begeisterungsgabe daher. Sie steckt in jedes Projekt Herz und setzt dem Ganzen damit nicht die Krone, nein, sondern ihren ganz eigenen Hut auf. Ihre Passion ist das Schreiben und diese hat Hand und Fuß. Sie trifft mit ihren Worten den Nagel auf den Kopf und zielt mit Argusaugen auf die Herzen ihrer Leser, welche sie wiederum im Sturm erobert (hat). Was als eine Art künstlerischer Selbstversuch begann, hat mittlerweile Formen angenommen, die sich in Stein meißeln lassen. Sie sorgt für 5 Tage Liebe [und mehr], nachdem einen die Erkenntnis Versehentlich verliebt wie ein Blitz getroffen hat und unzählige Lieblingemomente in sich vereint.

Na, wisst ihr inzwischen, von wem die Rede ist?

Natürlich!

Ich spreche von niemand Geringerem als der überaus sympathischen, humorvollen und schräge Filmzassoziationen in ihre Geschichten einflechtenden Adriana Popescu.

Adriana Popescu ist eine Autorin, die schon ein Weilchen im Geschäft ist. Immerhin schrieb sie bereits Drehbücher fürs Fernsehen und publiziert(e) regelmäßig auf Blogs. 
Ihr Debüt als Buchautorin gab sie mit 5 Tage Liebe. Zur Weihnachtszeit des vergangenen Jahres gelang ihr mit Versehentlich verliebt das perfekte Weihnachtsgeschenk. Als Indie-Autorin hatte sie sich also spätestens jetzt einen Namen gemacht. 
Doch — man mag es kaum glauben — es sollte noch besser kommen. Noch viel besser. Denn in diesem Sommer, also im Juli bzw. August 2013, veröffentliche der Piper Verlag Adriana Popescus insgesamt drittes Werk schließlich auf "konventionellem Wege"  erst im eBook-Format, dann als Taschenbuch. Lieblingsmomente schoss direkt in hohe Sphären der Beliebtheitsskala der Leser und sicherte sich damit ebenso Topplatzierungen in den Buchcharts. 

Für mich ganz persönlich und wahrscheinlich ebenso für viele ihrer Leser ist Adriana Popescu damit nicht nur das Paradebeispiel eines Schreiberlings, der seinen Herzenswunsch lebt und somit ein Vorbild für andere Indie-Autoren ist, sondern ihr ist im nächsten Atemzug etwas geglückt, wovon ein Autor/eine Autorin nur träumen kann: Sie hat ihren eigenen Weg eingeschlagen. Hat Biss bewiesen und ist dieser Fährte treu geblieben. Sie begeistert nicht nur, sondern überzeugt. Denn ihr Stil strahlt Unverkennbarkeit aus und jeder der sowohl ulkige Situationskomik als auch echte, zu Herzen gehende Lebensweisheiten mag, kommt an Adriana Popescu einfach nicht mehr vorbei.

Ich hatte vor Kurzem die wunderbare Gelegenheit die Autorin, der wir zahlreiche schwarz auf weiß gedruckte Lieblingsmomente verdanken, für ein Interview "virtuell zu treffen". Ein absolutes Highlight für mich! Das kann ich euch sagen.
Und um dem Ganzen die Krone oder eben den berühmtem Popescu-Hut aufzusetzen, haben wir — also der Piper Verlag, als mein "Partner in Crime", und ich  — noch eine besondere Chance für euch in petto. Doch dazu später mehr.

Nun erst einmal zum INTERVIEW mit Adriana Popescu, das wir, um dem Fernsehjargon die Treue zu halten, sozusagen "vor der Sendung aufgezeichnet haben". 



••● ●•• 

Viel Vergnügen!

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Liebe Adriana,

herzlichen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, heute einmal mir Rede und Antwort zu stehen. Denn wahrscheinlich hast du spätestens seit deinem fabelhaften Erfolg mit Versehentlich verliebt nicht nur ordentlich in die Tasten gehauen, um sowohl eine Neuauflage von 5 Tage Liebe herausbringen zu können und jetzt mit Lieblingsmomente ein Ass im Ärmel zu haben, sondern dir auch den Mund über dein Wirken fusslig geredet. Sei es drum, immerhin bereitest du deinen Lesern und Fans mit deiner Arbeit eine Freude, über die wir gar nicht oft genug sprechen können.


Du schreibst – und damit bedienst du ein, wie ich finde, sympathisches Klischee – buchstäblich schon immer. Literatur und auch die schräge Welt des Fernsehens sind deine langjährigen Begleiter. Mit welchem Buch oder TV-Programm deiner Kindheit und Jugend verbindest du Lieblingsmomente? Mit welcher Faszination begründest du deine Auswahl?

Das erste Buch, das ich gelesen habe, war ein TKKG-Buch im Italien Urlaub: „Jagt das rote Geisterauto“. Ich war sehr stolz, als ich es ganz durchgelesen hatte. Aber an die Handlung kann ich mich nicht mehr so genau erinnern. Anders dann bei den Büchern von Enid Blyton, da haben es mir die „Geheimnis um ...“-Reihe und die „Fünf Freunde“-Bücher sehr angetan. Die sollte ich mal wieder lesen.
Dann habe ich schon sehr früh – und ich meine seeehr früh – Star Wars gesehen. Das war damals so, als ob in mir ein Licht angeht. Ich war verliebt in diesen Film und an dieser Liebe hat sich bis heute nichts geändert. Im TV habe ich gerne „Flipper“ geschaut. Und „Die Waltons“. Später dann als frischer Teen „Beverly Hills 90210“ und – ganz klar – „Dawsons Creek“. Immerhin dachte ich lange Jahre, die Serie basiert auf meinem Leben. ;)


Welches ist dein Lieblingsmoment, betrachtest du den gesamten Prozess des Schreibens? Die zündende Idee? Das Recherchieren? Das erste Kapitel? Die akzentuiert gesetzte Pointe? Das Formulieren des Cliffhangers? Oder etwas ganz anderes?

Der größte Lieblingsmoment ist der, wenn das Manuskript zum ersten Mal ausgedruckt vor mir liegt. Ganz frisch aus dem Drucker, ungelesen. Wenn es nur mir gehört, bevor ich es in die Welt loslassen muss. Wenn alles erzählt ist und man die erste Etappe geschafft hat. Das ist ein unbeschreiblich schöner Moment. Danach geht die Arbeit ja erst richtig los. Überarbeiten, streichen, kürzen, längen ...


Hast du als Autorin Schlüsselszenen oder Kapitel, die dir besonders am Herzen liegen und von denen du dir wünschst, dass sie deine Leser genau als solche erkennen?

Es gibt in all meinen Büchern Kleinigkeiten, die ich einbaue und dann hoffe, dass der eine oder andere Leser sie findet. 90% überlesen es vermutlich, oder es fällt ihnen einfach nicht auf. Aber wenn dann jemand schreibt: „Besonders schön fand ich dieses Detail …“ – dann weiß ich, es hat sich gelohnt. Mein idealer Leser und bester Freund, findet diese Stellen immer. Wirklich ausnahmslos. Das freut mich immer riesig.


Welches sind Stilmittel, ohne die ein Werk aus der Feder von Adriana Popescu nicht dasselbe wäre? Welches literarische Werkzeug hast du sozusagen stets griffbereit?

Puh, eine gute Frage. Ich arbeite gerne mit „planting and pay off“. Das habe ich beim Drehbuchschreiben gelernt und nutze es natürlich auch in meinem Romanen. Man erzählt etwas an einem bestimmten Punkt im Buch, ganz nebenbei, man „pflanzt“ es also. Und zu einem späteren Zeitpunkt im Buch „erntet“ man es wieder. Das darf man natürlich nicht zu oft machen, aber wenn es geschickt genutzt wird, hat es einen großen Effekt beim Leser. Sonst bediene ich mich, glaube ich, den gängigen Werkzeugen. Vielleicht nutze ich den stream of consciousness auch gerne. Vermutlich unbewußt ;)


Für Layla und Tristan, die charakterstarken Protagonisten deines Romans Lieblingsmomente, spielen Wunderkerzen eine magische Rolle. Eine schöne Idee, wie ich finde, denn sie kommt gleichermaßen minimalistisch wie wirkungsvoll daher.
Doch wir wissen, Wunderkerzen sorgen nicht nur für leuchtende Augen, sondern können ebenso für andere dauerhafte Erinnerungen sorgen: einem Brandloch im Lieblingsshirt. Angenommen, das würde dir in einer lauen Sommernacht bei einer Party wie der, auf der Layla erste Hilfe leistet, passieren. Würdest du dieses „Souvenir“ eher stolz zur Schau stellen oder gewitzt kaschieren? Und wie würdest du das anstellen?

Ist es mein Lieblings-LIEBLINGS-T-Shirt? Aber wenn es eine dieser besonderen Nächte oder Partys ist, dann hat man eine echte Erinnerung an ebendiesen Moment. Man sieht das T-Shirt, das Loch und muss sofort wieder an eben diese [ebendiese] Party denken. Wenn also jemand sagt: „Ui, das Shirt hat ein Loch!“ Dann wäre die passende Antwort: „Das ist kein Loch im Shirt, das ist eine Erinnerung!“ Dennoch möchte ich eine Warnung aussprechen: Do. Not. Burn. My. Robbie. Williams. Shirt. !!!


Die perfekte Kulisse deiner kreierten Lieblingsmomente ist, wie du auf beste Tourguide-Manier in deinem Roman beweist, Stuttgart. Eine Stadt, die nicht deine Geburtsstadt ist und dir dennoch besonders ans Herz gewachsen ist. Wie kam es dazu?

Es war die erste Stadt, für die ich mich entschieden habe. In München wurde ich geboren, dann zogen meine Eltern nach Speyer. Als Kind kann man da nicht mitsprechen, man zieht mit. Wohlgefühlt habe ich mich überall, aber Stuttgart war eben meine Stadt. Ich bin dahin gezogen – ganz alleine – ich habe hier neue Freunde gefunden, meine erste eigene Wohnung, meinen Job beim TV-Set ... alles hat hier gepasst. Ich habe mich sofort wohlgefühlt, gut aufgehoben. Es mag wie ein weiteres Klischee klingen: aber Stuttgart war immer gut zu mir. Ich habe mich einfach in diese Stadt verliebt.


Wenn du Stuttgart mit drei Worten beschreiben müsstest, würden diese wie lauten?

Grün, großartig, unterschätzt.


Deine Hauptfigur Layla findet sich zu gegebener Zeit in der Situation wieder, anstatt in einer geräumigen Wohnung in ihrem überschaubaren Büro zu leben – ob das nun einer ihrer Lieblingsmomente ist oder nicht, lassen wir dahingestellt und die Leser selbst herausfinden. Ging es dir diesbezüglich schon einmal ähnlich wie Layla?

Da ich in einer 1-Zimmer-Wohnung wohne, kann ich da aus meinen Erfahrungen schöpfen. Manchmal muss es nicht die riesige Bude mit der Dachterrasse sein, um glücklich zu sein. Es kommt auch immer darauf an, was man daraus macht. Layla ist ja – zu dem Zeitpunkt – nicht zwingend unglücklich. Glück oder Zufriedenheit hängen nicht mit der Größe einer Sache zusammen. Zumindest sehe ich das so.


Neben deinen markanten und Identifikationspotential bietenden Hauptfiguren ist es dir gelungen, die Nebenrollen mit einer Reihe eigenständiger Charaktere zu besetzen. Darunter befindet sich der Sänger und Liedtexter Thomas Pegram, der deinem Roman einen facettenreichen und mit Emotionen gespickten Soundtrack wie auf den Leib geschrieben hat. Wie hat es sich beim Schreiben angefühlt, eine Person aus dem realen Leben, die dir gut bekannt ist, in die Handlung deines Romans einzubetten? Immerhin wagst du damit einen kleinen Spagat, der Realität und Fiktion verbindet.

Neben Thomas tauchen ja auch noch andere reale Personen aus Stuttgart auf. Es war mir wichtig, auch einige Menschen aus Stuttgart in die Geschichte zu bauen, damit man wirklich das Gefühl hat: „Wow, diesen Tristan oder diese Layla könnte es wirklich geben.“ Wenn man also mal durch Stuttgart läuft, am Schlossplatz einen Kaffee trinkt, könnte Tristan also wirklich irgendwo im Gras liegen oder am Nebentisch sitzen. Wenn ich schon einen Musiker im Buch beschreibe, dann also auch einen echten. Hier war es natürlich eine Herausforderung, ihn auch gut zu beschreiben, so wie er ist. Er sagt, es wäre mir gut gelungen, das freut mich natürlich sehr.


Könntest du dir selbst vorstellen, Lieder zu schreiben? Inwieweit siehst du Parallelen zum Romanschreiben und was wären für dich dabei die größten Herausforderungen?

Ehrlich gesagt kann ich mir das so gar nicht vorstellen. Ich brauche Platz, Zeit und viele Seiten Papier, um die Gefühle zu erwecken, die Thomas Pegram in wenigen Sätzen und mit einer wunderschönen Melodie erzeugen kann. Sein Song „Lieblingsmoment“ trifft den Inhalt des Buches zu 100% und ich bin nach wie vor sprachlos, wie gut ihm das gelungen ist. Ich bin viel zu unmusikalisch, um einen guten Songtext zu liefern. Wenn meine geschriebenen Worte Thomas allerdings inspirieren, dann freut mich das sehr.


Schreiben kannst du, davon können wir uns alle selbst überzeugen, richtig, richtig gut. Das bescheinigen dir deine Leser und Fans ohne ein Zögern. Doch worin bist du wohl weniger talentiert? Was fällt dir dazu spontan ein?

Ich kann nicht tanzen. Ich kann auch nicht malen. Rechnen liegt mir noch weniger als alles andere. Zahlen und ich, das ist wie eine Katze im Wasser. Nein nein nein! Mich kann man super beim Wechselgeld über den Tisch ziehen, ich merke so was nie. Vielleicht liegen mir deswegen Wörter so sehr?


Zu guter Letzt noch eine Frage, die auf deinen Titel „Autorin mit Herz und Hut“ Bezug nimmt. Mit ganz viel Herz und Kreativität widmest du dich deinen (Buch-) Projekten. Und der Hut vervollkommnet deinen Auftritt. Wie kam es zu der Verbundenheit zu diesem modischen Accessoire? Seit wann begleitet dich der Hut? Und wie viele von den guten Stücken dekorieren deine vier Wände daheim?

Als Teenager habe ich oft Kappen getragen. Ich mochte sie einfach und hatte bestimmt an die 50 Stück. Es war also einfach, das passende Geschenk zum Geburtstag zu finden. Im Winter decke ich mich jede Saison aufs Neue mit Mützen ein, alles ist erlaubt. Aber ab Frühling bis in den Herbst trage ich Hüte. Ich liebe sie einfach. Angeblich stehen sie mir auch. Insgesamt habe ich jetzt sechs Hüte, die alle abwechselnd zum Einsatz kommen. Aber es werden bestimmt noch mehr. Sie sind auch perfekt, um einen Bad-Hair-Day (und davon gibt es genug) geschickt zu kaschieren.


Nochmals herzlichen Dank dafür, dass du dir die Zeit fürs Beantworten meiner Fragen genommen hast. Da wäre noch vieles mehr, mit dem wir dich löchern könnten. Doch wie heißt es so schön: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist – vorerst jedenfalls. Bazinga!

Danke für die tollen Fragen! Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, sie zu beantworten Und ja: Bazinga! 

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So, nach diesem herrlichen Plausch aus dem Nähkästchen seitens Adriana Popescu, ist es nun an euch, mir/uns die Antwort auf folgende Frage, der sich auch Adriana gewidmet hat,  zu geben: 

Mit welchem Buch eurer Kindheit und Jugend verbindet ihr wahre, unverfälschte Lieblingsmomente, die in Erinnerung bleiben?

Kommentiert die Frage entweder unter diesem Blogartikel oder unter dem entsprechenden Post zu diesem Beitrag auf Facebook bis einschließlich zum 20.09.2013 und sichert euch damit die Chance, eines der äußerst begehrten und hübschen Exemplare von Lieblingemomente zu gewinnen*. Fantastisch, oder? 



Ein solches Buch könntet IHR bald in Händen halten:



Der Piper Verlag weiß, was er tut und ich unterstütze ebenjenes Anliegen sehr. An dieser Stelle möchte ich Simone Seitz aus der Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit danken, die mich zu diesem Lieblingemoment hier mit ins Boot geholt hat.

Lange Rede, kurzer Sinn: Lasst euch gesagt sein: Mitmachen lohnt sich auf jeden Fall!!! 

In diesem Sinne: Mach jeden Moment zu einem Lieblingsmoment!





* Kleingedrucktes:

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der Versand des Buches erfolgt durch den Piper Verlag. Der Gewinner/die Gewinnerin wird offiziell hier auf dem Blog bekanntgegeben und hat im Anschluss fünf Tage Zeit, sich zu melden. Sollte diese Frist überschritten werden, erfolgt eine Neuauslosung. Eure Adresse, die ich in Erfahrung bringe und anschließend an den Verlag weiterleiten werde, wird zu keinem anderen Zweck verwendet als dem Versand des Gewinns. Ihr müsst mindestens 18 Jahre alt sein, um an der Verlosung teilnehmen zu können, andernfalls benötige ich eine Einverständniserklärung eurer Eltern per E-Mail. Um an dem Gewinnspiel teilzunehmen, müsst ihr nicht zwangsläufig Leser meines Blogs sein, jedoch wünsche ich mir ein ehrliches Interesse an dem Buch.


Mittwoch, 11. September 2013

[Buchpost] Ein Tollpatsch mit Starpotential?

Wieder einmal sprach mich ein Buch an, weil sich die Handlung um große Tagträumereien, gewagte Ambitionen und einen Hang zum zielsicheren Fettnäpfchenfinden rankt. Hach ja, immer dieses Beuteschema ... 

Wie dem auch sei, Pink, ein Imprint von Oetinger Taschenbuch, hat mit Allein unter Superstars von Sonja Bullen ab September 2013 ein Jugendbuch im Programm, dessen Thematik mit Sicherheit nicht die Neuerfindung des Rades ist, aber dennoch eine gehörige Portion Lesespaß in Aussicht stellt. Sich davon zu überzeugen, ist dementsprechend eine meiner nächsten Missionen. 


P.S.: Wer weiß, die Vorzeichen mögen gar nicht schlecht stehen, dass dieses Buch einen Hit landen kann, schließlich ist Pink (die Sängerin) auch ein Superstar. Eine weit, weit geschlagener Bogen, ich weiß, allerdings nicht von der Hand zu weisen.


Montag, 9. September 2013

[Buchmesse] Nicht mehr lang, dann ...

Wie die Zeit verfliegt: Noch vor einem halben Jahr fieberten wir der Buchmesse in Leipzig entgegen und nun klopft bereits das nächste Highlight für Leseratten, Literaturliebhaber, Autoren und Verlage an die Tür die Frankfurter Buchmesse
Vom 09. bis zum 13. Oktober 2013 (sprich: in einem Monat) lädt ein heiteres, buchstabenreiches und bunt bebildertes Treiben rund um das geschriebene Wort nationale und internationale Gäste, die allesamt die Liebe zu Büchern verbindet, ein. 




Ein Event, das Einblicke in die aktuellen und kommenden Trends der Buchbranche geben wird. Eine Zusammenkunft großer und kleiner Autoren, vielfältige Schwerpunkte setzender Verlage, begeisterter Blogger und bekennender Bücherfresser. Nicht weniger wird der diesjährige Ehrengast BRASILIEN für Stimmung sorgen. Wer also dem Buchevent des zweiten Halbjahres beiwohnen kann/darf/wird, den erwartet zweifelsohne ziemlich viel Grandioses.


Sonntag, 8. September 2013

[Sonntagsbrunch] Am 08. September 2013


Einfach einmal die Seele baumeln lassen ...


~ eingefangen im Vorbeifahren (Deutschland) ~


Freitag, 6. September 2013

[Rezension] Wer morgens lacht (Mirjam Pressler)

Mirjam Pressler: Wer morgens lacht 

Der seit Generationen bekannten Autorin Mirjam Pressler gelang es, mit jenem Werk eine Stück Lektüre für Heranwachsende und Erwachsene gleichermaßen zu schaffen, dessen Thematik keinesfalls leichte Kost darstellt. 
Messerscharf und entwaffnend offenbart die Autorin Einblicke in die zerrissene Seele einer Protagonistin, die sich den verdrängten und dennoch allgegenwärtigen Schatten der Vergangenheit stellen muss, um zu verstehen, zu vergeben, loszulassen.
Danke dem Beltz & Gelberg Verlag für dieses Exemplar!


~ Rezension ~

Die eine Erinnerung, die du dir eingestehen musst, ehe du dich selbst verlierst.

Marie umgab eine gebieterische Aura, die ihre Schwester Anne zum einen hasste, zum anderen jedoch Anlass zur Eifersucht gab. Schon als Kinder waren die beiden Mädchen wie Feuer und Wasser. Eine Beziehung, die für Spannung und Missgunst, Verletzung und Neid sorgte. Als Marie dann als Teenager von einem Tag auf den anderen spurlos verschwand, legte sich ein Schleier aus Taubheit, aber auch der Rebellion um Anne. Bis heute verfolgen sie nicht nur Erinnerungen an ihre verschollene Schwester, sondern die deutliche Stimme Maries, die ihr bis jetzt – sieben Jahre nach dem ungeklärten Vorfall, der die Familie in eine Schockstarre versetzte – zermürbende Vorwürfe macht. Doch was ist real und was findet ausschließlich in Annes Kopf statt? Nur ein letzter Schritt wird die entscheidende Klarheit bringen!

Mit brennender Intensität und unverhohlener Ernsthaftigkeit schmückt Mirjam Pressler ihr Jugendbuch Wer morgens lacht aus. Eine Familiengeschichte mit großem Tiefgang wird erzählt und hinterlässt ihre Spuren.

Unerschrocken und zum Teil erschreckend ehrlich gewährt die Protagonistin Anne, die sich als Kind stets als das fünfte Rad am Familienwagen fühlte und deren Teenagerzeit vom unerklärlichen Verschwinden ihrer Schwester überschattet worden ist, Einblicke in ihr Seelenleben. Eine emotionale Berg- und Talfahrt beginnt, als sie sich dazu entschließt, endlich den Geistern der Vergangenheit die Stirn zu bieten. Marie lernt der Leser ausschließlich aus Erzählungen kennen, die einen gallebitteren Beigeschmack hinterlassen. Insgesamt spielen Familienbanden eine signifikante Rolle, zeigt die Autorin mit viel Empathie wie unterschiedlich eine solches Netzwerk gestrickt sein kann.

Der Leser begibt sich gemeinsam mit Anne auf eine Reise, die von subjektiven Empfindungen, Wünschen und Hoffnungen gespickt ist. Dabei wird stets in eine Welt abgetaucht, die den Facettenreichtum zwischenmenschlicher Beziehungen herausstellt. Zum Teil verschwimmen Realität und Vorstellungskraft durch ein Gewissen, das mithilfe der lebhaften Erinnerungen an Marie personifiziert wird.

Dass es sich hierbei um ein Buch handelt, welches ernste, unsanfte und schockierende Töne anschlägt, muss dem (jungen) Leser bewusst sein. Lethargie einerseits, aktive Anteilnahme anderseits werden in die Waagschale geworfen. Trostlosigkeit, Verzweiflung, Machtlosigkeit pflastern einen Weg, an dessen Ende eine Serie von Enthüllungen steht, die aufhorchen lassen, nachdenklich stimmen.

Mithilfe eines durch Redewendungen und Lebenserfahrungen an Plastizität gewinnenden Schreibstils, der zugleich mit unverschnörkelter Präzision aufwartet, transportiert Mirjam Pressler die kreierte Atmosphäre ohne Mühen. Auffällig ist ebenfalls die Entscheidung der Autorin, die wörtliche Rede ohne die üblichen Satzzeichen in den Text zu integrieren, was sowohl Irritation als auch Konzentration nach sich ziehen kann.

Mich berührte die Gedankenfülle dieses Werkes auf den unterschiedlichsten Ebenen sehr, wobei Mitgefühl und Sprachlosigkeit sich die Klinke in die Hand gaben. Eine Geschichte, deren Endgültigkeit unergründlich zu sein scheint und welche die Fragen nach Moral, Gerechtigkeit und Pflichtgefühl in ein Licht rückt, das emporhebt oder schmerzlich brennt – je nach Perspektive.

F★ZIT: Beklemmend. Einfühlsam. Bitter.